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Das Begraebnis des Paten

Das Begraebnis des Paten

Titel: Das Begraebnis des Paten
Autoren: Tapani Bagge
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leisten. Bald sollte eine ordentliche Portion in den Verkauf gehen. Zusammen mit dem Cannabis-Geld seiner Mutter würde dieser Eis-Deal den Hof wieder für einige Zeit retten.
    Das konzentrierte Anvisieren wurde jäh unterbrochen, weil Pertsas Ziel die Kurve der Treppe erreicht hatte und von schräg oben auf ihn schoss. Wieder vorbei, aber Pertsa zuckte zusammen, weshalb seine Schrotdusche nicht richtig traf, sondern bloß die Aluminiumtreppe unter dem Mann zerkratzte.
    Pertsa hatte die ganze Nacht und den ganzen Tag im Labor geschuftet, ununterbrochen. Noch ein letzter Klärungsvorgang samt anschließender Abkühlung, dann war die Kristallladung zum Abtransport bereit. Er war zum Pinkeln in die Viehküche gegangen, damit es ihm nicht so ging wie Tex Avery damals. Dem war die Blase geplatzt, weil er das Zeichnen von Basset Droopy nicht hatte unterbrechen wollen, um aufs Klo zu gehen.
    Als Pertsa gerade im Begriff gewesen war, abzuziehen, hatte er draußen jemanden rennen gehört und sofort gedacht: Jemand trampelt in den Stall und findet Mamas Cannabis in der hintersten Box. Sie hatte es von der Sauna dorthin gebracht, nachdem die Blätter getrocknet waren. Hier war es warm und trocken, hier waren sie bis zur Abwicklung des Geschäfts gut aufgehoben.
    Jetzt hörte Pertsa Schritte auf dem Stallboden. Der Eindringling war bereits oben, im Allerheiligsten. Und er war bewaffnet. Pertsa hatte keine Lust, ihm alleine hinterherzurennen.
    Er ging in einer Box in Deckung, nahm sein Handy aus der Gürteltasche und schrieb seiner Mutter eine SMS:
    »Im Stall schleicht einer mit Waffe rum. Ist auf den Boden geflohen. Was tun?«
    Gleich darauf kam vibrierend die Antwort:
    »Ich komme mit Aaltonen. Halt ihn mit Flinte oder Gewehr in Schach. Nichts alleine versuchen!«
    »Ok«, antwortete Pertsa.
    »Was für eine Scheißchemiefabrik ist das hier eigentlich?« rief der Eindringling von oben. »Lauter Reagenzgläser und Kannen und Kocher und so Zeug. Ist das ein Ableger von Kemira oder was?«
    »Pass auf, dass du nichts umstößt!«, rief Pertsa. »Die Stoffe sind äußerst empfindlich ...«
    »Empfindlich? Kriegen die einen Ausschlag, wenn man sie anfasst?«
    »Die explodieren leicht.«
    »Du willst mich verarschen. Aber das klappt bei einem Wolf von Seinäjoki nicht. Ich mach, was ich will ...«
    Pertsa versuchte auf Zeit zu spielen:
    »Wie bist du hierhergekommen?«
    »Von drauß vom Walde ... nee, durch das Waldstück da. Aus den Wäldern von Seinäjoki.«
    »Gibt’s in Seinäjoki Wald? Ich dachte, da wär nichts als plattes Feld.«
    »Es gibt gar nichts anderes als Wald. Wald und die Eisenbahn und unser Haus. Damals jedenfalls, als ich noch dort war.«
    »Wann warst du denn dort?«
    »Als ich klein war.«
    »Sag bloß, du bist mal klein gewesen.«
    »Halt kleiner als jetzt. Aber warum erzähle ich dir die ganze Scheiße eigentlich? Was kochst du hier für eine Brühe? Nach Schnaps riecht’s nicht.«
    »Starkdünger«, log Pertsa. »Die Gurken mögen das ganz besonders.«
    »Meine nicht. Und der Gestank geht auf die Lunge. Komm hoch und erklär mir die Anlage, oder ich kipp alles in den Ausguss.«
    »Bloß nicht, dann schmelzen die Plastikrohre! Komm runter, die Dämpfe sind gefährlich. Du kriegst noch einen Hirnschaden.«
    Falls man das bei dem Gehirn überhaupt merkt, fügte Pertsa in Gedanken hinzu und kicherte sich eins.
    »Was kicherst du da unten, du Arsch? Findest du mich vielleicht irgendwie witzig?«
    »Überhaupt nicht. So einen riesigen Idioten wie dich kann man nur ernst nehmen.«
    »Der Kerl wird frech«, hörte er es oben sagen.
    Gleich darauf hörte er auch wieder Schritte auf dem Holzboden und wenig später erschien ein heller Gesichtsstreifen oben an der Treppe. Daneben blitzte ein Mündungsfeuer auf, aber den dazugehörigen Knall hörte Pertsa schon nicht mehr. Mit einem Schlag fingen die Gase, die auf dem Stallboden in der Luft schwebten, Feuer, und alles ging in einer überirdisch hellen Lichtexplosion unter.

39
    Als sie Veke hinter dem Bett aufstehen sah, zwar mit verwundeter Schulter, aber quicklebendig, wusste Leila nicht, ob sie lachen, weinen oder in die Luft gehen sollte. Sie tat weder noch, sondern starrte ihren Patenonkel nur mit sperrangelweiten Augen an und schnappte heftig nach Luft.
    Dann kam es:
    »Veke ... du lebst ja!«
    »Unkraut vergeht nicht«, sagte Veke und warf einen Blick auf den Mann, der auf dem Bett lag. »Obwohl es den da erwischt hat.«
    »Hast du ihn erschossen?«
    »Nein, das
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