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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger
Autoren: Stephan Russbuelt
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Prolog
    Viele Geschichten ranken sich um die großen Krieger von Nelbor. Einige waren bereits zuvor Helden und brachten ihre eigenen Abenteuer aus der Vergangenheit mit, andere wurden erst zu Berühmtheiten, weil man Geschichten um sie spann – verdient oder nicht.
    Doch es gab auch große Krieger, deren Namen man nur flüsterte, und deren Geschichten man am besten für sich behielt. Einer von diesen dunklen Helden war Grind, der König der Trolle. In zahllosen Erzählungen rühmten sich Lords und Feldherrn der Menschen mit seinem Tod. Doch wie es wirklich war, wussten nur wenige.
    Grind saß in seiner Höhle im Schwarzmoor. Ein umgestürzter Baum krönte den Eingang zu seinem Verlies und schien mit ihren langen knorrigen Wurzeln nach jedem zu greifen, der es wagte, sich dem Herrn der Trolle zu nähern. Grölendes Gelächter drang durch die engen Tunnel an die Oberfläche und wurde vom Wind fortgetragen. Grind hatte es sich auf seinem Wurzelholzthron gemütlich gemacht und schüttete sich den Rest aus einem kleinen Fass Zwergenbier in den Rachen. Laut gurgelnd ließ er sich das Gebräu über die Unterlippe am Kinn herabrinnen.
    »Fangt mir ein paar von diesen Zwergen«, brüllte er. »Wir werden sie halten wie Schweine im Pferch. Dafür, dass ich ihr Leben verschone, müssen sie mir jeden Tag ein Fass Bier brauen.«
    Die um den Tisch versammelten Goblins brachen in gehässiges Gelächter aus. Jeder wusste, dass sie zu feige und zu schwach waren, um auch nur einen Zwerg in ihre Gewalt zu bringen. Grind hielt sich diese geringsten Kreaturen Tabals als Diener. Genauer gesagt hatten diese sechs Goblins nur zwei Aufgaben im Gefolge des Trollkönigs: Zum einen besorgten sie Ratten aus den Städten der Hüttenbauer und brachten sie Grind, damit er sich an diesen Leckerbissen gütlich tun konnte. Zum anderen hatten sie die Aufgabe, bei dem Festschmaus darauf zu achten, dass die Nager nicht vom Tisch flüchteten, während Grind mit der Fleischforke nach ihnen stach, um sie dann am Stück zu verschlingen.
    Heute war ein guter Tag für die Trolle. Grinds Krieger hatten den Pass auf dem Bergrücken besetzt und eine ganze Ladung Zwergenbier und mehrere Wagen Nahrungsmittel abfangen können. Zur Feier des Tages veranstaltete ihr Herrscher ein Saufgelage mit sich selbst. Sein Durst und seine Machtgier waren schier unersättlich.
    »Bringt Tusfell her!«, schrie er, ohne zu bemerken, dass selbige bereits eine ganze Weile schräg hinter seinem Thron stand.
    »Ich bin hier, Herr«, zischte sie.
    Grind zuckte zusammen. »Du bist einfach zu hässlich, um so leise zu sein. Ich sollte dir eine Glocke umhängen, damit ich mich nicht irgendwann zu Tode erschrecke, wenn du dich wieder einmal anschleichst.«
    Der überaus spritzige Charme des Trollkönigs sorgt für nur wenig Erheiterung bei den anderen Gästen. Die meisten fürchteten die Schamanin Tusfell ebenso wie ihren König.
    »Ihr habt mich gerufen?«, sagte Tusfell und überging Grinds Beleidigung einfach.
    »Hast du die Knochen befragt, wie ich es dir aufgetragen habe?«
    Tusfell holte einen ledernen Beutel hervor und löste das Band, mit dem er zusammengeknotet war. Dann warf sie ihn zu Boden, wobei sich rund zwei Dutzend verschiedenartiger Knochen aus dem Bündel ergossen.
    »Sie sagen immer dasselbe, Herr. Tabal ist stolz auf die Krieger der Trolle, und mit jedem Sieg steigt auch seine Macht. Der Starke soll sich den Schwachen Untertan machen. Doch es seid nicht Ihr, der an der Spitze dieses Krieges steht, sondern jemand, der nach noch mehr Macht strebt, nach göttlicher Macht.«
    Wütend sprang Grind von seinem Thron auf, die Axt zum Schlag erhoben. Vor der Schamanin wirkte er wie ein Koloss. Er schien größer geworden zu sein in den letzten Wochen, und von Tag zu Tag steigerte sich sein Hass auf alle anderen Völker.
    »Du wagst es zu behaupten, dass mir jemand Befehle gibt? Wenn du nicht selbst als Orakel in deinem kleinen Beutel landen möchtest, bist du beim nächsten Mal lieber vorsichtiger mit deinen Behauptungen.«
    Er trat der alten Trollfrau in den Bauch. Tusfell stürzte zu Boden und brachte sich kriechend in Sicherheit.
    »Wie Ihr befehlt«, zischte sie bösartig.

1
Der Rubin
    Die Hammerschläge dröhnten dumpf aus dem Tunnelgang. Der Drachenhorst war schon seit vielen Jahren kein Ort der Magie mehr. In seinem Inneren herrschten nicht mehr Ruhe und Frieden, wie die schlafenden Drachen sie mit sich gebracht hatten. Seit Jahren war dies nun der Ort, den die Oger ihr
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