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Das 5-Minuten-Grauen

Das 5-Minuten-Grauen

Titel: Das 5-Minuten-Grauen
Autoren: Jason Dark
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der schwarze Höllenschlamm an den Innenseiten des Schranks in die Höhe, als wollte er dort ein abstraktes Gemälde hinterlassen. Nur erzeugte ein Gemälde keinen Druck, wie es der Schlamm tat. Er preiste sich gegen das Glas, das anfing zu zittern und sich dabei auch nach außen bewegte.
    Haarfeine Risse entstanden. Der Druck nahm noch mehr zu, dann war es plötzlich soweit.
    Die Scheibe zerplatzte!
    Es klirrte nicht einmal, denn der Schlamm dämpfte die Geräusche des brechenden Materials.
    Wie ausgespien wogte er nach vorn, verwandelte sich in einen langsamen Wasserfall, der in die Tiefe fiel und zu Boden klatschte, wo er sich ausbreitete.
    Eine schwarze Pfütze entstand, die sich gleichmäßig nach allen Seiten hin vergrößerte und zudem immer mehr Nachschub bekam. Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, wann der Schlamm die Kontrolle über den gesamten Raum bekommen hatte.
    Dann würde ihn auch keine Tür aufhalten können.
    Die Invasion des Höllenschlamms hatte begonnen…
    ***
    Als einer der ersten Wagen rollte mein Rover in St. Malo von der Fähre. Neben mir saß Rita, ein Lächeln auf den Lippen. Ich wußte nicht, ob es glücklich, entspannt oder spöttisch war. Vielleicht vereinigten sich darin alle drei Eigenschaften.
    Jedenfalls hatten wir eine anstregende Nacht hinter uns. Sie war wie ein Vulkan gewesen, und ich hatte alle Mühe gehabt, seine Eruption zu löschen.
    Geschlafen hatten wir kaum. Danach knapp eine Stunde, mehr nicht. Mir klangen noch Ritas Worte im Ohr, als sie mir irgendwann gesagt hatte, daß jeder Tag der letzte im Leben sein könnte und man sich nehmen mußte, was das Leben noch bot.
    Irgendwo hatte sie auch recht, obwohl ich darüber etwas anders dachte. Möglicherweise auch zu kompliziert.
    Sie legte ihre Hand kurz auf die meine, als wir vor einer Schranke halten mußten. »Na, zufrieden?«
    »Sicher.«
    »So siehst du nicht aus.« Sie räkelte sich auf dem Beifahrersitz. »Du steckst voller Probleme, John.«
    »Ich denke an die nahe Zukunft.«
    »Sicher.« Rita nickte. »Das tue ich auch, aber ich vergesse auch nicht die nahe Vergangenheit.«
    Ich lächelte knapp. »Da hast du recht. Das ergeht mir ebenso.« Ich konnte fahren, und wir ließen die Befestigungen des Hafens hinter uns, die den Stürmen trotz ihrer immensen Wucht standgehalten hatten. Auch über Frankreich waren die Orkane mit verheerender Wucht gefegt. Am meisten hatten die Küstenstriche abbekommen und die in der Nähe liegenden Orte und Städte.
    Wir sahen die Sturmschäden noch. Abgeknickte Bäume, die wie Streichhölzer gefallen waren. Zweige, Äste, gewaltige Baumkronen, die glücklicherweise die Straßen nicht mehr versperrten, denn der Katastropheneinsatz hatte sie weggeräumt und die Straßen wieder befahrbar gemacht.
    Unser Weg führte in Richtung Westen, den noch starken Winden entgegen, die meinen Rover umheulten.
    Ich hatte mich wieder auf die andere Fahrweise des Festlands eingestellt. Damit kam ich ebenso gut zurecht wie beim Linksverkehr in England.
    »Stört es dich, wenn ich schlafe?« fragte Rita.
    »Überhaupt nicht.«
    »Dann gute Nacht.«
    »Du hast gute Nerven.«
    »Die braucht man auch als Artistin.«
    Hinter Dinant bog ich auf eine sehr breite, fast schon autobahnähnliche Straße ab, die an der äußersten Westküste, in Brest, endete. Die Bretagne hat ihre Reize. Eine urwüchsige Landschaft, vergleichbar mit Cornwall.
    Weite Flächen, Hügel, Wälder, Felder und dort verteilt zahlreiche alte heidnische Kultstätten, wobei die Steine von Carnac fast so berühmt waren wie Stonehenge.
    Ein wildes, ungezügeltes Land, ebenso wie seine Menschen. Die hatten nichts gemein mit der lockeren Geschmeidigkeit der Südfranzosen. Hier standen die Leute mit beiden Beinen so fest auf der Erde wie die mächtigen Bäume oder Steine, die den Orkanen getrotzt hatten. Das Meer und die Landschaft hatten diese Menschen geprägt. Wer sie zu Freunden gewann, konnte sich hundertprozentig auf sie verlassen, was in einer Zeit wie dieser manchmal schon als Ausnahme galt. Mal näherten wir uns der Küste, mal rollte der Rover tiefer in das Land hinein.
    Wenn freistehende Häuser in meinem Blickfeld erschienen, wirkten sie so, als würden sie sich in das Land hineinducken, ihm aber gleichzeitig trotzen.
    Aus alten Steinen waren die Häuser errichtet worden. Ihre Fassaden besaßen graue Farben, wobei einige von ihnen mit Moos und Efeu so überwachsen waren, daß sie selbst einen Teil der Natur bildeten. Irgendwann mußte
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