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Das Auge der Ueberwelt

Das Auge der Ueberwelt

Titel: Das Auge der Ueberwelt
Autoren: Jack Vance
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schien es in der Nähe keine Felder zu geben. Die Entdeckung machte Cugel Kopfzerbrechen. Um eines der violetten Augen an sich zu bringen, würde er gezwungen sein, den Besitzer zu töten.
    Er machte verschiedentlich Versuche, mit den Dorfbewohnern ins Gespräch zu kommen, aber sie betrachteten ihn in einer Art und Weise, die seinen Gleichmut bald ins Wanken brachte. Es war beinahe, als ob sie adelige Herren wären und er der ungewaschene Bauernlümmel.
    Am Nachmittag schlenderte er die Küste entlang nach Süden und kam nach ungefähr einer Meile zu einem anderen Dorf. Die Leute ähnelten den Bewohnern Smolods, doch schienen sie gewöhnliche Augen zu haben. Auch waren sie fleißig; Cugel sah sie Felder bestellen und zum Fischfang ausfahren.
    Er näherte sich zwei Fischern, die auf dem Rückweg zum Dorf waren, Netze und einen Sack mit ihrem Fang über den Schultern. Sie blieben stehen und beäugten Cugel unfreundlich. Er stellte sich als Wanderer vor und erkundigte sich nach dem Land im Osten, aber die Fischer wußten nur zu sagen, daß die Gegend dort öde und gefährlich sei.
    »Ich bin zur Zeit Gast im Dorf Smolod«, sagte Cugel. »Ich finde die Leute etwas komisch. Zum Beispiel, warum sind ihre Augen so violett? Und warum benehmen sie sich so selbstbewußt und geziert, als ob sie vornehme Herren wären?«
    »Was du Augen nennst, Fremder, sind magische Halbkugeln«, sagte der Ältere der beiden. »Sie gewähren einen Blick in die Überwelt; warum sollten ihre Besitzer sich nicht wie vornehme Herren benehmen? So werde auch ich es machen, wenn Radkuth Vomin stirbt, denn ich werde seine Augen erben.«
    »Tatsächlich?« rief Cugel überrascht. »Können diese magischen Halbkugeln nach Belieben herausgenommen werden, wenn der Besitzer es will?«
    »So ist es, aber wer würde die Überwelt gegen dies hier eintauschen wollen?« Der Fischer zeigte mit ausholender Geste in die einförmige Landschaft. »Ich habe lange gearbeitet, und endlich bin ich an der Reihe, die Freuden der Überwelt zu genießen.«
    »Sehr interessant!« bemerkte Cugel. »Wie könnte ich zu einem Paar dieser magischen Halbkugeln kommen?«
    »Du mußt es machen wie alle anderen hier in Grodz. Du läßt deinen Namen auf die Liste setzen, dann arbeitest du, um die Herren von Smolod mit Nahrung zu versorgen. Einunddreißig Jahre lang habe ich es getan und nun steht der Name Bubach Angh ganz oben auf der Liste. Genauso mußt du es machen.«
    »Einunddreißig Jahre!« sagte Cugel sinnend. »Ein nicht unbeträchtlicher Zeitraum.« Firx zog sich unruhig zusammen und verursachte Cugels Leber keinen geringen Schmerz.
    Die Fischer gingen weiter zu ihrem Dorf Grodz, und Cugel kehrte nach Smolod zurück. Hier suchte er den Mann auf, mit dem er nach seiner Ankunft gesprochen hatte. »Mein Herr«, sagte er, »wie Sie wissen, bin ich ein Reisender aus einem fernen Land, angelockt von der Großartigkeit und Pracht der Stadt Smolod.«
    »Verständlich«, grunzte der andere. »Unsere Herrlichkeit muß andere zu Eifersucht verleiten.«
    »Ich hörte, daß diese magischen Halbkugeln einmal die Augen eines Unterweltdämonen waren«, sagte Cugel. »Wie viele gibt es?«
    »Vierhundertzwölf Halbkugeln wurden überall im Land Cutz gesammelt und nach Smolod gebracht, das zu jener Zeit eine prächtige Stadt war, ebenso glanzvoll wie sie mir jetzt erscheint.«
    »Ich sehe nicht durch magische Halbkugeln«, sagte Cugel.
    Der Mann zuckte mit den Schultern. »Richtig. Das ist eine Sache, die ich gern übersehe. Ich erinnere mich undeutlich, daß ich in einem Schweinestall hause und die gröbste Nahrung verschlinge, aber die subjektive Realität ist, daß ich einen prächtigen Palast bewohne und mit den Prinzen und Prinzessinnen die köstlichsten Soupers genieße. Das ist so zu erklären: der Dämon Unda-Hrada blickte von der Unterwelt in diese; wir blicken von dieser in die Überwelt, welche die Quintessenz menschlicher Hoffnung, visionärer Sehnsucht und frommer Träume ist. Wir, die wir diese Welt bewohnen, wie könnten wir uns anders denn als große Herren sehen?«
    »Phantastisch!« rief Cugel aus. »Wie kann ich ein Paar dieser magischen Halbkugeln erwerben?«
    »Es gibt zwei Methoden. Unda-Hrada verlor vierhundertvierzehn Halbkugeln; wir verfügen über vierhundertzwölf. Zwei wurden niemals gefunden und liegen offenbar auf dem Meeresgrund. Es steht Euch frei, Fremder, diese an Euch zu bringen. Die andere Methode wäre, ein Bürger von Grodz zu werden und die Herren von
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