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Das Begraebnis des Paten

Das Begraebnis des Paten

Titel: Das Begraebnis des Paten
Autoren: Tapani Bagge
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einiges erledigen. Falls er der Boss des Clubs bleiben wollte.
    Erst als der Volvo weggefahren war, stand Hurme auf und holte die Taschenlampe und den Geldkoffer aus dem Van. Im Schneegestöber ging er ein Stück an der Straße entlang und dann zum Aussichtsturm hinauf. Die Tür war nicht abgesperrt. Er knipste die Taschenlampe an, ging um die Treppe herum und fand darunter einen kleinen Schrank. Darin lag ebenfalls ein Aktenkoffer. Er machte ihn auf. Die Eiskristalle in den Plastikbeuteln blitzten im Licht der Taschenlampe wie Schneeflocken.
    Als Hurme mit dem Koffer voller Stoff aus dem Turm kam und die Tür hinter sich zumachte, wurde es mitten in der Dunkelheit des Abends schlagartig helllichter Tag. Hurme erstarrte im Scheinwerferlicht wie ein geblendeter Maulwurf. Und hielt sich zusätzlich mit der linken Hand die Augen zu.
    »Hände hoch! Polizei.«
    Hurme überlegte kurz. Könnte er mit dem Koffer unterm Arm in den Wald rennen?
    Wahrscheinlich hatten sie ihn umzingelt. Sie würden ihn sofort stellen, falls er sich vorher nicht auf dem steilen Hang das Genick brach. Keine der beiden Varianten war verlockend.
    »Hände hoch!«, wurde nun noch lauter gerufen. »Polizei!«
    Hurme ließ den Koffer fallen, hob die rechte Hand, spreizte die Finger der linken ein wenig und sah zwischen ihnen hindurch. Aus der Helligkeit heraus kam Nikkilä auf ihn zu, mit gezückten Handschellen. Das bläuliche Licht leuchtete von hinten durch seine Haare und Koteletten, dass es so aussah, als würden sie auf kleiner Flamme brennen.
    »Polizei?«, sagte Hurme. »Ich dachte schon, es wäre der Fürst der Finsternis.«
    »Das ist mein Zweitname«, sagte Nikkilä. »Dreh dich um und leg die Hände an die Wand! Beine auseinander!«
    Hurme drehte sich um. Er hatte keine Lust mehr, etwas zu sagen.

42
    »Hurme war das ganze Wochenende über außergewöhnlich still«, sagte Nikkilä ins Telefon. »Gestern ist er unter dem Verdacht, an einem schweren Drogendelikt beteiligt gewesen zu sein, verhaftet worden. Er hat schon zwei Haftstrafen wegen Körperverletzung auf dem Buckel, also wird er ordentlich was aufgebrummt kriegen.«
    »Das heißt, Hurme wird seine Bande mindestens ein paar Jahre lang vom Knast aus anführen müssen«, meinte Leila. »Falls ihn keiner aus dem Weg räumt.«
    »In die Richtung könnte es gehen. Ich hab das Gefühl, dass Hurmes Leute den Verdacht hegen, er könnte was mit dem Tod von Izzy und Ozzy zu tun haben.«
    »Aber ihr könnt ihm das nicht nachweisen. Oder?«
    »Schaun wir mal. Noch haben wir nichts, aber die Technik hat schon öfter Wunder vollbracht.«
    »Hurme ist ein Profi. Der macht nicht so leicht einen Fehler.«
    »Aber er hat am Samstag das Geschäft mit Raija Repo gemacht, und das haben wir komplett auf Video, Tonband und Fotos. Zum Test hatte er sich in seinem Van etwas von dem Speed gespritzt und bei der Gelegenheit auch Gras geraucht.«
    »Nicht der erste Dealer, der von der eigenen Fuhre frisst.«
    »Stimmt. Kommst du bald wieder arbeiten?«
    »Nicht so bald. Ich werde wahrscheinlich die ganze Elternzeit nehmen.«
    »Scheiße, Mensch! Ich halte diesen Rahila nicht mehr aus. Der Kerl ist so jung, der weiß gar nichts. Für den gehört Olavi Virta zur Antike.«
    »Und die neue Chefin?«
    »Die wilde Hanna? Die hat es in sich, aber man kommt mit ihr klar. Außerdem guck ich lieber sie an als Kukkamäki.«
    »Das glaube ich. Hat der eigentlich sein Buch fertig?«
    »Keine Ahnung. Er hat diese Woche noch Urlaub. Wahrscheinlich läuft sein Laptop gerade heiß.«
    »Wieso bist du eigentlich noch zu Hause?«, wunderte sich Leila. »Es ist doch schon acht vorbei.«
    »Rahila und ich haben heute frei. Hannaleena hat das angeordnet, weil unser ganzes Wochenende mit den Wasserleichen und Hurme draufging.«
    »Scheint ja eine richtig menschliche Chefin zu sein.«
    »Na ja«, sagte Nikkilä. »Es geht.«
    Nachdem das Gespräch beendet war, überlegte Nikkilä kurz, ob er den Hausmeister anrufen sollte, ließ es aber bleiben. Die Situation war zu peinlich.
    Am Montagabend war Nikkilä gegen sechs Uhr nach Hause gekommen, hatte eine LP von Olavi Virta aufgelegt, diejenige, auf der »Vollmond« drauf war, und dann sowohl seine Dienstwaffe, die Neun-Millimeter-Glock, als auch seine ehemalige Dienstwaffe, die achtunddreißiger Smith & Wesson, auf dem Wohnzimmertisch bereitgelegt und aus dem Küchenschrank die Wodkaflasche geholt. Damit war alles bereit gewesen für einen traditionellen Waffenreinigungsabend. Er hatte
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