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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen
Autoren: Kyle Mills
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Über die Berufung ist noch nicht entschieden, aber es sieht ganz danach aus, als würden wir gewinnen. Genau genommen haben uns die Anwälte der Kläger still und leise ein Angebot für einen Vergleich gemacht, aber wir haben beschlossen, das Risiko einzugehen und die Sache vor Gericht zu entscheiden.
    Anne ist inzwischen stellvertretende Direktorin von Smokeless Youth und die treibende Kraft hinter dem äußerst erfolgreichen Projekt »Team Teen«. Die Bußgelder für rauchende Jugendliche sind vom Tisch, und Anne arbeitet in einer beratenden Funktion bei Team Teen mit, dessen Leiterin eine sehr engagierte Siebzehnjährige namens Cindi ist, die Big Tobacco das Fürchten gelehrt hat wie noch nie jemand vor ihr. Es gibt noch keine verlässlichen Zahlen, aber die gestiegenen Zigarettenpreise in Kombination mit einer Anzeigenkampagne, bei der Jugendliche gezeigt werden, die Zigaretten von dröge aussehenden Erwachsenen kaufen, scheinen bei den jungen Leuten in ganz Amerika Wirkung zu zeigen.
    Paul Trainer legte einen heftigen, aber letztendlich sinnlosen Kampf hin, um sich nicht das Heft aus der Hand nehmen zu lassen. Ich muss ihm allerdings zugutehalten, dass es nur ein paar Tage dauerte, bis ihm klar wurde, dass seine Zeit vorbei war, und die wenigen Leute, die seine Anrufe noch entgegennahmen, ihn nur herablassend behandelten. Sie wollen wissen, ob ich meine Drohung, ihn in einem klapprigen VW-Bus auf die Flucht vor seinen Ex-Frauen zu schicken, wahr gemacht habe? Aber nein. Traiher lebt heute in einem über neunhundert Quadratmeter großen Haus in New Mexico. Ich habe gehört, dass er etwas über neunzig Schläge auf dem Golfplatz braucht und ständig mogelt.
    Mein Vater hat in etwa das gleiche Handicap wie Trainer, aber man hat mir gesagt, dass er noch übler schummelt. Der Anstellungsvertrag, den ich aufsetzen ließ, machte es ihm möglich, seinen Trust zu behalten, der in Kürze an ihn ausgezahlt werden wird. Ich habe ihn seit über eineinhalb Jahren weder gesehen noch mit ihm gesprochen. Das gilt für auch Darius, was aber nicht daran liegt, dass ich immer noch sauer auf ihn bin. Ich bin einfach aus unserer Freundschaft herausgewachsen.
    Larry Mann ist immer noch Vorsitzender der Tabakarbeitergewerkschaft und immer noch ein Verfechter der Änderungen, die wir angestoßen haben. Terra und die anderen Tabakfirmen konnten sich stabilisieren, und die Aktienkurse sind in den Himmel geschossen, was, glaube ich, für alle gut ist.
    Und was ist mit mir? Ich habe dann doch für kurze Zeit den Job als Vorstandsvorsitzender von Terra übernommen. Die ersten eineinhalb Monate meiner Amtszeit habe ich mit Lobbyarbeit verbracht, und die nächsten drei damit, die von mir versprochenen Zugeständnisse umzusetzen. Den Rest meiner Zeit bei Terra habe ich nach einem Nachfolger für mich gesucht. Ob Sie es glauben oder nicht, aber ich habe den Vorstandsvorsitzenden von Ben & Jerry’s Ice Cream – ein brillanter Mann und glühender Fan von Grateful Dead – überzeugen können, den Job anzunehmen. Jetzt ist er gerade dabei, Terra zu dem mitarbeiter- und umweltfreundlichen Unternehmen zu machen, das der Firmenname signalisiert. Und wenn er nicht aufpasst, wird er Big Tobacco so populär machen, dass die Leute mit dem Rauchen anfangen, nur um die Firma zu unterstützen.
    Es wird Sie nicht überraschen, wenn ich Ihnen jetzt sage, dass ich in dem Moment, in dem mein Nachfolger auf seinem Stuhl saß, den Vorsitz abgegeben habe. Allerdings wurde mir mein Weggang mit einer derart hohen Abfindung versüßt, dass es mir schon fast peinlich ist, davon zu sprechen. Belassen wir es einfach dabei, dass ich jetzt viel größere Schecks als vorher ausstellen kann und nicht mehr das Bedürfnis habe, sie in Rot auszufüllen.
    Kurz nach meinem Weggang und einzig und allein wegen meines Soufflés aus Chilischoten und wilden Pilzen wurde ich von der bekanntesten französischen Kochschule angenommen. Meine Abschlussfeier vor vier Monaten war einer der schönsten Tage meines Lebens.
    Anne und ich? Unsere Beziehung stellte sich als eine jener Raritäten heraus, die in der Realität noch besser sind als in der Fantasie. Nein, wir sind noch nicht verheiratet, aber das liegt nicht daran, dass wir nicht wollen, sondern eher daran, dass wir keine Zeit für eine Hochzeit haben. Ich hatte versucht, sie dazu zu bewegen, ihren Job zu kündigen und mit mir nach Paris zu kommen, aber sie hatte mir aufgezählt, wie viele Leben sie rettete, und angeboten, sich in
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