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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit
Autoren: Mark Lawrence
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als Arkle an mir vorbeipreschte.
    Das ist eine weitere Sache, die bei einem Turnier nicht gemacht wird. Man greift den Mann an, nicht das Pferd. Ein gut abgerichtetes Streitross ist verdammt teuer, und wenn man eins erledigt, kann man sicher sein, dass der Eigentümer nachher Ersatz fordert.
    Voller Pferdeblut richtete ich mich auf und fluchte.
    Sir Arkle lag unter seinem Ross, tödlich still und reglos, ganz im Gegenteil zu seinem kreischenden, tretenden Pferd.
    Viele Tiere nehmen selbst schlimme Verletzungen stumm hin, aber wenn sie entscheiden, darüber zu klagen, geht’s richtig rund. Wenn ihr die Schreie von Kaninchen gehört habt, wenn sie geschlachtet werden, dann wisst ihr, was für einen Lärm selbst kleine Geschöpfe machen können. Zwei Hiebe waren nötig, um Arkles Pferd zum Schweigen zu bringen, und noch einmal zwei als Zugabe, um den Kopf abzuschlagen.
    Als ich fertig war, stand ich als Archetyp des Roten Ritters da, die Rüstung voller Blut. Ich hatte jetzt Kriegsgestank in der Nase, Blut und Scheiße, und den Geschmack davon auf den Lippen, Salz mit Schweiß.
    Es gab nicht mehr viele von uns auf dem Turnierplatz. Sir James stand auf der anderen Seite inmitten einiger gefallener Ritter und kämpfte gegen jemanden, der eine mit Feuerbronze veredelte Rüstung trug. Etwas näher schickte ein Ritter ohne Pferd mit seinem Kriegshammer einen Gegner zu Boden. Und das war es auch schon.
    Der Mann mit dem Hammer wankte auf mich zu. Die Eisenteile an seinen Knien waren verbogen und schabten übereinander.
    »Gebt auf.« Ich rührte mich nicht von der Stelle, hob nicht einmal das Schwert.
    Ein Moment der Stille. Zu hören war nur das ferne Klirren von Waffen, als Sir James von Hay seinen Kontrahenten überwältigte. Dann nur noch das leise Pochen, mit dem Blut von meiner Rüstung auf den Boden tropfte.
    Der Hammer-Mann ließ seinen Hammer fallen. »Ihr seid nicht Alain Kennick.« Er drehte sich um und hinkte zu dem weißen Zelt, wo die Heiler warteten.
    Ein Teil von mir wollte den Kampf. Ein großer Teil von mir fragte sich, ob ein Hammerschlag zwischen die Augen nicht besser war als eine neuerliche Begegnung mit Corion. Es schien unmöglich zu sein, dass er noch nichts von meiner Präsenz wusste, dass jene Augen nicht sofort gesehen hatten, wer in Alains Rüstung steckte. Ich blickte zur Tribüne, die jetzt näher war. Er beobachtete mich, sie alle beobachteten mich, aber dies war der Mann, der mir die Möglichkeit gegeben hatte, Bruder Price zu töten, der Mann, dessen Flüstern aus dem Hakendorn gekommen war, der mich die ganze Zeit wie an unsichtbaren Marionettenfäden geführt hatte. War ich deshalb hier? Weil er es so wollte? Hatten mich die Fäden in seiner Hand hierher gebracht?
    Sir James von Hay setzte meinen Überlegungen ein Ende. Er stieg ab, vielleicht deshalb, weil er meinen mangelnden Respekt Pferdefleisch gegenüber gesehen hatte, und kam entschlossenen Schrittes näher. Der Sonnenschein schaffte nur hier und dort ein kurzes Glänzen auf dem verschrammten Metall seiner Rüstung. Seine schwere Axt hatte an diesem Tag gute Arbeit geleistet. Ich bemerkte Blut an der großen Zacke.
    »Du siehst furchteinflößend aus«, sagte ich.
    Er stapfte weiter auf mich zu, an Arkles Pferd vorbei.
    »Redest nicht viel, wie?«, fragte ich.
    »Gib auf, Junge«, brummte er. »Ich gebe dir diese eine Chance.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob wir überhaupt die Wahl haben, geschweige denn eine Chance, James. Ich kann dir da ein Buch empfehlen, das …«
    Er griff an und schwang die Axt so schnell, dass sie zu einem Schemen wurde. Es gelang mir, den Hieb zu parieren, aber mein Schwert flog fort und ließ meine rechte Hand taub bis zum Handgelenk zurück. Sir James holte erneut aus, mit ungeheurer Kraft, und hätte beinahe meinen Kopf getroffen. Ich schwankte zur Seite, entging der Axt dadurch um nicht mehr als einen halben Zoll und taumelte zurück.
    Der Ritter vor mir machte sich bereit, und plötzlich wusste ich, wie sich die Kuh beim Schlachter fühlt. Ich mag schuldig sein der schönen Worte über Furcht und Messerschneiden, doch mit leeren Händen vor einem tüchtigen Schlachter wie Sir James bekam ich es richtig mit der Angst zu tun. Ich wollte nicht, dass es hier endete, dass alles vor einem jubelnden Publikum zerbrach. Ich wollte nicht vor Fremden sterben, die nicht einmal meinen Namen kannten.
    »Warte!«
    Aber natürlich wartete er nicht. Er kam schnell näher, die Axt erhoben. Wenn ich beim Zurückweichen
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