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Das Auge der Ueberwelt

Das Auge der Ueberwelt

Titel: Das Auge der Ueberwelt
Autoren: Jack Vance
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seine Haut, verschmolz mit ihr, durchdrang sie, um sich schließlich an Cugels Leber festzuklammern.
    Iucounu trat zurück und lachte mit jener unmäßigen Heiterkeit, die ihm seinen Beinamen eingetragen hatte. Cugels Augen traten aus den Höhlen. Er öffnete den Mund, um Beschimpfungen auszustoßen, dann besann er sich eines Besseren.
    Das Seil fiel von ihm ab. Cugel stand zitternd und mit verkrampften Muskeln. Iucounus Heiterkeit gerann zu einem nachdenklichen Lächeln. »Sie sprachen von magischen Hilfsmitteln. Wie steht es mit jenen Talismanen, deren Wirksamkeit Sie an Ihrem Verkaufsstand in Azenomai anpriesen? Können sie nicht Feinde lähmen, Eisen auflösen, Jungfrauen in Leidenschaft versetzen und Unsterblichkeit verleihen?«
    »Diese Talismane sind nicht alle gleich verläßlich«, sagte Cugel. »Ich werde weitere Mittel benötigen.«
    »Die haben Sie in Ihrem Schwert, Ihrer Schläue und der Schnelligkeit Ihrer Füße«, erwiderte Iucounu. »Trotzdem, Sie haben meine Besorgnis geweckt, und ich werde Ihnen noch etwas geben.« Er hängte eine kleine rechteckige Tafel um Cugels Hals. »Sie können jetzt alle Angst vor dem Hungertod vergessen. Eine Berührung mit diesem machtvollen Gegenstand wird Holz, Baumrinde, Gras und sogar abgelegte Lumpen zu kräftigender Nahrung machen. Außerdem wird die Tafel einen Ton von sich geben, wenn sie in die Nähe von Gift gebracht wird. Nun, damit wäre alles geregelt, und wir wollen uns nicht länger aufhalten lassen. Kommen Sie. Seil? Wo ist Seil?«
    Gehorsam schlang sich das Seil um Cugels Hals, und er war gezwungen, dem Zauberer nachzutrotten.
    Bald darauf standen sie auf dem Dach. Längst hatte sich Dunkelheit über das Land gesenkt. Hier und dort glommen matte Lichter im Tal des Xzan.
    Iucounu zeigte auf einen Käfig. »Dies wird Ihr Beförderungsmittel sein. Hinein.«
    Cugel zögerte. »Ich würde es vorziehen, gut zu essen, zu schlafen und auszuruhen, um dann morgen früh erfrischt aufzubrechen.«
    »Was?« rief Iucounu zornig. »Sie wagen sich vor mich hinzustellen und mit dreister Unbefangenheit zu erklären, was Sie vorziehen würden? Sie, der sich in mein Haus geschlichen, meine Wertsachen geraubt und alles in Unordnung zurückgelassen hat? Vielleicht ziehen Sie die endgültige Verkapselung vor?«
    »Keineswegs!« protestierte Cugel. »Mir liegt nur am Erfolg des Unternehmens!«
    »Dann also in den Käfig.«
    Cugel warf einen verzweifelten Blick in die Runde, dann ging er langsam zum Käfig und kletterte hinein.
    »Ich vertraue darauf, daß Ihr Gedächtnis Sie nicht im Stich lassen wird«, sagte Iucounu. »Doch selbst wenn dies der Fall sein sollte und Sie Ihre Pflicht vernachlässigen, wird Firx nicht versäumen, Sie daran zu erinnern.«
    »Da ich nun zu diesem Unternehmen verurteilt bin, von dem ich kaum zurückkehren werde«, sagte Cugel, »möchten Sie vielleicht erfahren, was ich von Ihnen und Ihrem Charakter halte. Erstens ...«
    Aber Iucounu brachte ihn mit erhobener Hand zum Schweigen. »Ich möchte es lieber nicht hören; Schmähungen verletzen mein Selbstgefühl, und Lobhudelei stimmt mich skeptisch. Also – fort mit Ihnen!« Er trat zurück, blickte in die Dunkelheit empor und rief dann mit dröhnender Stimme jene Anrufung, die als Thasdrubals laganetische Übertragung bekannt ist. Aus der Höhe kam ein dumpfes Geräusch, gefolgt von einem Rauschen und Wutgebrüll.
    Iucounu zog sich einige Schritte zurück und rief Worte in einer archaischen Sprache hinauf; und der Käfig, in dem Cugel kauerte, wurde hochgerissen und durch die Luft geschleudert.
     
    Kalter Wind biß in Cugels Gesicht. Von oben kam das Klatschen und Pfeifen riesiger Schwingen. Der Käfig schwang hin und her. Unten lag alles in Dunkelheit gehüllt. Aus der Position der Sterne folgerte Cugel, daß die Reise nach Norden ging, und bald fühlte er irgendwo unter sich die kahlen Ketten der Maurenron-Berge. Dann überflogen sie die Wildnis, die als das »Land der fallenden Wand« bekannt ist. Einige Male erblickte Cugel die trüben Lichter einer einsamen Siedlung. Dann kam ein Luftgeist, flog einige Zeit neben dem Käfig her und spähte hinein. Er schien Cugels Schicksal erheiternd zu finden, und als Cugel Auskünfte über das Land unter ihnen zu erhalten suchte, stieß der andere bloß ein rauhes Kreischen der Belustigung aus. Er wollte sich am Käfig festhalten, aber Cugel stieß ihn fort.
    Der Osten errötete, und bald erschien die Sonne. Die Erdoberfläche war in Nebel gehüllt; Cugel
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