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Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love
Autoren: Lia Habel
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Bram hatte den Hauptteil des Feuers abbekommen. Seine Haut war an einigen Stellen schwarz verfärbt und schälte sich bereits ab. Die Ärzte kamen zu dem Schluss, dass sie die beiden zwar leicht wieder zusammenflicken konnten, dazu allerdings noch einmal zum Stützpunkt zurückkehren mussten. Wir lichteten noch am selben Nachmittag die Anker.
    Ich blieb während der Prozedur an Brams Seite, jedenfalls, solange sie mich ließen. Sie ersetzten die entfernte Haut durch ein synthetisches Material, das ein paar Jahre zuvor für lebende Brandopfer entwickelt worden war, und fixierten es mit starkem Klebstoff. Als sie ihn allerdings aufschneiden mussten, um ein paar innere Verletzungen zu behandeln, warfen sie mich hinaus. Bram winkte mir nach, als man mich zur Tür führte. Eine Narkose war bei ihm nicht nötig.
    Samedi musste einen künstlichen Kehlkopf für Chas entwickeln. Bis es so weit war, kommunizierte sie via Bildschirm und digitalem Federkiel. Sie erzählte uns von der Explosion und wie sie das Bewusstsein wiedererlangt hatten, nur um festzustellen, dass sie allein waren. Sie hatten den halben Tag damit verbracht, in dem Schutt nach Averne zu suchen und sicherzustellen, dass er wirklich tot war. Dann hatten sie einen von Avernes Panzern kurzgeschlossen und waren Richtung Osten aufgebrochen, in die Richtung, in die sie seine Männer hatten fliehen sehen.
    »Bram hat gesakt, das er den gleichn Fehla nich noch mal macht«, schrieb Chas langsam. Anscheinend hatten ihre Eltern ihrem verwöhnten Kind auch in akademischer Hinsicht nicht allzu viel abverlangt, obwohl sie ein so kluger Kopf war. »Das er jedn einzelnen von ihnen krigen würde. Also habn wir sie ein par Tage duch den Dschungl verfolgt, nachdem wir aus der wüste raus warn und Wassa gefundn hattn und uns zusamen geflikt hatten. Dan habn wir ein par andre Zombis gefundn, die es geschaft hattn, und sind so lang gelaufn, bis wir einen andren Stüzpunkt gefundn hattn. Wir haben ihnen erklät, das wir zu den Gutn gehörn und sie uns deshab nich einen Kopf kürze machen solln. War nich laicht.«
    »Und was war mit dem Hund?«, wollte mein Vater wissen. Wir hatten beschlossen, ihn Fido zu nennen – originell, was? –, und er schlang gerade eine riesige Schüssel voller Tofu hinunter. Auf dem Stützpunkt gab es kein Fleisch, das wir ihm hätten geben können, doch zum Glück war er anscheinend nicht wählerisch.
    »Wir haben ihn gefundn, seine Kette hatte sich in ein par Baumwuzeln verfagn«, schrieb Chas und sah zu mir auf, um sicherzugehen, dass ich ihrem Geschreibsel folgen konnte, bevor sie den Blick wieder auf den Bildschirm senkte. »Zuerst habn wir gedacht, er is tot, aber Bram hat ihn frai gelasen und mit etwas Wassa gings ihm wieda gut.«
    Ich beugte mich vor, stützte mich mit den Händen auf den Schreibtisch und küsste sie auf die Schläfe. Sie gurgelte, was ich als ein Lachen interpretierte. »Ich bin ja so froh, dass du wieder da bist, Chas. Sobald du deine Stimme zurück hast, schmeißen wir eine Riesenparty. Desert Rag und alles.«
    »Musstest du dir dieses scheußliche Zeug etwa anhören?«, schniefte Dad etwas hochmütig.
    »Neiiiiin«, schrieb Chas und zog einen Flunsch. » Sofort Party! Für ’ne Party mus ich nich redn könn!«
    »Zuerst«, warf mein Vater ein und sah mich streng an, »müssen Captain Griswold, du und ich uns mal ausführlich unterhalten.«
    Ich schlug die Augen nieder, doch meine Wangen wurden heiß. Chas gluckste und kritzelte hastig weiter. »Du schuldes mir noch Detals! Detals!!! «

    Wir warteten, bis Bram mit seinen diversen Operationen und Feineinstellungen durch war. Er trug ein schwarzes Hemd mit aufgerollten Ärmeln und eine Fischgrätenhose, die er sich von Sam geliehen hatte. Wir saßen an Deck der Black Alice und warteten auf die Ankunft meines Vaters. An diesem Morgen hatte Samedi ihm mitgeteilt, dass sein Bein fertig und bereit zum Anlegen war, und man hatte ihn den ganzen Tag lang im Schiffsraum operiert.
    Ich mochte den lässigen Look an Bram und sagte es ihm. Seine Oberlippe wurde flach, als drücke ein Gewicht darauf. »Ich habe auch wirklich genug vom Soldatenspiel«, gab er zu.
    »Da rennst du bei mir offene Türen ein.«
    Er lächelte und streckte die Hand nach einer meiner Locken aus. Ich wandte leicht den Kopf, doch seine Lippen lagen bereits auf meiner Wange, noch bevor ich ihn ansehen konnte. Er fuhr mir mit dem Daumen übers Kinn und drückte seine Stirn gegen die meine. Ich liebte es. Ich wollte
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