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067 - Der geflügelte Tod

067 - Der geflügelte Tod

Titel: 067 - Der geflügelte Tod
Autoren: A.F.Morland
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Cosmar zügelte sein Pferd. Er war ein schöner junger Mann, der Kräftigste seines Stammes, ein mutiger Krieger. Hochgewachsen, mit himmelblauen Augen, breiten Schultern, schmalen Hüften. Und seine Muskeln beeindruckten Freunde und Feinde. Cosmar liebte dieses Land, das Leben, seine Stammesgefährten.
    Gefahrvoll und beschwerlich war das Leben auf der Prä-Welt Coor, aber das machte Cosmar nichts aus. Er kannte kein anderes Leben. Dies war seine Heimat. Hier war er aufgewachsen, und er hatte in frühester Jugend gelernt, die Gefahren zu erkennen und zu meistern.
    Er hatte sich bisher immer auf seinen Mut, seine Kraft und sein Schwert verlassen, doch nun war es Zeit, Ahoon um Hilfe zu bitten, denn düstere Wolken hatten sich über dem Stamm der blonden Hünen zusammengebraut.
    Cosmar schwang sich aus dem Sattel.
    Der Sand war heiß und verbrannte ihm fast die nackten Fußsohlen. Er ertrug den brennenden Schmerz mit eisernem Willen, gewöhnte sich an ihn.
    Wer mit Ahoon allein sein wollte, mußte Opfer bringen.
    Cosmar ging einige Schritte.
    Sein Pferd, ein prachtvoller Schimmel, rührte sich nicht von der Stelle. Der blonde Hüne entfernte sich von dem Tier. Nackt, wie Ahoon ihn geschaffen hatte, wollte er diesem entgegentreten.
    Sonnenglast rings um ihn. Die Hitze ließ die Luft zittern, und sie spiegelte seltsam. Der rötlichgelbe Sand war weich und gab nach, wenn Cosmar seinen Fuß daraufsetzte. Der blonde Krieger hinterließ Spuren, die der nächste Windstoß wieder verwehen würde.
    Cosmar richtete den Blick auf eine schroffe Felsengruppe, die in der Ferne bizarr aus der Wüste ragte.
    Die steinernen Berge… Dort hauste das Unheil.
    Cosmar kniff die Augen zusammen. Auf seinen trockenen Lippen befand sich ein heller, fast weißer Staubfilm. Er schwitzte. Kleine Wassertröpfchen glänzten auf seiner Stirn.
    Langsam, fast träge, breitete er die Arme aus, hob dem Himmel, der sengenden Sonne, sein Gesicht entgegen und sank auf die Knie.
    »Allmächtiger Ahoon!« rief er, so laut er konnte. »Sieh hier deinen ergebenen Diener vor dir knien. Ich bin gekommen, um dir eine Bitte vorzutragen. Nicht für mich. Ich bitte dich für meine Stammesgefährten um Hilfe…«
    Er verstummte, lauschte.
    Hörte ihn Ahoon?
    Man sagte, daß Ahoon hier draußen jedes Wort verstehen konnte. Allgegenwärtig sollte er in dieser glühenden Wüste sein.
    »Wir lieben dich, Ahoon«, sagte Cosmar. »Wir lieben und verehren dich. Und wir leben streng nach deinen Gesetzen, weil wir uns als deine Kinder fühlen. Aber du scheinst uns nicht zu lieben, Vater. Wie sonst sollen wir es uns erklären, daß du deine schützende Hand von uns genommen hast?«
    Cosmar wartete.
    Sollte er weitersprechen? Würde ihm Ahoon ein Zeichen geben, damit er wußte, daß er nicht nur zu brennenden Sonne und zum glühenden Sand redete?
    »Dein Name ist uns heilig, Ahoon. Wir sprechen ihn nur in tiefer Demut aus. Voller Vertrauen legten wir unser Schicksal bisher in deine Hände. Doch plötzlich scheinst du dich von uns abgewandt zu haben, oder ist die Zeit der Prüfungen gekommen? Willst du sehen, ob wir an dir zweifeln, wenn Leid und Not über uns kommen? Nein, Ahoon, an deiner Kraft und deiner Güte werden wir niemals zweifeln. Aber wir machen uns Sorgen. Unsere Alten glauben, wir hätten falsch gelebt und damit deinen Unmut erregt. Ist das so?«
    Man hatte Cosmar gesagt, es wäre eine einseitige Sache, wenn man mit Ahoon redete.
    Eine richtige Antwort könne man von dem Allmächtigen nicht erwarten, deshalb hätte es auch keinen Sinn, ihm Fragen zu stellen.
    Ein Zeichen, ein Wink der Natur - das war alles, wozu sich Ahoon herabließ. Aber noch nie hatte ihn jemand reden hören.
    »Du kennst meinen Stamm, Ahoon«, sagte Cosmar. »Wir wissen den Gefahren dieser Welt zu begegnen, ihnen zu trotzen, sie zu vernichten. Deine Hand führte bisher unser Schwert und half uns siegen. Nun sucht uns das Böse heim und tötet viele tapfere Krieger. Warum hast du dich von uns abgewandt? Was haben wir getan? Laß es mich wissen, damit wir unseren Fehler, den wir nur unwissentlich begangen haben müssen, wiedergutmachen.«
    Seine Worte verwehten in der Wüste, sickerten ein in den heißen Sand. Die Fragen blieben ohne Antwort.
    Aber Cosmar gab nicht auf.
    »Wir haben uns stets deinem Willen gebeugt, haben uns niemals dagegen aufgelehnt, tun es auch heute nicht. Wir wollen nur wissen, wie wir uns mit dir versöhnen können. So unverzeihlich kann das, was wir getan haben, nicht
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