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Das Auge der Ueberwelt

Das Auge der Ueberwelt

Titel: Das Auge der Ueberwelt
Autoren: Jack Vance
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Cugels Arme und Beine und fesselte ihn dergestalt, daß er zu keiner Bewegung fähig war. Iucounus Lächeln wurde zu einem Grinsen. »Das nenne ich eine überraschende Entwicklung! Ich habe irrtümlich den Diebsfänger herausgerufen! Im Interesse Ihres eigenen Wohlbefindens rate ich Ihnen, sich nicht unnütz anzustrengen, da der Diebsfänger aus Wespenbeinen geflochten, ist. Nun, dann wollen wir uns einmal den Inhalt des Sacks ansehen.« Er spähte in Cugels Sack und stieß einen leisen Schreckensschrei aus. »Sie haben meine Sammlung beraubt! Ich erkenne verschiedene meiner wertvollsten Schätze!«
    Cugel machte ein Gesicht. »Selbstverständlich! Aber ich bin kein Dieb; Fianosther schickte mich her ...«
    Iucounu hob abwehrend die Hand. »Das Vergehen ist für kaltschnäuzige Ausreden viel zu ernst. Ich habe meinen Abscheu vor Plünderern und Dieben bereits zum Ausdruck gebracht, und nun muß ich Ihnen Gerechtigkeit zuteil werden lassen – es sei denn, Sie können eine angemessene Entschädigung vorschlagen.«
    »Darüber ließe sich reden«, sagte Cugel, »aber dieser Strick schneidet so schmerzhaft in meine Haut, daß ich unmöglich nachdenken kann.«
    »Macht nichts. Ich habe entschieden, den Zauber der endgültigen Verkapselung anzuwenden, der den Betroffenen in einem abgeschlossenen Hohlraum vier Meilen unter der Erdoberfläche gefangenhält.«
    Cugel zwinkerte bestürzt. »Unter diesen Umständen wäre eine Entschädigung unmöglich.«
    »Richtig«, meinte Iucounu sinnend. »Ich frage mich, ob es vielleicht doch eine kleine Dienstleistung geben mag, die Sie für mich erledigen könnten.«
    »Der Bösewicht ist so gut wie tot!« erklärte Cugel. »Befreien Sie mich jetzt von diesen abscheulichen Fesseln!«
    »Ich hatte nicht an einen Meuchelmord gedacht«, sagte Iucounu. »Kommen Sie.«
    Der Strick fiel schlaff zu Boden und erlaubte Cugel, hinter Iucounu in einen Nebenraum zu hinken, der sich durch kunstvoll bestickte Wandbehänge auszeichnete. Iucounu nahm einen Kasten aus einem Schrank und legte ihn auf eine runde Glasplatte. Er öffnete den Kasten und winkte Cugel heran, der im scharlachroten Innenfutter des Kastens zwei Vertiefungen sah. In einer dieser Vertiefungen ruhte eine kleine Halbkugel aus violettem Glas.
    »Ihnen ist dieser Gegenstand zweifellos vertraut«, sagte Iucounu. »Nein? Nun, sicherlich kennen Sie die Geschichte der Kriege des achtzehnten Zeitalters? Nein?« Iucounu zog erstaunt die Schultern hoch. »Während jener Ereignisse wollte der Dämon Unda-Hrada Freunden helfen und ließ zu diesem Zweck Sinnesorgane aus der Unterwelt La-Er emporwachsen. Um direkte Wahrnehmungen zu ermöglichen, trugen sie an den Enden Halbkugeln wie diese hier. Als die Entwicklung einen ungünstigen Verlauf nahm, war der Dämon gezwungen, die dünnen Fasern der Sinnesorgane zurückzuziehen, wobei die Halbkugeln über die ganze Oberfläche des Landes Cutz verstreut zurückblieben. Eine von diesen Halbkugeln besitze ich, wie Sie sehen. Sie müssen mir das Gegenstück dazu beschaffen und bringen, worauf Ihr Vergehen als gesühnt angesehen werden soll.«
    »Wer hat diese zweite Halbkugel?« fragte Cugel mißvergnügt. »Wie komme ich in jenes Land und wieder zurück? Mit welchen notwendigen Waffen, Talismanen und anderen Hilfsmitteln wollen Sie mich ausrüsten?«
    »Alles zur rechten Zeit«, erwiderte Iucounu. »Zunächst muß ich dafür sorgen, daß Sie Ihren Auftrag mit nie erlahmender Loyalität und Zielstrebigkeit ausführen werden, sobald Sie sich in Freiheit befinden.«
    »Haben Sie keine Angst«, sagte Cugel. »Ein Mann ein Wort.«
    »Ausgezeichnet!« rief Iucounu. »Dieses Wissen ist eine Sicherheit, die ich nicht geringschätzen will. Dennoch sollen Sie in dieser Sache nicht völlig auf sich selbst gestellt sein.«
    Nachdem das Seil sich abermals um Cugel gewickelt und ihn bewegungsunfähig gemacht hatte, verließ der Zauberer den Raum und kehrte bald darauf mit einer zugedeckten Glasschüssel zurück, die ein kleines weißes Lebewesen enthielt. Es schien ganz aus Klauen, Haken, Stacheln und Spitzen zu bestehen und zappelte zornig.
    »Dies«, sagte Iucounu, »ist mein Freund Firx vom Stern Achernar. Firx ist bei weitem klüger als er zu sein scheint, und momentan verdrießt ihn die Trennung von seinem Kameraden. Er wird Ihnen bei der raschen und zuverlässigen Erfüllung Ihrer Pflichten helfen.« Iucounu trat näher und stieß das Geschöpf ziemlich unsanft gegen Cugels Bauch, und es verteilte sich über
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