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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit
Autoren: Mark Lawrence
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Bursche hat dies alles angerichtet?« Ich blinzelte. »Donnerwetter.«
    Ich erinnerte mich an Gorgoths Hinweis, dass die Veränderungen für Gog und seinen kleinen Bruder zu schnell kommen würden. Sie würden so schnell kommen und so gefährlich sein, dass die beiden Brüder für den Tod bei den Nekromanten bestimmt gewesen waren.
    »Erledigt den Verrückten.« Die Stimme erklang hinter mir. Sie klang vertraut. Sie klang wie die meines Vaters.
    »Erschießt ihn.«
    Es war eine Stimme, der man gehorchen musste. Aber mich trafen keine Pfeile, und so wandte ich mich von Gorgoth ab und der Spukburg zu.
    Graf Renar stand dort, flankiert von zwei Dutzend Soldaten. Rechts und links von ihm hatten Speerkämpfer Aufstellung bezogen, jeweils zwanzig. Weitere Männer kamen von den Wehrwällen herunter.
    Ich deutete eine Verbeugung an. »Hallo, Onkel.«
    Bevor ich zum Turnier aufgebrochen war, hatte ich Renar nur von einem Porträt gekannt, und jetzt bot sich mir zum ersten Mal Gelegenheit, ihn in natura zu erleben. Sein Gesicht war schmaler, das Haar länger und weniger grau, aber ansonsten war er seinem älteren Bruder wie aus dem Gesicht geschnitten, was bedeutete, dass er auch große Ähnlichkeit mit mir aufwies. Natürlich war er weitaus weniger attraktiv.
    »Ich bin Honorous Jorg Ankrath.« Ich nahm den Helm ab und nickte den Männern vor mir zu. »Erbe des Throns von Renar.« Das stimmte nicht ganz, aber ich würde der Erbe sein, wenn ich den einen übrig gebliebenen Sohn des Grafen getötet hatte. Wo auch immer Kusin Jarco sein mochte: Zu Hause war er nicht, denn sonst hätte ich seine Farben auf dem Turnierplatz gesehen. Deshalb ließ ich seinen Vater und die anderen glauben, er sei tot. Sollten sie denken, dass er im gleichen Feuer gestorben war, das ich für seinen Bruder Marclos angezündet hatte.
    »Du.« Der Graf wählte einen Mann an seiner Seite aus. »Schieß ihm ein Loch in den Kopf, wenn du deinen eigenen Schädel behalten willst!«
    »Die Angelegenheit betrifft nur meinen Onkel und mich.« Mein Blick richtete sich auf den Soldaten. »Wenn dies vorbei ist, seid ihr meine Soldaten, und mein Sieg wird auch eurer sein. Es wird kein Blut fließen.«
    Der Mann hob seine Armbrust. Ich fühlte plötzliche Hitze im Nacken, als hätte jemand hinter mir die Tür eines Backofens geöffnet. Blasen bildeten sich im Gesicht des Mannes; die Haut schien plötzlich wie Suppe zu kochen. Er schrie und fiel, und sein Haar ging in Flammen auf, bevor er den Boden berührte. Die anderen Soldaten wichen entsetzt zurück.
    Ich sah, wie der Geist ihn verließ, als er zuckte und brannte und Hautfetzen auf dem Kopfsteinpflaster festklebten. Ich sah seinen Geist und griff hinein. Mit den Händen griff ich hinein und fügte ihnen die bittere Macht der Nekromanten hinzu. Ihre dunkle Energie pulsierte in meiner Brust, ausgehend von der Wunde, die mir das Messer meines Vaters beigebracht hatte.
    Ich gab dem Geist des Toten eine Stimme. Und eine Stimme gab ich auch den anderen Geistern, die wie Rauch über den Leichen zu meinen Füßen schwebten.
    Die Soldaten vor mir erbleichten und zitterten. Schwerter fielen zu Boden, und das Grauen sprang wie ein Lauffeuer von einem Mann zum nächsten.
    Die Schreie brennender Menschen klangen aus dem Jenseits, als ich mein Schwert in beide Hände nahm und zu Graf Renar lief, meinem Onkel, dem Mann, der Mörder zur Frau und den Söhnen seines Bruders geschickt hatte. Und ich fügte den Schreien der Toten meine eigenen hinzu, denn Corion oder nicht, das Verlangen zu töten brannte wie Säure in mir.

 
49
     
    Und hier sitze ich nun im hohen Turm der Spukburg, an dem leeren Ort, den Corion für sich selbst geschaffen hat. Ein Feuer knistert im Kamin, Felle bedecken die Steinplatten, es stehen Gläser und ein Krug mit Wein auf dem Tisch. Natürlich gibt es auch Bücher. Plutarchs Werk, das mir auf der Straße Gesellschaft leistete, ruht nun in einem Regal aus Eiche, zusammen mit etwa sechzig anderen Büchern, die ihre ledernen Schultern aneinander reiben. Es ist ein kleiner Anfang, aber selbst die Regale haben als Schössling begonnen.
    Ich sitze am Fenster. Dutzende von Scheiben halten den Wind fern, jede von ihnen eine Handspanne groß und mit Blei zu rautenförmigen Mustern verbunden. Das Glas kam auf Ochsenkarren über die Berge, den ganzen weiten Weg von der Wilden Küste, man mag’s kaum glauben. Die Thurtanen machen es so flach, dass man fast ohne jede Verzerrung nach draußen sehen kann.
    Ich
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