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Das Auge der Ueberwelt

Das Auge der Ueberwelt

Titel: Das Auge der Ueberwelt
Autoren: Jack Vance
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ächzten.
    Cugel trat behutsam näher und überlegte, was man von ihm erwarten mochte. Was seine Verkleidung betraf, so würde sie sich entweder als wirksam erweisen oder nicht.
    Beim Eingang der Hütte angelangt, versuchte er, seiner Stimme einen rauhen Klang zu geben und rief: »Ich bin hier, verehrte Prinzen von Smolod: Junker Bubach Angh aus Grodz, der die Speisekammern von Smolod einunddreißig Jahre lang mit den erlesensten Delikatessen versorgte. Nun bin ich hier und bitte um die Erhebung in den Adelsstand.«
    »Wie es Euer gutes Recht ist«, antwortete der Dorfälteste. »Aber Ihr scheint ein anderer Mann als jener Bubach Angh zu sein, der die Prinzen von Smolod so lange bediente.«
    »Ich bin verändert und verklärt durch den Kummer über das Hinscheiden des edlen Radkuth Vomin und durch die Aussicht auf meine Erhebung.«
    »Das ist verständlich. Kommt also und bereitet Euch auf das Ritual vor.«
    »Ich bin bereit«, sagte Cugel. »Wenn Ihr mir nun die magischen Halbkugeln übergeben wollt, so werde ich mich still und beglückt zurückziehen.«
    Der Dorfälteste schüttelte nachsichtig den Kopf. »So ist es bei uns nicht der Brauch. Zuerst müßt Ihr Euch entkleiden und Euch hier in den Pavillon des Schlosses begeben, wo die Schönsten der Schönen Euch mit duftendem Wasser waschen und salben werden. Dann kommt die Anrufung, und dann ...«
    »Ehrwürdiger Vater«, sagte Cugel, »gewährt mir eine Bitte. Gebt mir die magischen Halbkugeln, bevor die Zeremonie beginnt, damit ich sie in ihrer vollen Bedeutung und Schönheit verstehen kann.«
    Der Alte überlegte. »Die Bitte ist ungewöhnlich«, sagte er schließlich, »aber sie ist verständlich. Bringt die Halbkugeln hierher!«
    Cugel mußte eine Weile warten und trat von einem Fuß auf den anderen. Die Minuten schleppten sich dahin; die schmutzigen Kleider und der falsche Bart juckten unerträglich. Und nun sah er mehrere neue Gestalten aus der Richtung von Grodz durch das Dorf näher kommen. Die Neuankömmlinge hatten es eilig, und einer von ihnen war sicherlich Bubach Angh, während ein anderer seinen Bart eingebüßt zu haben schien.
    Der Dorfälteste kam zum Vorschein, in jeder Hand eine violette Halbkugel. »Tretet vor!«
    »Ich bin hier, Herr«, sagte Cugel.
    »Ich werde jetzt das geweihte Öl anwenden, das die Vereinigung der magischen Halbkugel mit dem rechten Auge heiligt.«
    Im Hintergrund der Menge erhob Bubach Angh die Stimme und rief: »Halt! Was geht da vor?«
    Cugel wandte sich um und zeigte hinüber. »Welcher Schakal wagt es, die Feierlichkeiten zu unterbrechen? Entfernt ihn!«
    »In der Tat!« rief der Dorfälteste gebieterisch. »Ihr erniedrigt Euch und die Würde der Zeremonie!«
    Bubach Angh zog den Kopf ein und schwieg, vorübergehend eingeschüchtert.
    »Angesichts der Unterbrechung«, sagte Cugel, »hätte ich die magischen Halbkugeln lieber einstweilen in Verwahrung genommen, bis diese Lümmel angemessen gezüchtigt werden können.«
    »Nein«, sagte der Alte. »Ein solches Verfahren ist unmöglich.« Er schüttete Tropfen von ranzigem Fett in Cugels rechtes Auge. Aber nun ließ der Bauer mit dem abgeschnittenen Bart einen Aufschrei hören: »Mein Hut! Meine Kleider! Mein Bart! Gibt es keine Gerechtigkeit?«
    »Still!« zischte die Menge. »Dies ist ein feierlicher Anlaß!«
    »Aber ich bin Bu...«
    »Setzt die magische Halbkugel ein, Herr«, sagte Cugel hastig. »Beachtet diese Lümmel nicht.«
    »Einen Lümmel nennst du mich?« brüllte Bubach Angh. »Ich erkenne dich jetzt, du Schurke. Haltet ein, Herr!«
    Der Dorfälteste sagte unerbittlich: »Ich statte Euch jetzt mit der rechten Halbkugel aus. Ihr müßt dieses Auge vorübergehend schließen, um verwirrende und schädliche Sinneswahrnehmungen zu vermeiden. Nun das linke Auge.« Er trat mit dem ranzigen Fett vor, doch Bubach Angh und der bartlose Bauer ließen sich nicht länger zurückhalten.
    »So wartet doch, Herr! Ihr adelt einen Betrüger! Ich bin Bubach Angh! Der vor Euch steht, ist ein Vagabund und Schwindler!«
    Der alte Mann wandte sich um und betrachtete Bubach Angh verdutzt. »Tatsächlich«, meinte er zögernd, »ähnelt Ihr jenem Bauern, der einunddreißig Jahre lang Lebensmittel nach Smolod gebracht hat. Aber wenn Ihr Bubach Angh seid, wer ist dieser?«
    Der bartlose Bauer drängte sich durch die Menge der Neugierigen und stampfte näher. »Er ist der räuberische Wegelagerer, der mir die Kleider vom Rücken und den Bart vom Gesicht gestohlen hat.«
    »Er ist ein
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