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DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
Autoren: R.L. LaFevers
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wird. Und du, Tochter«, d’Albrets ausdruckslose schwarze Augen richten sich auf mich, und ich zwinge mich, seinen Blick mit nichts als Erheiterung auf dem Gesicht zu erwidern, »kümmere dich um Madame Dinan. Ich fürchte, sie ist in Ohnmacht gefallen.«
    Als ich von der Sicherheit der steinernen Wand wegtrete, um zu tun, was mein Vater verlangt, wünsche ich mir wieder, dass Julian mich nicht auf diesem Turm gefunden hätte. Wenn unser Vater herausfindet, was ich getan habe, wird er mich genauso mühelos töten, wie er diese Männer getötet hat.
    Wenn auch vielleicht nicht so schnell.

Drei
    I CH FOLGE DEN D IENERN , die Madame Dinan tragen, in ihr Zimmer. Meine Gedanken und Bewegungen sind träge, als wate ich durch Schlamm, und es kostet mich die letzte Unze Disziplin, die ich besitze, mich zusammenzureißen. Ich darf mir jetzt keine Schwäche erlauben.
    Als wir das Gemach erreichen, lasse ich sie von den Dienern auf ihr Bett legen, dann schicke ich die Männer aus dem Raum. Ich starre auf die ältere Frau hinab. Wir sind keine Verbündeten, Madame Dinan und ich; wir kennen lediglich Geheimnisse voneinander, was etwas vollkommen anderes ist.
    Sie ist nur gelegentlich in unser Leben getreten, wenn sie ihren Pflichten als Gouvernante der Herzogin entfliehen wollte, ebenjener Herzogin, die sie so schmählich verraten hat. D’Albret hat die Erziehung seiner Töchter in ihre Hand gelegt. Meistens nahm sie ihre Aufsichtsfunktion aus der Ferne wahr, mittels Briefen und Mittelsmännern, außer wenn etwas Schlimmes passierte – dann nahm sie die Mühe auf sich, persönlich zu kommen und die Wogen zu glätten.
    Im Schlaf wirkt sie älter, denn ihrem Gesicht fehlt die falsche Fröhlichkeit, die sie wie eine Maske trägt. Ich öffne ihr Mieder, um ihr das Atmen zu erleichtern, dann nehme ich den schweren, sperrigen Kopfschmuck ab, den sie trägt. Nicht weil er zu ihrer Ohnmacht beigetragen hat, sondern weil ich weiß, dass es an ihrer Eitelkeit nagt, dass sie weißes Haar hat wie eine alte Frau. Diese kleine Gemeinheit ist die einzige, die ich mir leisten kann.
    Ich beuge mich vor und schlage ihr auf die Wange – vielleicht kräftiger als notwendig –, um sie zu wecken. Ihr stockt der Atem, als sie jäh aus der Ohnmacht erwacht. Sie blinzelt zweimal und orientiert sich, dann beginnt sie, sich aufzurichten. Ich drücke sie wieder herunter. »Ganz ruhig, Madame.«
    Ihre Augen weiten sich, als sie sieht, wer sich um sie kümmert. Sie lässt ihren Blick durch den Raum schweifen und vermerkt, dass wir allein sind. Ihr Blick landet einmal mehr auf mir, dann huscht er davon wie eine aufgescheuchte Lerche. »Was ist passiert?«, fragt sie.
    Ihre Stimme ist leise und kehlig, und ich überlege, ob das einer der Gründe ist, warum d’Albret, ihr Halbbruder, sich zu ihr hingezogen fühlt. Manche Leute sagen, ihre Verbindung hätte begonnen, als sie in der Blüte ihrer Jugend war, volle zwei Jahre jünger, als ich es jetzt bin. »Ihr seid ohnmächtig geworden.«
    Sie zupft sich mit ihren langen, mageren Fingern am Mieder. »Es war zu warm in der Halle.«
    Ihre schnelle und mühelose Lüge ärgert mich. Ich beuge mich dicht über sie und halte mein Gesicht neben ihres, dann zwinge ich meine Stimme, so leicht und süß zu klingen, als unterhielten wir uns über die neuste Mode. »Es war nicht Wärme, die Eure Ohnmacht herbeigeführt hat, sondern die Ermordung Unschuldiger. Erinnert Ihr Euch?«
    Sie schließt abermals die Augen, und ihr Gesicht verliert das wenige an Farbe, was es noch hat. Gut. Sie erinnert sich also. »Sie wurden einfach für ihre Illoyalität bestraft.«
    »Illoyalität? Was ist mit Eurer Illoyalität? Außerdem habt Ihr diese Leute gekannt!«, zische ich. »Es waren Diener, die Euch jahrelang aufgewartet haben.«
    Sie reißt die Augen auf. »Was denkt Ihr, was ich hätte tun sollen? Ich hätte ihn ja wohl kaum aufhalten können.«
    »Aber Ihr habt es nicht einmal versucht!« Unsere wütenden Blicke senken sich einen langen Moment ineinander.
    »Ihr aber auch nicht.«
    Ihre Worte treffen mich wie ein Tritt in den Magen. Aus Angst, dass ich sie ohrfeigen werde, springe ich auf, gehe zu ihrer hölzernen Truhe und mache mich an ihren Töpfen mit Puder und Creme und an ihren Kristallphiolen zu schaffen. »Aber ich bin nicht seine Favoritin, die einzige Stimme, auf die er hört. Diese Rolle hat einzig und allein Euch gehört, so lange ich mich erinnern kann.« Endlich finde ich ein Leinentuch. Ich befeuchte es mit
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