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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit
Autoren: Mark Lawrence
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Pferd unter mir auf dem für das Tier ungewohnten Tribünenboden in Panik geriet. Ich konnte es nicht mehr unter Kontrolle halten und sprang deshalb aus dem Sattel. Soweit ein Mann in Rüstung springen konnte, was für mich bedeutete: Ich suchte mir die Stelle aus, auf die ich fiel. Ich vertraute dem Metall an meinem Leib und fiel auf Renars Leibwächter.
    Der Mann dämpfte meinen Sturz und bekam dafür einige gebrochene Rippen. Ich hörte ihr Knacken, wie von saftigen Zweigen. Das Pferd wieherte hinter mir, als ich mich aufrichtete. Seine Hufe flogen in alle Richtungen – auf der Tribüne konnte es jeden Moment das Gleichgewicht verlieren und fallen.
    Ich warf Sir James’ Axt nach Renars Rücken, aber das Ding war einfach zu schwer für mich. Es traf den zweiten Leibwächter zwischen den Schulterblättern und brachte ihn zu Boden. Renar erreichte die Soldaten weiter unten, die eben noch vor meinem Ross auseinander gestoben waren, und sie umringten ihn und eskortierten ihn zur Burg.
    Ich nahm mein Schwert in beide Hände und wollte dem Grafen folgen.
    »Nein.«
    Corion trat mir in den Weg, die eine Hand erhoben, einen Finger auf mich gerichtet.
    Ich fühlte mich von einem großen Nagel getroffen. Er durchbohrte mich von oben, reichte durch Kopf und Körper, bis tief hinein ins Felsgestein unter meinen Füßen. Die Welt schien sich um mich zu drehen, langsam, im Rhythmus meines Herzschlags. Meine Arme sanken schlaff, die Hände wurden taub, das Schwert rutschte aus gefühllosen Fingern.
    »Jorg.« Ich wagte es nicht, seinem Blick zu begegnen. »Wie konntest du nur glauben, mir trotzen zu können?«
    »Wie konnte ich das für unmöglich halten?« Meine Stumme klang weit entfernt, als kämen die Worte von jemand anders. Es gelang mir, den Dolch von meiner Hüfte zu lösen.
    »Halt.« Und meine Arme verloren jede Kraft.
    Corion näherte sich. Mein Blick versuchte, bei ihm zu verharren, als sich die Welt drehte. Hinter mir erklangen die Geräusche des tretenden Pferds, gedämpft und noch ferner als meine Stimme.
    »Du bist ein Kind«, sagte Corion. »Du setzt immer alles aufs Spiel, hältst nichts zurück. Das ist eine Strategie, die in Niederlage enden muss.«
    Er holte ein kleines Messer unter seinem Gewand hervor, eine drei Zoll lange scharfe Klinge.
    »Aber Gelleth … Das hat uns alle überrascht. Dort hast du alle Erwartungen übertroffen. Sageous verließ sogar deinen Vater, um eine Begegnung mit dir bei deiner Rückkehr zu vermeiden. Natürlich ist er inzwischen wieder da.«
    Corion setzte die Klinge an die Seite meines Halses, zwischen Helm und Ringkragen. Sein Gesicht zeigte nicht das geringste Gefühl, und die leeren Augen schienen mich anzusaugen.
    »Sageous tat gut daran wegzulaufen«, sagte ich. Meine Stimme schien aus einer tiefen Schlucht zu kommen.
    Ich hatte keinen Plan, aber der Moment der Furcht, bei Sir James, lag bereits hinter mir, und ich wollte Corion nicht noch mehr davon geben.
    Ich griff nach der Macht, die mir das Herz des Nekromanten gegeben hatte. Ich ließ meine Augen sehen, wo Geister wandeln, und ein kaltes Prickeln lief mir über die Haut.
    »Nekromantie wird dich nicht retten, Jorg.« Ich fühlte den kalten Biss des Messers am Hals. »Selbst Chella vertraut ihrer Todesmagie nicht so sehr, als dass sie zu einer Konfrontation mit mir bereit wäre. Und was auch immer du unter dem Berg gestohlen hast, es ist nur ein Schatten ihrer Fähigkeiten.«
    Es ist Wille. Letztendlich läuft es auf den Willen hinaus, auf seine Kraft. Corion hielt mich fest, hielt mich gefangen in einem verräterischen Körper. Weil er es wollte, weil sein Wille den meinen überlagerte.
    Heißes Blut rann mir über den Hals. Ich fühlte es unter der Rüstung.
    Ich warf alles gegen ihn, was ich hatte. Meinen ganzen Stolz, meinen Zorn, einen Ozean davon, die Wut, den Schmerz. Ich griff über die Jahre zurück und zählte meine Toten. Ich griff in den Dornenstrauch und berührte den blutlosen Knaben, der dort hing. Das alles nahm ich und machte einen Hammer daraus.
    Nichts! Ich schaffte es nur, den Kopf nach vorn zu neigen, damit ich nicht länger sein Gesicht sah. Er lachte. Ich fühlte die Vibration im Messer. Er wollte mich langsam sterben lassen.
    Ich sah meine Arme, von Metall umhüllt, der Dolch in schlaffen Fingern. Leben pulsierte durch diese Arme, von jedem Schlag meines Herzens angetrieben, vermischt mit der dunklen Magie, die mich vor dem Tod durch die Hand des Königs bewahrt hatte. Ich sah erneut das
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