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Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love
Autoren: Lia Habel
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Ich habe genug. Diese Geschichte, dass sie uns alle umbringen wollten … und dieser unschuldige Mann, den wir auf Avernes Stützpunkt getötet haben …« Ich ergriff seine Hand. Dad hatte mir erzählt, was passiert war.
    Die Miene meines Vaters verdunkelte sich. »Ich kannte ihn zwar erst seit einigen Tagen, aber Henry Macumba war ein guter Mensch. Ich glaube nicht, dass ich mir das jemals verzeihen kann. Es gibt so vieles, was ich mir niemals vergeben werde. Vielleicht hätten sie alle Zombies schon vor Jahren töten sollen. Vielleicht hatten sie recht. Ich sehe dich und meine Tochter und weiß, dass es nicht so ist, aber … vielleicht hatten sie trotzdem recht.« Er seufzte und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Bram zu. »Was hast du dann jetzt vor?«
    »Tja, ich würde gerne weiterhin von Ihnen lernen«, gab er zu. »Aber ich weiß, dass das vielleicht nicht mehr möglich ist, wenn ich die Armee verlasse. Nach Hause gehen kann ich nicht. Vielleicht gibt es ja in New London etwas für mich zu tun. Nach dem, was Samedi erzählt, erlauben sie den gesunden Toten dort inzwischen, zu ihren Familien zurückzukehren.« Er lachte. »Das hätte ich mir vor ein paar Wochen noch nicht träumen lassen: dass die Lebenden und die Toten einmal Seite an Seite existieren könnten.«
    »Ich will einfach nur bei Bram bleiben«, sagte ich und verstand im selben Moment, dass es tatsächlich genau das war, was ich wollte. Jedenfalls stand es ganz oben auf meiner Liste.
    Dad sah mich scharf an. »Du gehst noch immer zur Schule, junge Dame, und die wirst du auch abschließen. Da gibt es gar keine Diskussion.« Sein Blick heftete sich wieder auf das Blätterdach über uns. »Aber vielleicht habe ich da ja so eine Idee.«
    »Was für eine?«, fragte ich.
    Sein Mund bog sich zu einem Lächeln. »Oh, das ist eine Überraschung.«
    Ich funkelte ihn an. »Nein. Keine Überraschungen mehr. Keine Geheimnisse. Oder ich reiße dir das andere Bein auch noch aus und haue dich damit, so wahr mir Gott helfe.«
    Brams Brust bebte vor unterdrücktem Lachen. »Ich schätze, dann ist also alles wieder normal.«
    »So normal, wie es eben jemals sein kann.« Ich verschränkte die Arme und sah meinen Vater finster an. Auch er begann zu lachen.
    Hmpf.

Alte Gewohnheiten lassen sich schwer überwinden.
    Als wir wieder in unserem bewaldeten Versteck angekommen waren, wo die Baumriesen uns alle zu Zwergen machten, wagte ich es, mir vorzustellen, dass dies der Beginn von etwas Großem sein könnte. Ich hatte meinen Vater wieder und ich hatte Bram zurück. Wir waren eine bunt zusammengewürfelte Truppe, bestehend aus Soldaten, Erfindern und naseweisen Teenagern. Wir hatten ein Luftschiff und jede Menge Waffen. Theoretisch hätten wir einfach alles zusammenpacken und neue, unbekannte Pfade betreten können, wenn wir es gewollt hätten. Wir hätten eine kleine vergessene Insel im Irgendwo kolonisieren können, und dort hätten wir unser Abenteuer weitergelebt. Üppig leben, glorreich sterben.
    Ich wusste, dass wir es nicht tun würden. Aber ich träumte trotzdem davon.
    Tatsächlich kehrten wir Ende Februar vorsichtig nach New London zurück, kurz nachdem die Regierung beschlossen hatte, dass der Impfstoff nun sicher genug sei, um ihn Menschen zu verabreichen. Papa, Salvez und Elpinoy waren die reinsten Nervenbündel. Wenn auch die besten Wissenschaftler der Regierung zahllose virtuelle Säugetiertests durchgeführt hatten – kein Mensch testete mehr an lebenden Tieren –, gab es doch immer noch ein Restrisiko. Nur im Einsatz konnte das Mittel seine tatsächliche Wirkung beweisen. Allen, denen das bewusst war, schien die Vorstellung höchst erschreckend.
    Und doch, in Anbetracht dessen, was in New London vor sich ging, gab es keine andere Wahl.
    Die Stadt war ein einziges Chaos. Seit die Quarantäne vorüber war, musste New London einen nicht abreißenden Strom untoter Immigranten beherbergen, da die Zombies sich hier medizinische Hilfe erhofften und sich in größerer Zahl stärker fühlten. Auch das Militär war allgegenwärtig. Der Streit um die Existenzberechtigung der lebenden Toten war noch immer nicht beigelegt. Die Infizierten und ihre Verbündeten führten ins Feld, dass sie schließlich keinerlei Bedrohung darstellten, solange sie bei Verstand waren, doch ihre Gegner verlangten trotzdem, die Zombies sollten getötet, eingesperrt oder verjagt werden.
    Genau wie damals die Punks.
    Sich nachts alleine auf die Straße zu wagen, war für einen Toten
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