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Das Auge der Ueberwelt

Das Auge der Ueberwelt

Titel: Das Auge der Ueberwelt
Autoren: Jack Vance
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Reichtum Iucounus des Lachenden Magiers sprechen hören! Aber da kommt er. Schnell, kehren Sie ihm den Rücken, damit er Ihr Gesicht nicht sieht. Drei Stunden wird er hier sein, dafür verbürge ich mich!«
    Iucounu betrat den Verkaufsstand, und Cugel beugte sich, um eine Flasche zu betrachten, die einen eingelegten Homunkulus enthielt.
    »Ich begrüße Sie, Iucounu!« rief Fianosther. »Warum haben Sie so lange gezögert? Ihretwegen habe ich großzügige Angebote für ein gewisses rotes Buch abgelehnt! Und hier, beachten Sie diesen Sarg! Er wurde in der Ruinenstätte des alten Karkod gefunden. Er ist noch immer unberührt und versiegelt, und wer weiß, welche Wunder darin enthalten sind? Mein Preis sind bescheidene zwölf tausend Terzen.«
    »Interessant«, murmelte Iucounu. »Die Inschrift, lassen Sie mich sehen ... Hmm. Ja, sie ist authentisch. Der Sarg enthält gebrannte Gräten, die überall in Groß-Mortholam als Abführmittel verwendet wurden. Er ist als Kuriosität vielleicht zehn oder zwölf Terzen wert. Ich selbst besitze Särge, die Äonen älter sind als dieser hier.«
    Cugel schlenderte hinaus und überdachte auf der Straße die Einzelheiten des Vorschlags, den Fianosther ihm gemacht hatte. Auf den ersten Blick schien die Sache einleuchtend zu sein: hier war Iucounu, dort war sein Haus, bis zum Bersten mit Reichtümern angefüllt. Eine Erkundung konnte sicherlich nicht schaden. Cugel wandte sich nach Osten und folgte der Uferstraße flußaufwärts.
    Der Xzan strömte träge und geräuschlos vorüber. In der Nähe, zwischen Schwarzpappeln und Trauerweiden halb verborgen, lag ein Dorf – ein Dutzend Steinhütten, die von Fischern und Bootsmännern bewohnt wurden: Leuten, die mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt waren.
    Cugel beobachtete unauffällig den Zugang zum Haus: einen gewundenen, mit dunkelbraunen Platten belegten Weg. Je offener die Annäherung, dachte er schließlich, desto weniger kompliziert die Erklärungen, die ihm womöglich abverlangt würden. Er betrat das eingezäunte Grundstück und marschierte den Weg hinauf zur Tür. Auf sein energisches Klopfen blieb alles still. Er dachte nach. Wenn Iucounu ein Wachtier hatte, würde es auf eine Provokation wahrscheinlich antworten. Cugel brachte verschiedene Geräusche hervor: er knurrte, bellte, miaute und heulte.
    Drinnen blieb alles still.
    Er ging behutsam zu einem Fenster und spähte in eine blaßgrau dekorierte Eingangshalle, in der unter einer Glasglocke auf einem kleinen Tisch ein totes Nagetier lag. Cugel umkreiste das Haus, und schließlich erreichte er den rückwärtigen alten Teil des Gebäudes. Gewandt erkletterte er die kaum behauenen Natursteine der bröckelnden Fassade und schwang sich über eine Balkonbrüstung. Einen Augenblick später war er im Haus.
    Er stand in einem Schlafraum. Das Bett stand auf einer Plattform und wurde von sechs grotesken Schnitzfiguren getragen, die an gotische Wasserspeier gemahnten. Mit leisen Schritten durchquerte Cugel den Raum und kam in ein äußeres Zimmer mit grünen Wänden und schwarzen Möbeln. Von hier kam er auf einen Innenbalkon hinaus, der eine zweistöckige Halle umgab und durch ovale, hoch in den Wänden sitzende Fenster Licht empfing. Unten standen Schränke, Kästen, Regale und Vitrinen, die alle Arten von Gegenständen enthielten: Iucounus wunderbare Sammlung.
    Cugel stieg eine geschwungene Treppe in die Halle hinab, dann blieb er in Bewunderung stehen. Aber seine Zeit war begrenzt; er mußte rasch handeln. Er zog den zusammengelegten Sack hervor und durchwanderte die Halle. Nur Gegenstände von geringer Masse und hohem Wert kamen in den Sack: ein aufgeblasenes Ziegeneuter, das Wolken bemerkenswerter Gase ausstieß, sobald man die Zitzen zusammendrückte; ein elfenbeinernes Horn, durch das Stimmen aus der Vergangenheit erklangen; eine kleine Bühne, auf der kostümierte Kobolde bereitstanden, komische Possen vorzuführen; ein Gegenstand wie ein Gehänge kristallener Weintrauben, deren jede einen etwas unscharfen Blick in eine der Dämonenwelten gewährte; ein Stab, dem Zuckerwerk verschiedener Art entsproß; einen alten, mit eingravierten Runen bedeckten Ring; ein von neun Zonen feiner Farben umgebener schwarzer Stein. Nun kam er zu Regalen voller Bücher, Folianten und Schriftrollen, wo er vorzugsweise die in purpurnen Samt gebundenen Exemplare wählte. Auch nahm er ausgewählte Bände mit Zeichnungen und alten Landkarten an sich.
    Dann fiel sein Blick auf eine Vitrine, in der mehrere
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