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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit
Autoren: Mark Lawrence
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Zugegeben, der Krieg riecht schlecht. Aber wir würden das Dorf ohnehin bald niederbrennen, und dann würde sich der Gestank im Rauch verlieren. Goldene Ringe? Ich brauche keinen zusätzlichen Lohn.
    »Junge!«, rief Bovid mit hohler, schwacher Stimme.
    Ich trat vor ihn und stützte mich auf mein Schwert, plötzlich müde in Armen und Beinen. »Was auch immer du sagen willst, Bauer, sag es schnell, denn Bruder Gemt kommt mit der Axt. Gleich ist die Rübe ab.«
    Bovid schien keine Angst zu haben. Es ist schwer, jemandem Angst zu machen, der so kurz davor ist, ein Schmaus für die Würmer zu werden. Trotzdem, es ärgerte mich, dass er mich »Junge« genannt hatte und keinen Respekt zeigte. »Hast du Töchter, Bauer? Die sich vielleicht im Keller verstecken? Der alte Rike wird sie aufstöbern.«
    Daraufhin sah Bovid plötzlich auf, mit Schmerz in den Augen. »W-wie alt bist du, Junge?«
    Wieder das »Junge«. »Alt genug, um dich wie einen dicken Geldbeutel aufzuschlitzen«, sagte ich und wurde wütend. Ich werde nicht gern wütend. Weil es mich wütend macht. Ich glaube, er merkte gar nichts von meiner Wut. Vielleicht wusste er nicht einmal, dass ich es gewesen war, der ihn vor nicht einmal einer halben Stunde aufgeschnitten hatte.
    »Fünfzehn Sommer, mehr nicht. Es können nicht mehr sein als …« Bovids Worte kamen langsam, von blauen Lippen in einem bleichen Gesicht.
    Unter anderen Umständen hätte ich es ihm vielleicht gesagt, aber er hörte schon nichts mehr. Hinter mir rumpelte der Karren, und Gemt kam mit tropfender Axt.
    »Nehmt seinen Kopf«, sagte ich. »Lasst seinen fetten Wanst den Raben.«
    Fünfzehn! Mit fünfzehn würde ich wohl kaum noch Dörfer überfallen.
    Nach Vollendung meines fünfzehnten Lebensjahres würde ich König sein!

 

     
    Manche Menschen werden mit einem Groll geboren.
    Bei Bruder Gemt galt der Groll der ganzen Welt.

 
2
     
    Mabberton brannte gut. In jenem Sommer brannten alle Dörfer gut. Makin sprach von einem heißen Hurensohn von Sommer, zu geizig, um Regen zu geben, und er hatte nicht Unrecht. Staub wirbelte hinter uns auf, wenn wir einen Ort erreichten; Rauch stieg gen Himmel, wenn wir ihn verließen.
    »Wer möchte ein Bauer sein?« Makin stellte gern Fragen.
    »Wer möchte eine Bauerntochter sein?« Ich nickte in Richtung Rike, der so müde war, dass er fast aus seinem Sattel rutschte. Ein dummes Grinsen lag auf seinem Gesicht und ein Ballen Samit auf seinem Plattenpanzer. Ich habe nie erfahren, wo er in Mabberton Samit entdeckt hatte.
    »Bruder Rike genießt seine einfachen Freuden«, sagte Makin.
    Das tat er. Rike war gierig danach. So gierig wie das Feuer.
    Die Flammen fraßen Mabberton. Ich hielt die Fackel ans strohgedeckte Wirtshaus, und das Feuer jagte uns hinaus. Nur ein weiterer blutiger Tag im jahrelangen Todeskampf unseres gefallenen Reichs.
    Makin wischte sich Schweiß ab und hinterließ Russ-Streifen in seinem Gesicht. Er hatte ein Talent dafür, schmutzig zu werden, dieser Makin. »Du selbst hast nicht über jenen Freuden gestanden, Bruder Jorg.«
    Da konnte ich ihm nicht widersprechen. »Wie alt bist du?«, hatte der dicke Bauer wissen wollen. Alt genug, seinen Töchtern einen Besuch abzustatten. Das dicke Mädchen hatte viel zu sagen gehabt, genau wie ihr Vater. Hatte wie eine Schleiereule geschrien. Die ältere Tochter hatte mir besser gefallen. Die war ziemlich still gewesen. So still, dass man sie gelegentlich kneifen musste, um sicher zu sein, dass sie nicht vor Schreck gestorben war. Bestimmt sind sie beide nicht still geblieben, als das Feuer sie erreichte.
    Gemt ritt heran und vertrieb meine Kopfbilder.
    »Die Männer des Barons werden den Rauch aus einer Entfernung von zehn Meilen sehen können. Du hättest das Dorf nicht anzünden sollen.« Er schüttelte den Kopf, was seine dumme Mähne aus fuchsrotem Haar hin und her schwingen ließ.
    »Hätteste nich!«, rief Gemts blöder Bruder von seinem Grauschimmel herab. Der Graue verließ die Straße nicht. Er war klüger als Maical.
    Gemt wollte immer Dinge klarstellen. »Du hättest die Leichen nicht in den Brunnen werfen sollen, jetzt müssen wir durstig los.« »Du hättest den Priester nicht töten sollen, jetzt haben wir Pech.« »Wenn wir sie ein bisschen geschont hätten, könnten wir Lösegeld von Baron Kennick bekommen.« Am liebsten hätte ich ihm mein Messer in die Kehle gestoßen. Auf der Stelle. Am liebsten hätte ich mich vorgebeugt und ihm die Klinge in den Hals gerammt. »Wie war das?
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