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DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
Autoren: R.L. LaFevers
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Wasser aus einem Krug, dann kehre ich an ihre Seite zurück und klatsche es ihr umstandslos auf die Stirn.
    Sie zuckt zusammen, dann funkelt sie mich an. »Eure sanfte Fürsorge könnte mich durchaus umbringen.«
    Ich setze mich hin und beschäftige mich mit meinem Rock, voller Angst, dass sie sehen wird, wie nah sie der Wahrheit gekommen ist. Unsere Geheimnisse liegen schwer im Raum, nicht nur die, die wir teilen, sondern auch jene, die wir voreinander verborgen halten. Weder sie noch Rieux tragen das Mal Mortains, und dies missfällt mir fast so sehr wie die Tatsache, dass auch d’Albret kein Mal trägt.
    Als ich widerspreche, gelingt es mir, zu einem ruhigen Tonfall zurückzufinden. »Und was ist mit der Herzogin? Ihr habt schon für sie gesorgt, als sie noch in den Windeln lag. Wie konntet Ihr zulassen, dass d’Albret ihr eine solche Falle stellt?«
    Sie verschließt die Augen gegen die Wahrheit und tut meine Worte mit einem schnellen Kopfschütteln ab. »Er fordert nur, was ihm versprochen wurde.«
    Ihre halsstarrige Verleugnung wirkt wie ein Funke auf Zunder und mein Temperament lodert wieder auf. »Er wollte sie entführen, sie vergewaltigen, die Ehe für vollzogen erklären und erst dann den Hochzeitsgottesdienst abhalten lassen.« Nicht zum ersten Mal frage ich mich, ob er gegen Madame Dinan genauso grob ist wie gegen andere oder ob ein sanfteres Gefühl zwischen ihnen ist.
    Sie hebt ihr kleines, spitzes Kinn. »Sie hat ihn verraten! Ihn belogen! Ihr Vater hat sie ihm versprochen. Er tut nur, was jeder Mann tun würde, wenn ein solches Versprechen gebrochen wird.«
    »Ich habe mich immer gefragt, was Ihr Euch wohl einredet, damit Ihr nachts schlafen könnt.« Voller Angst, dass ich etwas sagen werde, was unseren prekären Waffenstillstand bricht, erhebe ich mich und gehe zur Tür.
    »Es ist die Wahrheit!« Die normalerweise so elegante und weltgewandte Madame Dinan kreischt mich an wie ein Fischweib. Obwohl es keine geringe Leistung ist, ihr die Beherrschung geraubt zu haben, trägt es nur wenig dazu bei, die Bitterkeit des Tages von meiner Zunge zu waschen.
    Es ist nicht einfach oder angenehm, d’Albret auf ein Mal hin zu untersuchen. Ismae behauptet, es sei Gottes Weg, uns an Demut zu gemahnen, wenn er das Mal an versteckter Stelle platziert. Ich sage, es ist Gottes perverser Sinn für Humor, und wenn ich jemals vor Ihm stehen sollte, werde ich mich beschweren.
    Aber nach dem spektakulären Verrat des heutigen Tages muss d’Albret endlich das Todesmal tragen. Dies ist der einzige Grund, warum ich mich entschlossen habe, mich zurückschicken zu lassen, denn die Äbtissin hat mir versprochen, dass er mit dem Mal versehen werden würde und dass ich diejenige sein dürfe, die ihn tötet.
    Ausnahmsweise einmal ist das Glück auf meiner Seite: Das Zimmermädchen ist keine andere als Tilde, Odettes Schwester. Was bedeutet, dass ich etwas zum Feilschen habe. Ich finde sie in der Küche, wo sie Krüge mit heißem Wasser für sein Bad füllt. Als ich ihr sage, was ich brauche, sieht sie mich mit den verängstigten Augen eines in die Enge getriebenen Rehs an. »Aber wenn der Graf Euch sieht …«, protestiert sie.
    »Er wird mich nicht sehen«, versichere ich ihr. »Nicht, wenn du mich nicht verrätst, indem du zu meinem Versteck hinüberschaust. Sei nicht so dumm, das zu tun, und es wird uns beiden nichts geschehen.«
    Sie beginnt, an ihrer Unterlippe zu nagen, die bereits rissig ist von ständiger Sorge. »Und Ihr werdet Odette von hier fortbringen? Sobald wie möglich?«
    »Ja. Ich werde sie gleich morgen früh wegbringen, wenn die erste Lieferung für die Küche kommt. Sie wird in dem Karren versteckt sein, wenn er die Burg verlässt.« Ich werde das Mädchen hinausschmuggeln, selbst wenn Tilde und ich zu keiner Einigung kommen sollten. Das Kind erinnert mich zu sehr an meine eigenen Schwestern, die ohne meine verzweifelten Manöver jetzt mit mir hier in diesem Vipernnest säßen.
    Es war der größte Streit, den ich mit meinem Vater hatte, seit das Kloster mich vor sechs Monaten gezwungen hat, in seinen Haushalt zurückzukehren. Als er sich im letzten Herbst bereitmachte, nach Guérande zu reisen, um sein Vorhaben der Versammlung der Staatsmänner vorzutragen, plante er, all seine Kinder mitzunehmen. Er wollte sie in der Nähe haben, damit er sie zu seinen eigenen Zwecken und Bedürfnissen benutzen konnte. Ich habe lange und hart gestritten, dass die kleine Louise zu jung sei – und zu krank –, um die
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