Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Al Wheeler und die Millionärstochter

Al Wheeler und die Millionärstochter

Titel: Al Wheeler und die Millionärstochter
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
1
     
    Paradise Beach ist im Sommer
der Spielplatz für die Stinkreichen, die sich die Intimsphäre eigener Villen
mit Siebzigmeter-Fassaden in Richtung des Pazifischen Ozeans leisten können.
Die Reihe der Millionärsbauten verläuft parallel zum Strand.
    Ich hielt vor einem
zweistöckigen weißen, mit Stuck verzierten Haus und stieg aus dem Wagen. Es war
Mittag, die Sonne brannte erbarmungslos vom wolkenlosen Himmel, den Strand
herauf wehte nur der Hauch einer Brise. Ich trat unter den Säulenvorbau und drückte
auf den Klingelknopf.
    Ein paar Sekunden später wurde
die Tür geöffnet und vor mir stand eine Blondine, die mich so hochmütig
anstarrte, als sei ich die Putzfrau und mindestens eine Viertelstunde zu spät
eingetroffen. Die Lady war schätzungsweise Ende Zwanzig, groß, schlank und
elegant. Ihr Haar hatte die Farbe guten Bourbons, ihre Augen waren eisblau. Die
füllige Unterlippe stand im Gegensatz zu dem spröde verzogenen Mund. Sie trug
eine weiße Seidenbluse, die sich gegen die kleinen, spitzen Brüste preßte, und
dazu einen knielangen blauen Baumwollrock. Die nackten Beine waren hübsch
geformt und von der Sonne bronzebraun getönt.
    »Ja?« sagte sie kalt.
    »Ich bin Lieutenant Wheeler vom
Büro des Sheriffs«, sagte ich. »Sie haben einen Mord gemeldet — oder bin ich
hier an der falschen Adresse?«
    »Die Adresse ist richtig«,
erwiderte sie. »Ich finde das Ganze sehr peinlich, Lieutenant. Von den
Unannehmlichkeiten ganz zu schweigen.«
    »Wenn es sich nur um
Unannehmlichkeiten handelt, ist das Opfer vermutlich Ihr Ehemann«, sagte ich
unschuldig.
    »Soll das ein Witz sein?« Sie
holte tief Luft, was optisch durch ihre Brustwarzen, die sich gegen die dünne
Seide ihrer Bluse drückten, erkennbar war. »Das Opfer ist zufällig jemand, den
ich in meinem ganzen Leben noch nie gesehen habe. Das nur zu Ihrer Information.
Ich bin zwei Tage vor den anderen hierhergekommen, um das Haus für den Sommer
in Ordnung zu bringen. Als ich ins Wohnzimmer trat, fand ich die Leiche.
Daraufhin rief ich im Büro des Sheriffs an, und nun habe ich Sie auf dem Hals.«
Sie schnaubte ärgerlich. »Das war offensichtlich mein erster Fehler.«
    »Falls Sie sich jetzt
erleichtert fühlen, könnte ich vielleicht einen Blick auf die Leiche werfen?«
schlug ich vor.
    »Nun ja, vermutlich ist es doch
besser, Sie kommen herein«, erwiderte sie zögernd.
    Das Haus machte einen
unbewohnten Eindruck und roch muffig. Ich trat durch die geöffnete Tür ins
Wohnzimmer, während die Blonde draußen in der Diele wartete. Das gesamte
Mobiliar war noch mit Staubüberzügen versehen, was dem Raum etwas total
Unpersönliches verlieh. Die Leiche lag mitten im Zimmer, so als wäre das
absichtlich so arrangiert worden. Es handelte sich um ein Mädchen mit kurzem,
schwarzem Haar, dessen Hände auf dem Rücken gefesselt waren; auch die Knöchel
waren zusammengebunden. Jemand hatte dem Mädchen eine durchsichtige Plastiktüte
über den Kopf gezogen und mit einer fest zusammengezogenen Drahtschlinge um den
Hals zugeschnürt. Das Gesicht der Toten war noch vom Todeskampf verzerrt. Es
war nicht zu erkennen, wie attraktiv sie, als sie noch lebte, gewesen sein
mochte. Aber der feste, rundliche Körper verriet, daß sie noch sehr jung
gewesen sein mußte. Die völlige Nacktheit hatte irgendwie etwas Obszönes.
    Da ich im Augenblick nichts
weiter unternehmen konnte, fragte ich die Blonde, ob ich ihr Telefon benutzen
könne.
    »Nur zu«, sagte sie. »Ich bin
hinten in der Küche.«
    Ich rief im Büro an und bat den
diensthabenden Beamten, den Coroner und Sergeant Sanger vom Kriminallabor
herauszuschicken. Dann ging ich in die Küche.
    »Ich mache gerade Kaffee«,
sagte die Blonde. »Wollen Sie auch eine Tasse?«
    »Danke, ja. Wann sind Sie hier
eingetroffen?«
    »Vor ungefähr einer Stunde«,
erwiderte sie. »Ich habe sofort im Büro des Sheriffs angerufen, nachdem ich die
Leiche gefunden hatte, und natürlich nichts berührt.«
    Da ich im Augenblick keine
Verdienstmedaille für sie bei der Hand hatte, konnte ich ihr durch nichts meine
Anerkennung beweisen.
    »Ich bin Elaine Matthews«,
sagte sie.
    »Gehört das Haus Ihnen?«
    »Es gehört meinem Vater, Clive
Matthews. Wir bewohnen es nur zwei Monate im Sommer.«
    »Haben Sie, nachdem Sie die
Tote aufgefunden hatten, nachgesehen, ob jemand in das Haus eingebrochen ist?«
    »Die Hintertür war noch von
innen verriegelt«, antwortete sie. »Und keines der Fenster war gewaltsam
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher