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Das Auge der Ueberwelt

Das Auge der Ueberwelt

Titel: Das Auge der Ueberwelt
Autoren: Jack Vance
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Verbrecher«, fiel Bubach Angh ein, »ein Bandit, ein Vagabund ...«
    »Halt!« rief der Dorfälteste. »Die Worte sind schlecht gewählt. Bedenkt, daß er in den Rang eines Prinzen von Smolod erhoben worden ist.«
    »Ganz und gar nicht!« schrie Bubach Angh. »Er hat eines von meinen Augen. Ich verlange das andere!«
    »Eine peinliche Situation«, murmelte der Dorfälteste. Er wandte sich an Cugel: »Obgleich ein ehemaliger Vagabund und Halsabschneider, seid Ihr jetzt ein Prinz und ein Mann von Verantwortung. Welches ist Eure Meinung?«
    »Ich schlage eine Tracht Prügel für diese flegelhaften Kerle vor. Dann ...« Bubach Angh und der bartlose Bauer stießen Wutschreie aus und sprangen vorwärts. Cugel versuchte zu fliehen und öffnete unwillkürlich das rechte Auge. In seinem Gehirn explodierte eine Wahrnehmung so traumhafter Schönheit, daß es ihm den Atem verschlug. Zugleich aber zeigte ihm das Linke Auge die Wirklichkeit von Smolod. Die Dissonanz war zu heftig, um erträglich zu sein; er stolperte. Bubach Angh stieß ihn zu Boden und stand über ihm, eine schmiedeeiserne Hacke hoch erhoben. Doch bevor er zuschlagen konnte, trat der Älteste dazwischen.
    »Seid Ihr von Sinnen? Dieser Mann ist ein Prinz von Smolod!«
    »Ich bringe ihn um, denn er hat mein Auge! Soll ich einunddreißig Jahre lang zugunsten eines betrügerischen Landstreichers gearbeitet haben?«
    »Beruhigt Euch, Bubach Angh, wenn das Euer Name ist, und vergeßt nicht, daß die Sache noch nicht völlig klar ist. Möglicherweise ist ein Irrtum unterlaufen, ohne Zweifel ein ehrlicher Fehler, denn dieser Mann ist jetzt ein Prinz von Smolod, was gleichbedeutend mit der personifizierenden Gerechtigkeit und Weisheit ist.«
    »So war er nicht, bevor er die Halbkugel erhielt«, widersprach Bubach Angh.
    »Ich kann mich nicht mit kasuistischen Unterscheidungen befassen«, erwiderte der Älteste. »Wie auch immer, Euer Name steht als erster auf der Liste, und beim nächsten Todesfall ...«
    »In zehn oder zwölf Jahren?« rief Bubach Angh erbittert. »Soll ich meine Belohnung erst erhalten, wenn die Sonne dunkel wird? Nein, das kann nicht sein!«
    »Nimm die andere Halbkugel«, schlug der bartlose Bauer vor. »Auf diese Weise wirst du wenigstens die Hälfte deiner Rechte haben.«
    Das leuchtete Bubach Angh ein. »Ich werde mit einer magischen Halbkugel anfangen; dann werde ich diesen Gauner umbringen und die andere nehmen, und alles wird gut sein.«
    »Nun«, sagte der Dorfälteste tadelnd, »dies ist kaum der richtige Ton, um von einem Prinzen von Smolod zu sprechen!«
    »Pah!« schnaubte Bubach Angh. »Erinnert Euch, woher Eure Speisen kommen! Wir Leute von Grodz werden nicht umsonst arbeiten.«
    »Sehr gut«, sagte der Älteste. »Ich beklage Euer grobes Gepolter, kann aber nicht leugnen, daß Ihr Grund zur Unzufriedenheit habt. Hier ist die linke Halbkugel von Radkuth Vomin. Ich werde auf die Anrufung und Salbung verzichten. Tretet vorwärts, edler Bubach Angh, und öffnet Euer linkes Auge – so.«
    Wie Cugel es zuvor getan hatte, öffnete Bubach Angh beide Augen gleichzeitig und taumelte benommen zurück. Aber nachdem er das linke Auge schnell mit der Hand bedeckt hatte, erholte er sich wieder und kam auf Cugel zu. »Du mußt einsehen, daß dein Trick vergeblich war, Halunke«, sagte er. »Gib mir die Halbkugel und geh deiner Wege, denn die andere wirst du nie bekommen.«
    »Das macht mir wenig aus«, versetzte Cugel. »Ich bin mit der einen recht zufrieden.«
    Bubach Angh knirschte mit den Zähnen. »Du meinst, du könntest mich abermals täuschen? Dein Leben nähert sich seinem Ende: nicht bloß ich, sondern ganz Grodz verbürgt sich dafür!«
    »Nicht im Bereich von Smolod!« warnte der Älteste. »Es soll keine Streitigkeiten unter den Prinzen geben. Ihr, die Ihr Radkuth Vomins magische Halbkugeln unter Euch geteilt habt, müßt Euch auch in seinem Palast seine Kleider, seinen Besitz und sein Gefolge teilen, bis der eine oder der andere stirbt, worauf der Überlebende alles erhält. Dies ist mein Urteil.«
    »Der Tod dieses Erbschleichers wird nicht lange auf sich warten lassen«, grollte Bubach Angh. »Der Augenblick, da er Smolod verläßt, wird sein letzter sein!«
    Firx wurde bei dieser Nachricht unruhig, und Cugel zuckte zusammen. In versöhnlichem Ton sagte er: »Vielleicht ließe sich ein Kompromiß finden. Du erhältst Radkuth Vomins gesamten Besitz: seinen Palast, seine Schätze, sein Gefolge. Ich will mich mit den zwei magischen
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