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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit
Autoren: Mark Lawrence
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heben. Er bewegte sich nicht. Aber diesmal gab es einen Unterschied, denn ich fühlte, wie sich die Muskeln in meinem Arm spannten und bemühten. Mit einem Knurren stieß ich Corion von mir fort. Das Heft meines Dolchs ragte zwischen seinen Rippen hervor. Was mir mit meiner ganzen Willenskraft und mit all meinem Zorn nicht gelungen war, hatte ein einziger Tritt eines in Panik geratenen Pferds geschafft.
    Ich drehte den Dolch und drückte ihn noch tiefer. Ein letzter Atemzug zischte, die Augen öffneten sich und wurden glasig, verloren Leben und Macht.
    Der Leibwächter des Grafen war ebenfalls hierher gefallen, mit der Axt, die ihn gefällt hatte, noch im Rücken. Ich zog sie heraus. Es ist ein hässliches Geräusch, das scharfes Eisen in Fleisch verursacht. Mit zwei Hieben schlug ich Corion den Kopf ab. Weil ich nicht darauf vertraute, dass er wirklich tot war.
    Die Soldaten, die Burlow erledigt hatten, kamen um die Seite der Tribüne. Ich hob Corions Kopf für sie.
    Ein abgeschlagener Kopf hat ein beunruhigendes Gewicht. Er schwang am grauen Haar, in das ich meine Finger gegraben hatte, und ich schmeckte Galle.
    »Ihr kennt diesen Mann!«, rief ich.
    Die ersten drei Soldaten, die hinter der Tribüne zum Vorschein gekommen waren, blieben stehen, vielleicht aus Furcht, vielleicht auch nur deshalb, weil sie vor dem Angriff auf die anderen warten wollten.
    »Ich bin Honorous Jorg Ankrath! Das Blut des Reiches fließt in meinen Adern. Ich habe es allein auf Graf Renar abgesehen.«
    Weitere Soldaten kamen hinter der Seite der Tribüne hervor. Fünf, sieben, zwölf. Mehr nicht. Burlow hatte sein Leben teuer verkauft.
    »Dies ist der Mann, dem ihr gedient habt.« Ich trat einen Schritt auf sie zu, Corions Kopf hoch erhoben. »Er machte Graf Renar vor Jahren zu seiner Marionette. Ihr wisst, dass ich Recht habe.«
    Ich ging weiter, ohne zu zögern. Man glaube fest daran, dass sie zur Seite treten, dann tun sie das auch.
    Die Soldaten beobachteten nicht mich, sondern den Kopf. Die Angst, die er in ihnen gepflanzt hatte, schien so tief zu sitzen, dass sie fürchteten, die toten Augen könnten sich bewegen, sie anstarren und in ihre leere Tiefe zerren.
    Die Männer wichen vor mir zur Seite, und ich ging an ihnen vorbei, über den Turnierplatz und zur Spukburg.
    Andere Gruppen lösten sich von der linken Seite des Platzes, wo Rike und Elban gekämpft hatten. Sie kamen näher und schienen mich aufhalten zu wollen. Zwei Gruppen aus jeweils fünf Soldaten. Sie begannen zu fallen, als die Entfernung auf etwa sechzig Schritte schrumpfte. Die Waldwache rückte über die Ulmenstraße vor. Ich sah Bogenschützen bei der Anhöhe, von der ich die Spukburg beobachtet hatte.
    Ich ließ Corions Kopf fallen, lockerte meinen Griff und ließ das graue Haar durch die Finger rutschen. Er brauchte eine Ewigkeit, um den Boden zu erreichen, als fiele er durch Spinnweben, oder durch Träume. Ich stellte mir vor, dass er mit dem Geräusch eines Hammers aufschlug, der einen Gong traf, aber es blieb still. Doch ob leise oder mit einem Krachen, ich hörte den Aufprall, ich fühlte ihn. Ein Gewicht wich von mir, so schwer, dass es mich verblüffte. Wie hatte ich es all die Zeit tragen können?
    Weiter vorn sah ich das Tor. Ein großer Bogen, der Eingang der Spukburg. Das Fallgatter hatte sich nicht gesenkt. Eine einzelne Gestalt stand dort und hielt unglaublich viel Holz und Eisen oben. Gorgoth!
    Ich lief los.

 
48
     
    Zum Burgtor rannte ich, mit der Rüstung am Leib, abgesehen von den Teilen, die ich auf dem Turnierplatz verloren hatte. Aber sie schien kaum etwas zu wiegen. Um mich herum hörte ich das Zischen von Pfeilen. Weitere Männer fielen. Die guten Bogenschützen der Waldwache sorgten dafür, dass mein Weg frei blieb.
    Ich fragte mich, wohin ich lief, und warum. Corion hatte ich neben der Tribüne im Dreck liegen lassen. Sein Tod hatte sich angefühlt, als zöge man mir einen Pfeil aus einer Wunde. Wie Fesseln, die sich plötzlich lockerten und abfielen. Wie die Schlinge des Henkers, die sich um den violett angelaufenen Hals des Verurteilten löste.
    Ein paar Pfeile von Wächtern auf den Wehrwällen erreichten mich. Einer zerbrach an meinem Brustharnisch. Doch im Großen und Ganzen blieben die Schützen von den turbulenten Ereignissen auf dem Turnierplatz abgelenkt und hatten kaum Aufmerksamkeit übrig für einen Ritter, der ganz allein zur Burg lief.
    Ich ließ mich von meinen Füßen tragen, begleitet von einem Gefühl der Leere. Wo es eine
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