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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen
Autoren: Kyle Mills
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Limousine am Bordstein vor mir an. Das hintere Fenster öffnete sich, und Anne steckte ihren Kopf heraus. »Brauchst du eine Mitfahrgelegenheit?«
    »Netter Wagen«, sagte ich.
    Sie stieß die Tür auf. »Das läuft auf Spesen, also dachte ich, ich könnte etwas Bequemes nehmen.«
    »Dachtest du. Aha.« Ich stieg ein und zog die Tür hinter mir zu. Die Glasscheibe, die uns vom Fahrer trennte, war dunkel getönt, und ich konnte nicht einmal einen Schatten von ihm sehen, als er sich in den Verkehr einordnete.
    »Wie geht es dem Präsidenten?«, fragte Anne, während sie sich rittlings auf mich setzte und mich in den Sitz drückte.
    »Gut.« Ich hatte Schwierigkeiten, mich in dieser Position auf unser Gespräch zu konzentrieren. »Er war nicht gerade glücklich über die Sache mit dem Teenagerrauchen, konnte aber eigentlich nicht dagegen argumentieren, da ich ihm zu dem Zeitpunkt schon so ziemlich alles gegeben hatte, was er wollte.«
    »Ich wusste, du würdest mich nicht im Stich lassen.«
    »Sind die Hilfsleistungen wieder angelaufen?«
    Ich hatte ihr die Leitung von Trainers Programm für billige Lebensmittel und günstige Bankkredite übertragen. Es gab nichts Besseres, um sich bei der Gewerkschaft beliebt zu machen.
    »Alles erledigt.«
    »Und die Zigaretten?«
    »Ich habe Larry wieder den Objektschutz von Terras Lagerhäusern übertragen. Während wir uns hier unterhalten, fahren sie die Zigaretten wahrscheinlich gerade lastwagenweise weg.«
    Ich schlang die Arme um sie und zog sie an mich. Unsere Lippen berührten sich fast, als ich noch einmal den Kopf hob, um mich zu vergewissern, dass der Fahrer uns nicht sehen konnte. »War sonst noch was?«
    »Nur deine Pressekonferenz.«
    Damit war die Pressekonferenz gemeint, in der ich mich darüber auslassen würde, wie sehr der Regierung die Interessen des gemeinen Mannes am Herzen lagen, und in den höchsten Tönen von der neuen Ära der Ehrlichkeit und Philanthropie schwärmen würde, die meine Wenigkeit gerade einläutete. Danach würden Scalia und die anderen Anti-Tabak-Lobbyisten sowie einige handverlesene Wall-Street-Analysten in die Talkshows ausschwärmen und den Deal nach Kräften unterstützen. Ich hatte bereits unsere Leute für die PR-Abteilung und das Marketing zurückgeholt, die rund um die Uhr arbeiteten.
    »Wann geht es los?«
    »Vier Uhr.«
    »Gut. Ist mir auch egal.« Ich beugte mich vor und versuchte, sie zu küssen, doch sie wich mir aus und lächelte schelmisch. »Wir haben die Fünf-Millionen-Teenager-rauchen-Kampagne in den Papierkorb geworfen. Willst du dir ansehen, was wir stattdessen machen?«
    »Hat das denn nicht Zeit?«
    »Nein, hat es nicht.«
    Sie nahm ein zusammengerolltes Poster vom Boden und riss mit einer theatralischen Bewegung das Gummiband herunter. Ich stützte mich auf meine Ellbogen und musterte die hübsche, aber nicht bildhübsche Frau, die man in die Mitte des Posters platziert hatte. Sie starrte mit einer Mischung aus Misstrauen und Angst auf eine brennende Zigarette in ihrer Hand und hielt sie ein Stück von sich weg, als könnte sie sie jeden Moment angreifen. Am unteren Ende stand in großen, fetten Buchstaben der Slogan: DU STEHST AUF EIGENEN FÜSSEN, BABY.

EPILOG
    Zwei Jahre später, während ich diese Zeilen schreibe, ist die Erinnerung an die Ereignisse von damals um einiges klarer als die Erinnerung an die Person, die ich einmal war. So vieles hat sich verändert.
    Der Entwurf, mit dem die Tabakindustrie Schutz vor Klagen erhalten sollte, wurde in der Rekordzeit von dreiundvierzig Tagen nach meiner Besprechung mit dem Präsidenten als Gesetz verabschiedet. Und da das Gesetz zum Teil eine raffinierte Klarstellung der bereits bestehenden Gesetzgebung in diesem Bereich war (dank meines guten Freundes Dan Alexander), hatte es eine Art rückwirkenden Effekt. Das Ergebnis davon war, dass gute neunzig Prozent der gegen die Tabakindustrie anhängigen Klagen fallen gelassen wurde, da die Anwälte praktisch keine Chancen mehr sahen, ihre Auslagen wieder hereinzubekommen. Um die Anwälte brauchen Sie sich allerdings keine Sorgen zu machen – sie sind auf den Füßen gelandet und haben sich inzwischen auf die Fastfood-, Süßwaren- und Softdrinkindustrie eingeschossen.
    Der berüchtigte Prozess in Montana wurde nicht fallen gelassen. Wir haben ihn verloren, aber der Richter beugte sich dem politischen Druck und reduzierte die für eine Berufung erforderliche Summe auf einen Betrag, den die Tabakindustrie aufbringen konnte.
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