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Das 5-Minuten-Grauen

Das 5-Minuten-Grauen

Titel: Das 5-Minuten-Grauen
Autoren: Jason Dark
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hinein. Gelassen schob sie den letzten Bissen in den Mund und hob die Schultern. Nach dem Schluck Wasser bekam ich die Antwort. »Wie es weitergehen soll, kann ich Ihnen nicht sagen. Ich hoffe nur, daß wir eine einigermaßen ruhige Nacht bekommen, damit ich noch einige Stunden Schlaf finden kann.«
    »Haben Sie eine Kabine gebucht?«
    »Sehe ich so aus?«
    »Wieso? Ich meine…«
    »Nein, John, nein. Ich werde hier auf der Bank übernachten. So etwas bin ich gewohnt. Ich kann praktisch überall schlafen, das müssen Sie mir glauben.«
    »Ja, natürlich.« Ich versank in Nachdenken. Ich hatte eine Kabine gemietet, in der auch noch ein zweites Bett stand, das die Nacht über leerbleiben würde. Das Bett stand nicht direkt neben dem meinen, sondern ein Stück davon entfernt.
    »Sie haben eine Kabine, nicht?«
    »Richtig.«
    »Und jetzt denken Sie darüber nach, ob Sie die mit mir teilen wollen, John.«
    »Stimmt auch.«
    »Ich hätte nichts dagegen«, erklärte sie mir frisch von der Leber weg und strahlte mich dabei an. »Ich im Prinzip auch nicht.«
    »Was sitzen wir dann noch hier herum. Lassen Sie uns hingehen, da ist es bestimmt gemütlicher.«
    »Widersprechen kann ich Ihnen nicht. Wie wäre es noch mit einem kleinen Schlummertrunk?«
    »Immer.«
    Ich stand auf und ging zum Büffet, wo die Bedienungen mit übermüdeten Gesichtern zusammenstanden und sich flüsternd unterhielten. Zwei Flaschen Rotwein schleppte ich ab. Er stammte aus Frankreich und war ziemlich teuer.
    Gläser nahm ich ebenfalls mit, zahlte und verließ zusammen mit Rita den ungemütlichen Raum.
    Wie betrunken bewegte sich mich durch den Kabinengang, was Rita zu einem Lachen reizte. Sie hielt sich gerade, kein Wunder bei ihrem Job. Meine Kabine lag ziemlich am Ende des Ganges. Aus dem Nachbarraum hörte ich Geräusche, die mir gar nicht gefielen. Dort schien sich jemand zu übergeben.
    Ich schloß auf und ließ Rita in den schmalen Raum vorgehen. Klein war er wirklich, aber die Betten standen getrennt. Ein festgeschraubter Tisch war ebenso vorhanden wie die beiden festgeschraubten Stühle. Sogar ein schmaler Schrank fand noch Platz.
    Die Lampe unter der Decke sah aus wie ein Klodeckel. Ihr Licht erreichte auch das kleine Fenster, kein Bullauge, sondern ein Viereck so groß wie zwei Hände.
    Ich schaute nach draußen. Die beiden Flaschen lagen auf dem Bett, wo Rita schon Platz genommen hatte, die Matratze ausprobierte und zufrieden war.
    Draußen wogte die See. Helle Wellenkämme wurden von schaumigen Gischtstreifen begleitet. Die Fähre stampfte schwer, aber sie würde es schaffen.
    »Haben Sie einen Flaschenöffner, John?«
    »Moment, das erledige ich.« Der Öffner befand sich an meinem Taschenmesser.
    Rita hatte ihre Jacke ausgezogen. Darunter trug sie ein dickes Sweatshirt. Grundfarbe weiß. Ungefähr dort, wo sich die beiden Brusthügel wellten, war Obst aufgestickt. Birnen, Äpfel, Erdbeeren und Kirschen verteilten sich dort.
    Tutti frutti…
    Die lange Hose hatte sie anbehalten, denn besonders warm war es in der Kabine nicht.
    Mit den Wassergläsern stießen wir an. »Und worauf trinken wir, John?« fragte sie.
    »Keine Ahnung.«
    »Ich würde sagen, auf Dora und darauf, daß uns der Fall nicht das Leben kostet.«
    Über das Glas hinweg starrte ich sie an. »Sie gehen aber ran, Rita. Das ist hart.«
    »So bin ich immer. Ich hasse alles Indirekte, wenn Sie verstehen?«
    Klar, ich verstand sie. Sogar doppelt, wenn ich ihren Blick hinzuzählte. In der nächsten Zeit versuchte ich, sie auf ein gewisses Thema hin zu befragen. Ich wollte einfach mehr über diese geheimnisvolle Dora wissen, aber sie war dagegen. Rita antwortete entweder nur knapp oder überhaupt nicht. Eine Flasche Wein bekamen wir leer. Dann wechselte Rita ihren Platz, setzte sich zuerst auf die Bettkante, bevor sie sich nach hinten sinken ließ und ihren Körper ausstreckte.
    »Müde?« fragte ich.
    »Ein wenig schon. Sie haben einen ziemlich starken Wein geholt.«
    »Der hilft gegen die Wellen.«
    »Das will ich hoffen.«
    Auch ich fühlte mich schlaftrunken. Die Schuhe zog ich noch aus, dann sank ich auf das Lager, blieb rücklings liegen und starrte die graue Decke an.
    »Schlafen Sie, John?«
    »Nein.«
    »Dann denken Sie nach?«
    »Das ist richtig.«
    Ihr Lachen schwang zu mir herüber. »Ich kann mir auch vorstellen, daß Sie über mich nachdenken. Sie können mich nicht richtig einordnen — stimmt es?«
    »Da will ich Ihnen nicht widersprechen.«
    Als sie sich
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