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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit
Autoren: Mark Lawrence
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innere Stimme gegeben hatte, die mir den Weg wies, hörte ich jetzt nur mein eigenes Keuchen. Auf der zum Tor führenden Straße, außerhalb des Blickfelds der Wächter, traf ich auf größeren Widerstand. Soldaten hatten sich zwischen den Tavernen und Gerbereien versammelt. Sie hielten die Straße, über die ich als Kind mit dem Nubier gekommen war, auf der Suche nach Rache.
    Zwanzig Männer versperrten den Weg, angeführt von einem Hauptmann in vollem Renar-Staat. Ein matter Glanz kam von seinem Kettenhemd. Hinter ihm hielt Gorgoth noch immer das Fallgatter oben, und auf dem Hof dahinter befanden sich weitere Soldaten. Es erschien mir sonderbar, dass sie den Leucrota noch nicht getötet und das Tor geschlossen hatten.
    Ich blieb vor dem Hauptmann und seinen Männern stehen, ohne genug Atem für Worte. Kalter Wind wehte zwischen uns und brachte einige Regentropfen.
    Was sollte ich tun? Plötzlich schien eine aussichtslose Lage … aussichtslos zu sein.
    Ich blickte zurück. Zwei Gestalten liefen über den Weg, den ich genommen hatte, die erste so groß, dass es nur Rike sein konnte. Das fedrige Ende eines Pfeils ragte aus seiner linken Schulter. Der zweite Mann war so voller Blut und Schmutz, dass ich ihn nicht anhand seiner Rüstung identifizieren konnte, aber so wie er sein Schwert hielt … Es musste Makin sein.
    Ich sah wieder die Soldaten an, über die Spitzen ihrer gehobenen Speere hinweg, die eine Barriere zwischen uns bildeten.
    Wie sollte es weitergehen?
    Ein weiterer Windstoß brachte mehr Regen.
    »Haus Renar?«, rief der Hauptmann. Er klang unsicher.
    Die Männer wussten nicht, wer ich war! Sie waren aus der Burg gekommen, ohne einen Hinweis darauf, wer angriff. Ach, der Nebel der Krieges! Manchmal kann er ein wertvoller Verbündeter sein.
    Ich strich mit dem Panzerhandschuh über den Brustharnisch, damit das Wappen deutlicher sichtbar wurde. »Zuflucht!«
    Ich schnappte nach Luft. »Alain Kennick, Verbündeter des Hauses Renar, sucht Zuflucht.« Ich zeigte auf Rike und Makin. »Sie wollen mich töten.«
    Vielleicht hatte mir Corions Tod nicht meine ganze Boshaftigkeit genommen. Vielleicht war etwas von ihr übrig geblieben.
    Ich lief auf die Soldaten zu, und ihre Reihe teilte sich vor mir.
    »Sie werden nicht an uns vorbeikommen, Herr.« Der Hauptmann verbeugte sich kurz.
    »Sorgt dafür«, erwiderte ich. Ich hielt es tatsächlich für unwahrscheinlich, dass Rike und Makin so viele Soldaten überwältigen konnten.
    Ich eilte weiter zum Tor und spürte jetzt das Gewicht meiner Rüstung. Ein seltsamer Geruch hing in der Luft, intensiv und fleischig, wie von Schinken, der über offenem Feuer briet. Er erinnerte mich an Mabberton, wo wir, vor tausend Jahren, all die Bauern verbrannt hatten.
    Auf der anderen Seite des Tors sammelten sich Gruppen von Soldaten. Halb gepanzerte Männer, einige mit Schilden, andere ohne, viele von ihnen vermutlich voller Turniertag-Bier.
    Als ich näher kam, sah ich die Leichen. Verbrannt lagen sie da, in ihrem eigenen geschmolzenen Fett, wie die Toten eines Armenbegräbnisses, die nicht ganz zu Asche verbrannt waren, weil es dem Scheiterhaufen an Holz gefehlt hatte.
    Gorgoth stand mit dem Rücken zu mir. Pfeile steckten in seinen Armen und Beinen. Zuerst glaubte ich, dass er völlig reglos dastand, ohne eine Bewegung, aber als ich näher kam, bemerkte ich das Zittern in seinen dicken Rückenmuskeln.
    Ich trat an ihm vorbei und unter dem Fallgatter hindurch. Hundert Männer auf dem Hof starrten mich an. Gorgoths Augen waren voller Anstrengung zusammengekniffen, und er beobachtete mich durch schmale Schlitze. Weitere Pfeile ragten aus seiner Brust, zwischen den gewölbten Klauen seines verunstalteten Brustkorbs. Blut quoll an den Schäften hervor, wenn er den Atem entweichen ließ, und wurde in den Körper zurückgezogen, wenn er Luft holte.
    Ich trat nach einem rauchenden Kopf. Er rollte von der verbrannten Leiche fort.
    »Du hast da einen verdammt tüchtigen Schutzengel, Gorgoth«, sagte ich. Jeder Soldat, der ihn angegriffen hatte, lag verkohlt da.
    Gorgoth schüttelte andeutungsweise den Kopf. »Der Junge. Dort oben.«
    Über Gorgoth hockte Gog in einer Lücke zwischen dem Holz des Fallgatters. Die tintenschwarzen Höhlen, die ihm als Augen dienten, brannten jetzt wie heiße Kohlen unter dem Blasebalg eines Schmieds. Sein dünner Leib war enger zusammengefaltet, als ich es für möglich gehalten hätte. Einige Pfeile steckten in den Balken in seiner Nähe.
    »Der kleine
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