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Das Begraebnis des Paten

Das Begraebnis des Paten

Titel: Das Begraebnis des Paten
Autoren: Tapani Bagge
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war Big P«, erklärte Allu mit dem Revolver in der Hand. »Der ist gerade durchs Fenster abgehauen.«
    Tatsächlich war das Küchenfenster zersplittert. Draußen sah man nur Schneegestöber und schwarze Nacht.
    »Was ... was ist passiert?«, wollte Leila von Allu wissen. Sie dachte nicht einmal daran, böse zu sein. »Wir waren nach der Beerdigung in Vehoniemi, und da hat die Besitzerin der Cafeteria gesagt, dass du und Jarkka ...«
    »Hallo, übrigens«, sagte Jarkka.
    Leila sprach weiter zu Allu:
    »Dass du und Jarkka nach Veke und dem Haus hier gefragt habt. Ich hab den Kaffee stehen lassen und bin direkt hierher. Da seh ich draußen einen Van und einen Geländewagen stehen, und drinnen wird geballert wie im Wilden Westen. Was soll der Scheiß?«
    Allu zuckte mit den Schultern und steckte die Waffe in die Jackentasche.
    »Ich weiß nicht so genau. Als wir kamen, kämpfte dein Patenonkel mit den beiden Umgekippten da. Damit er nicht zu überlegen war, hatten sie ihm ein kleines Handicap verpasst: die Hände hinterm Rücken mit Kabelbinder gefesselt und einen Kissenbezug übern Kopf gezogen. Wir haben ihm geholfen und hatten die Lage auch schon fast im Griff, aber dann kam der Dritte: Big P. Die anderen beiden sind Leder und Liima. Von den Schwarzen Engeln. Leder ist bloß ein bisschen aus der Fassung, glaub ich, aber bei Liima sieht’s nicht so gut aus.«
    »Kein Puls mehr«, sagte Jarkka neben dem Bett. Er hatte die Halsschlagader betastet.
    »Danke für eure Hilfe, Jungs«, sagte Veke und drehte ihnen den Rücken zu. Könnte einer von euch noch den Kabelbinder durchneiden?«
    »Wir beide sprechen uns noch«, sagte Leila zu Allu, wobei sie sich Mühe gab, Schärfe in ihre Stimme zu legen. Damit sich der Kerl bloß nicht einbildete, so glimpflich davonzukommen. »Zum Beispiel über deine Waffe da.«
    »Die hab ich mir bei Leder geborgt«, erklärte Allu hastig. »Der braucht sie nicht mehr. Aber keine Sorge, ich hab niemanden damit getroffen.«
    Leila nahm das Taschenmesser aus der Handtasche, klappte die Messerklinge auf und schnitt den weißen Kabelbinder durch. Dann wartete sie ab, bis Veke sich umgedreht hatte und sich die Handgelenke rieb.
    »Und du bist als ungeladener Gast bei deiner eigenen Beerdigung gewesen«, sagte sie.
    Veke grinste unschuldig.
    »Da musste ich doch hin, auch ohne Einladung. So was sind seltene Gelegenheiten. War auch für mich das erste Mal.«
    »Jetzt musst du nur noch ein Gedicht aufsagen, dann ist die Vorstellung komplett.«
    Veke holte bereits Luft, wahrscheinlich in der Absicht, etwas zu rezitieren, aber Leila ging auf ihn los:
    »Du Scheißkerl, kapierst du nicht, dass man so was nicht tut? Lässt andere Leute hinter dir herweinen, obwohl du noch am Leben bist!«
    »Man könnte glauben, es wär dir lieber, mich tot zu sehen«, sagte Veke mit traurigem Blick. »Ich hatte keine Wahl mehr, du. Schulden ohne Ende, und Drohungen von einem Kaliber, dass als Nächstes mindestens eine neue Kniescheibe fällig gewesen wäre. Die beiden da waren hinter mir her, natürlich im Auftrag von ihrem Boss.«
    »Du hast Schulden bei den Schwarzen Engeln«, sagte sich Leila noch einmal vor. »Wieso das denn? Ich dachte, du hast auf Kosten von Raija Repo gelebt?«
    »Von Raija hab ich die Bude hier gekriegt, und ein bisschen Taschengeld, aber das hat für meine Hobbies nicht gereicht. Die sind schon immer ein bisschen teuer gewesen, und für die hab ich dann ja auch bezahlen müssen. Mal mit ein paar auf die Schnauze, mal mit ein paar Monaten Knast.«
    »Nimmst du irgendwelchen Stoff, oder was?«
    Veke winkte ab.
    »Hühnerkacke. Ich spiele. Stud, Toto, Wetten. Alles was vier Buchstaben hat. Oder mehr. Manchmal gewinne ich, aber am Ende verliert man immer.«
    »Und was hat die Spielerei dann für einen Sinn?«
    »Ein Spieler denkt nicht vernünftig. Ein Spieler spielt, weil er sonst nichts kann. Und man weiß nie, wann der Jackpot kommt. Der kann in der nächsten Runde kommen oder beim nächsten Start oder im nächsten Match.«
    »Oder eben gar nicht.«
    »Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Die Spannung kommt ja gerade vom Risiko. Je größer das Risiko, desto spannender. Der Tod ist natürlich das größte Risiko.«
    »Ich muss dir sagen, dass sich mir die Philosophie des Glücksspiels noch nie erschlossen hat«, gab Leila zu. »Und ich kapiere immer noch nicht, wieso du hier bist, und auch noch lebendig. Wir haben dich doch eingeäschert! Dein Tod ist festgestellt worden und man hat sogar eine
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