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Das Begraebnis des Paten

Das Begraebnis des Paten

Titel: Das Begraebnis des Paten
Autoren: Tapani Bagge
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gegenseitig abzuschneiden, das ist bei denen so Usus. Wenn man was vergeigt, kommt der kleine Finger ab. Hurme fehlt er an der linken Hand auch.«
    »Ich weiß. Einem Trottel gehen in so einer Gang schnell die Finger aus.«
    »Dann machen sie wahrscheinlich mit den Zehen weiter. Keine Ahnung ... Ich glaube, ich werde für Hurme keine Aufträge mehr erledigen. Ist mir auf die Dauer ein bisschen zu spannend. Und ich hab das Gefühl, dass Jarkka auch so denkt. Weil sie ja auch ein zweites Kind kriegen, er und Riikka.«
    »Wir nicht«, sagte Leila sofort. »Wolltest du nicht mit allem kriminellem Kram aufhören, als Valto auf die Welt kam?«
    »Ich hab ja auch damit aufgehört. Das Angebot von Hurme kam aus heiterem Himmel, und ich dachte, ich muss da gar nichts Kriminelles machen, auch wenn ich für einen Gangster unterwegs bin. Ich hab ja bloß sein Geld gesucht, quasi wie ein Privatdetektiv. Außer dass ich nicht ständig besoffen bin, im Gegensatz zu Grönholm.«
    »Erzähl mir bloß keine Geschichten!«
    »Ehrlich wahr, ich ...«
    »Halt die Schnauze!«
    Leila hielt Allu am Ärmel fest, drückte ihn an eine Birke und legte ihm den Finger auf die Lippen. Ihr Finger war kalt, aber nachdem sie Allu zum Schweigen gebracht hatte, küsste Leila ihn mit Wärme. Allu hielt Valtos Kindersitz in der rechten Hand, legte Leila die linke Hand auf den Rücken und drückte sie an sich.
    Leila zog den Kopf ein Stück zurück, schaute Allu mit einem halben Lächeln in die Augen und fragte:
    »Wie viel hat Veke von Hurme geklaut?«
    »Hunderttausend«, sagte Allu, bevor er nachdenken konnte.
    Leila befreite sich aus der Umarmung und rannte zum Knechthaus. Allu folgte ihr vorsichtig, um den Jungen nicht fallen zu lassen. Valto schlief immer noch. Der Sitz schaukelte im Gehen und war dadurch eine perfekte Wiege.
    Im Wald verlor Allu Leila aus den Augen, aber vor dem Holzhaus traf er sie wieder. Jarkkas Geländewagen war verschwunden, und sie fanden weder Jarkka noch Veke im Haus vor. Nur Liima lag auf dem Bett und Leder neben der Tür auf dem Fußboden.
    Allu stellte Valto ab und schaukelte ihn. Leila sah ihn ernst an.
    »Jarkka wird Veke doch nicht zu Hurme bringen?«
    »Warum sollte er? Wir haben ihn doch vor Leder und Liima gerettet.«
    »Vielleicht wolltet ihr euch bloß euer Honorar sichern.«
    »Was denkst du eigentlich von mir?«, empörte sich Allu.
    Leila breitete die Arme aus und seufzte schwer.
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß wirklich nicht, was ich von dir denken soll.«
    »Wie wär’s mit was Gutem und Schönem?«
    Leila streckte die Hand nach Allu aus.
    »Gib mir die Waffe.«
    »Leders Revolver, meinst du?«
    »Hast du noch mehr?«
    »Nein, ich dachte nur ...«, sagte Allu, zog die Knarre am Lauf aus der Tasche und hielt sie Leila hin. »Du willst mich doch nicht erschießen?«
    Leila schnappte sich das Eisen, dabei riss das Korn die Haut an Allus Daumen auf. Er steckte ihn in den Mund und lutschte daran.
    »Du bist verhaftet«, sagte Leila.
    »Wofür?«, wunderte sich Allu.
    »Für all den Kummer, den du mir bereitet hast.«
    »Kriegt man für so was viel aufgebrummt?«
    »Mal sehen, ob lebenslänglich reicht.«
    »Dann sag halt gleich mehrfach lebenslänglich.«
    Leila schob die Waffe in ihre Lederjacke, nahm Allu den Daumen aus dem Mund und leckte seine Wunde. Küsste sie.
    Es dauerte eine Weile, bis Allu es wagte, den Mund zuzumachen.

41
    Die Schneeflocken blitzten im Licht der Scheinwerfer auf wie Eiskristalle. Methamphetaminkristalle. Hurme hielt mit seinem violett-weißen Dodge Ram auf dem Parkplatz des Automuseums Vehoniemi und stellte Motor und Stereoanlage ab, in der gerade »Highway to Hell« von AC/DC gedröhnt hatte. Autobahn zur Hölle. Befand er sich gerade auf so einer?
    Es war sechs Uhr und bereits dunkel. Außerdem schneite es so stark, dass man das Holzgeländer vor dem Auto gerade so erkennen konnte, dank der Parkplatzbeleuchtung. Dass hinter dem Geländer ein steiler Hang abfiel, konnte man nur ahnen.
    Hurme merkte, dass er mit den Kiefern mahlte, und zwang sich, damit aufzuhören. Er trank einen Schluck Cola, um den Gaumen zu befeuchten. Immer stärker drängte der Frust an die Oberfläche. Im ganzen Club war kein einziges Gramm Speed aufzutreiben gewesen. Hölttä hatte sicher was gehabt, aber nichts rausgerückt, der Scheißkerl. Er hatte überhaupt einen seltsamen Eindruck gemacht, war auch ganz komisch gegangen, breitbeinig wie ein kastrierter Hund. Angeblich war er gegen ein Geländer
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