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Das 5-Minuten-Grauen

Das 5-Minuten-Grauen

Titel: Das 5-Minuten-Grauen
Autoren: Jason Dark
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den Deckel erfolgte urplötzlich, praktisch ohne jede Vorwarnung.
    Aus der Mitte der Schlammfläche jagte eine Fontäne in die Höhe. Sie war so breit wie zwei Finger, besaß sehr viel Kraft und hämmerte wuchtig vor die Unterseite des Deckels. Hielt der Deckel?
    Zuerst sah es so aus. Dann bekam er eine warzenähnliche Beule. Die zweite Fontäne schoß direkt auf diese Schwachstelle, und sie kam durch.
    Der Deckel zerbarst wie bei einer Detonation. Ein breites Loch war entstanden, ausgefranst an den Rändern. Der Schleim hatte das geschafft, was er wollte.
    Er war ins Freie gelangt…
    ***
    Ich hatte es geschafft und war selbst geschafft. Nicht wegen der verhältnismäßig langen Reise, das war für einen gewohnten Traveller wie mich kein Problem, nein, es ging einzig und allein um den Sturm, der mich aufgehalten hatte.
    Dieser vierte Orkan schlug noch einmal fürchterlich zu. Ich wußte nicht, ob es der schlimmste in diesem Jahr war, mich aber lehrte er das Fürchten.
    Mit der ersten Fähre kam ich dann rüber. Am späten Abend schafften wir es, und wir waren wenige, die sich auf die schwankenden Schiffsplanken getraut hatten.
    Die Wagen standen unter Deck, auch ich hielt mich dort auf, allerdings nicht in der großen Garage, sondern in einem der Restaurants, wo noch weniger Fahrgäste saßen.
    Schlafen konnte ich nicht. Ich hatte vorgeschlafen und von den letzten Stunden des Sturms nicht viel mitbekommen. Dafür gerieten wir noch in die Ausläufer.
    Die See hatte sich zwar beruhigt, aber die Wellen brandeten trotzdem höher als normal. Acht und eine halbe Stunde sollte die Fahrt dauern, dann erreichten wir St. Malo. Von dort aus mußte ich dann noch einige Meilen in Richtung Westen fahren, um mein Ziel zu erreichen. Ich war also gezwungen, die Nacht auf der Fähre zu verbringen. Gemietet hatte ich eine Doppelkabine, die allerdings nur von mir belegt war. Der Mangel an Fahrgästen machte sich halt bemerkbar. Es gab auch Menschen, die in keiner Kabine schliefen und die Nacht auf Holzbänken verbrachten.
    Darauf verzichtete ich.
    Das Schiff stampfte durch die noch immer aufgewühlte See. Das Schaukeln liebte ich zwar nicht besonders, aber ich gehörte zu den glücklichen Menschen, die nicht so schnell seekrank wurden. Ich brauchte auch keine Tabletten gegen diesen Zustand einzunehmen. Nicht weit entfernt hockte eine Familie zusammen, der es nicht so gut ging wie mir.
    Die Mutter erwischte es als erste. Sie schaffte es nicht mehr bis zur Toilette und übergab sich. Zum Glück besaß sie eine Tüte. Bleich und zitternd ließ sie sich wieder nieder, die Hände gegen den Magen gelegt und schaute die restlichen Familienmitglieder an, wobei ihr Sohn breit grinste.
    Das hätte er besser nicht getan, denn ihn erwischte es als nächsten. Der Vater kam auch noch an die Reihe, die Tochter ebenfalls. Danach zog sich die Familie zurück. In ihrer Kabine war sie bestimmt ungestörter. Ich konnte mir gratulieren, daß ich mich noch so verhältnismäßig gut hielt.
    Allerdings war mir der Appetit vergangen. Ich hätte gern einen Happen gegessen, unterließ es in Anbetracht der Vorfälle und schaute statt dessen durch die großen Scheiben nach draußen, wo sich die See schwerfällig bewegte.
    Lange Wellenberge entstanden und rollten gegen die Fähre an. Oft genug entstanden beim Aufprall lange Gischtfahnen, die wie nasse Tücher über die Decks wehten.
    Zwei Offiziere erschienen und erkundigten sich, ob alles in Ordnung wäre.
    Eine sehr ängstliche Frau, die auf ihrem Gepäck hockte, faselte etwas von einem Weltuntergang und der Strafe Gottes. »Ich sage Ihnen, Gentlemen, wir werden das Festland nur als angespülte Leichen erreichen.«
    Die Offiziere blieben gelassen. »Das wollen wir doch nicht hoffen, Madam.«
    »Doch, dazu wird es kommen. Ich habe genug über die Unglücke gelesen.«
    »Diese Fähre schafft es, Madam, Sie können beruhigt sein. Wir hatten noch nie eine Havarie.«
    Die Frau lachte. »Weshalb so vornehm? Sagen Sie doch Untergang. Nein, nein, ich bin mir ganz sicher. Es wird Zeiten geben, da werden Sie an meine Worte denken.«
    »Natürlich, Madam.«
    Die beiden Männer verschwanden.
    Die Frau saß unglücklicherweise in meiner Nähe und drehte sich jetzt um, da sie ein neues Opfer suchen wollte.
    Ich schaute schnell zur Seite und tat dabei völlig desinteressiert. Nur aus dem linken Augenwinkel schielte ich in ihre Richtung. Sie fixierte mich, überlegte und handelte danach so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Sie
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