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Das Begraebnis des Paten

Das Begraebnis des Paten

Titel: Das Begraebnis des Paten
Autoren: Tapani Bagge
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gerade die Flasche aufgemacht, aber noch nichts getrunken, als es an der Tür läutete. Seine Chefin stand davor, im schwarzen Mantel, und wollte reinkommen.
    Nikkilä ließ sie in die Wohnung, auch wenn er sich ärgerte, weil sein freier Abend in die Binsen zu gehen drohte. Kaum war die Tür zu, zog Hannaleena eine Flasche teuren Whisky aus der Manteltasche, überreifen Ballantines oder so ähnlich, und der anderen Manteltasche entnahm sie Handschellen. Beides überreichte sie Nikkilä, dann knöpfte sie den Mantel auf und ließ ihn fallen.
    Abgesehen von den Winterstiefeln war die Chefin darunter vollkommen nackt gewesen.
    Am nächsten Morgen war Nikkilä in seinem Bett aufgewacht, hier, im Alkoven des Apartments. Ohne Kleider, aber mit gnadenlosen Kopfschmerzen. Und mit Handschellen am Heizkörper fixiert.
    Der Klingelton seines Handys hatte ihn geweckt, »Der silberne Mond«. Es lag auf dem Nachttisch, er kam gerade dicht genug heran, um mit der Nase die entsprechende Taste drücken zu können und das Gespräch anzunehmen.
    Aber nun, da es beendet war, befand er sich noch immer allein in seiner Wohnung, nackt und mit Handschellen an den Heizkörper gefesselt.
    Zum Glück waren die Jalousien heruntergelassen, ansonsten hätten alle Passanten auf der Aulangontie hereinschauen können.
    »Hannaleena«, sagte Nikkilä vorsichtig.
    Keine Antwort. Die Frau hatte sich wie ein Traumbild in Luft aufgelöst. Aber Nikkilä erinnerte sich und hatte genug körperliche Empfindungen, um zu wissen, dass er nicht geträumt hatte. Es war tatsächlich passiert.
    Wie aber käme er von den Handschellen los?
    Ein Schlüssel war in der näheren Umgebung nicht zu sehen. Auch nicht in der weiteren. Nikkilä fiel ein, dass schon einmal Handschellen mit Büroklammern geöffnet worden waren, aber auch so eine lag nicht in Reichweite. Da war nur die Matratze mit dem weißen Laken auf der Pritsche. Die Decke war auf den Fußboden gerutscht und das Kissen lag am anderen Ende des Bettes, wo er normalerweise den Kopf hatte. Und das Handy lag auf dem Nachttisch, neben zwei leeren, aber nach Whisky riechenden Zahnputzgläsern. Die Flasche war weg. Er erinnerte sich, sie irgendwann unters Bett geschoben zu haben. Wo auch die leere Wodkaflasche liegen musste.
    An die Nachttischschublade kam Nikkilä nicht heran, aber die dürfte ohnehin nichts Brauchbares enthalten. Die Waffen lagen noch immer auf dem Couchtisch, am anderen Ende des Raums.
    Heißes Wasser strömte durch den Heizkörper. Es sengte die Härchen und die Haut an, wenn man zu nahe an das weiße Metall herankam. Auch die Handschellen wurden heiß und bissen sich außerdem in die Handgelenke. Durch die unnatürliche Haltung taten bereits Schultern und Nacken weh. Der Kater trocknete den Mund aus.
    Scheiße! Nikkilä regte sich auf. Er konnte doch nicht den ganzen Tag hier splitterfasernackt herumliegen. Ohne Decke wurde es außerdem kalt. Er stieß sich vom Bett ab und drückte die Hände nach oben. Zunächst passierte nichts, nur das Bett knarrte. Dann knirschte es, und das Zuflussrohr brach aus dem Heizkörper.
    Heißes Wasser spritzte ins Zimmer. Es traf Nikkilä im Rücken und brachte ihn zum Brüllen. Er war inzwischen aufgestanden und machte nun einen Satz nach vorne, prallte gegen den Couchtisch und warf ihn um. Hastig hob er seine beiden Handfeuerwaffen vom Fußboden auf, damit sie bei der Überschwemmung bloß nicht nass wurden. In Handschellen war das nicht einfach, auch wenn er sie vor dem Bauch und nicht hinter dem Rücken hatte.
    In dem Moment ging die Wohnungstür auf und Hannaleena kam mit einer Plastiktüte herein. Nikkilä stand nackt vor ihr und richtete gleich drei Waffen auf sie. Dank der Handschellen standen sie dicht in einer Reihe.
    »Nikkilä und seine drei Flinten«, sagte Hannaleena und fing an zu lachen.
    Nikkilä ließ die Waffen sinken.
    »Ha ha.«
    »Ich ... ich war einkaufen ...«, stammelte Hannaleena mitten im Lachanfall, » ... Eier ... Eier und Speck ... zum Frühstück für meinen Mann. Ich hab mir deinen Hausschlüssel geborgt ...«
    Nikkilä bugsierte die Glock und die Smith & Wesson aufs Bücherregal und rettete eilig seine Olavi-Virta-Plattensammlung vor der Flut – so eilig, wie es mit den Handschellen eben möglich war.
    »Hättest du mich angerufen, dann hätte ich dir alles erklärt«, sagte Hannaleena und drehte das Wasser am Heizkörperventil ab. Der Schlüssel dafür hing an Nikkiläs Schlüsselbund. »Das kleben wir mit Isolierband zu, dann
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