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Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond
Autoren: Michael Peinkofer
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    Vorwort
     
     
     
    Zu meinem zehnten Geburtstag bekam ich ein Buch geschenkt.
    Es trug den viel versprechenden Titel »Allgäuer Sagen«, und da ich zuvor die abenteuerliche Irrfahrt des Odysseus, die Geschichten von König Artus und den Rittern der Tafelrunde sowie jene von Siegfried dem Drachentöter verschlungen hatte, freute ich mich riesig darauf, nun jene Sagen kennen zu lernen, die meine eigene Heimat hervorgebracht hatte…
    Ich erlebte eine herbe Enttäuschung.
    Zwar war mit Riesen und Drachen, Zwergen und Gnomen, Seenymphen und Hexenmeistern das gesamte Figurenpersonal vertreten, das ich aus all den anderen Sagen kannte – indes, es mangelte an Helden. Mit alten Flüchen, verwunschenen Orten, geheimnisvollen Begebenheiten und apokalyptischen Visionen waren auch die Motive gegeben, die so vielen Sagenstoffen eigen sind und mit denen sich unsere Vorfahren ihre Welt zu erklären versuchten – was allerdings fehlte, war ein dramatischer Überbau, eine große epische Handlung, in die sich all diese Figuren, Schauplätze und Begebenheiten einreihen ließen.
    Ob Sie es glauben oder nicht – meine Enttäuschung über das »Fehlen« einer solch epischen Bergsaga hat mich über all die Jahre begleitet und ist letztlich dafür verantwortlich, dass Sie dieses Buch in Händen halten.
    Wer heute vom Allgäu hört, denkt an grüne Wiesen und muhende Rindviecher (vierbeinige, wohlgemerkt), an sanfte Hügel und die Freuden des Wintersports. Ich für meinen Teil habe stets die dramatischere Variante bevorzugt: majestätische Gipfel und tiefe Abgründe, moosüberwucherte Felsen und alte Ruinen, herabstürzende Katarakte und Schluchten, durch die tosend das Wildwasser schießt. Das alles hat mir ein anderes, weit abenteuerlicheres Bild vermittelt, und der Gedanke, dies einmal zum Schauplatz eines großen Epos zu machen, hat mich nie ganz losgelassen.
    Im Lauf der Jahre stellte ich Nachforschungen an. Ich fand heraus, dass es erstaunliche Übereinstimmungen zwischen den Sagenmotiven des Allgäus und jenen der keltischen Überlieferung gibt (was angesichts der Natur unserer Vorfahren nicht weiter verwundert), und begann, eine fiktive Frühgeschichte des Voralpenlandes zusammenzustellen, in die ich sowohl Mythenmotive als auch historische Fakten einfließen ließ. Was mir jedoch fehlte, war nach wie vor eine übergeordnete große Story, in die sich all das packen ließ. Die Lösung ergab sich, als ich mit Fantasy in Berührung kam, jener Spielart der fantastischen Literatur, die sich alter Sagenmotive bedient, um sie in neue, dramatische Geschichten zu packen, die vom immerwährenden Kampf zwischen Gut und Böse handeln.
    Der wohl berühmteste Vertreter dieser Gattung ist ohne Zweifel J. R. R. Tolkiens »Der Herr der Ringe« – eine im besten Wortsinn epische Saga um den Kampf zwischen Gut und Böse, mit der der Verfasser nach eigenen Worten eine Art Ursage entwickeln wollte, also einen Mythos, aus dem alle anderen Mythen hervorgegangen sein könnten. Das brachte etwas in mir zum Klingeln. Wie, so dachte ich mir, wäre es, einen solchen »Urmythos« auch für das Allgäu zu spinnen? Eine in grauer Vorzeit handelnde Geschichte, aus der sich sowohl Sagen als auch reale Geschichte entwickelt haben könnten?
    Der Gedanke war gefasst, die Suche begann – und sie führte mich weiter, als ich es mir je hätte träumen lassen: von den erwähnten Allgäuer Sagen über die Mythen der Kelten und die Legenden der Bergwelt bis hin zur tatsächlichen Vorgeschichte des Alpenraumes. Eingebettet in eine eigene Historie und sogar eine eigene Sprache, die mit Elementen des Keltischen spielt, entstand so eine Erzählung über Ereignisse, wie sie sich vor Tausenden von Jahren zugetragen haben könnten, in einer Zeit, die von Magie durchdrungen und in der das Allgäu das Land der Mythen war – ein Land, in dem sich die Mächte des Lichts und der Finsternis einen dramatischen Kampf lieferten.
    Diese Geschichte ist freilich fiktiv, doch die Schauplätze sind es nicht. Es gibt sie tatsächlich: jene Felsen, von denen der Jäger Alphart auf das von Unholden bedrohte Hintertal blickt, den See, an dessen Ufern sich einst die Goldene Stadt Iónador erhob, und die Höhle, in der vor Unzeiten Fyrnack hauste, der Letzte der Feuerdrachen. Sie existieren bis heute. Man kann sie besuchen und sie begreifen, sich zurückversetzen in eine längst vergangene Zeit, hinein in die Figuren, deren großes Abenteuer nun beginnt.
    Endlich.
    Nach 28
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