Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit
Autoren: Mark Lawrence
Vom Netzwerk:
nicht gestolpert wäre, hätte er mich entzweigeschnitten, oder zumindest so getroffen, dass der Unterschied keine Rolle gespielt hätte. Flach auf den Rücken fiel ich, plötzlich atemlos, und sein eigenes Bewegungsmoment trug Sir James zwei Schritte an mir vorbei. Meine rechte Hand tastete nach Halt und fand den Schaft des Kriegshammers. Das Glück hatte mich nicht verlassen.
    Ich schwang den Hammer und traf Sir James’ Kniekehle. Es knirschte befriedigend, und er ging zu Boden, wobei er unterwegs seine Stimme entdeckte. Leider hatte der Grobian nicht den Anstand, seine Niederlage einzugestehen oder auch nur zu erkennen. Er drehte sich auf das unverletzte Knie und hob die Axt über meinen Kopf. Ich sah sie schwarz vor dem blauen Himmel. Wenigstens blendete die Sonne nicht mehr. Ein Visier verbarg sein Gesicht, aber ich hörte den rasselnden Atem dahinter und sah Speichelschaum an den Löchern.
    »Zeit zu sterben.«
    Er hatte Recht. Aus nächster Nähe kann man mit einem Kriegshammer nicht viel anstellen. Erst recht nicht, wenn man mit ausgestreckten Gliedern auf dem Boden lag.
    WruOmm!
    Sir James’ Kopf verschwand aus meinem Blickfeld, und plötzlich gab es nur noch blauen Himmel.
    »Meine Güte, wie kann man diese Armbrust nicht lieben!«, sagte ich.
    Ich setzte mich auf. Sir James lag neben mir, mit einem Loch im Visier und einer größer werdenden Blutlache unter dem Kopf.
    Ich konnte nicht erkennen, von wem der Schuss stammte. Wahrscheinlich von Makin, der die Armbrust von einem der Brüder bekommen hatte. Er musste von dort geschossen haben, wo die gewöhnlichen Leute standen. Renar hatte an den Stellen Soldaten postiert, von denen aus man auf die Tribüne mit dem Adel schießen konnte, aber es war kaum ein Problem, die Ritter auf dem Turnierplatz aufs Korn zu nehmen.
    Ich ergriff mein Schwert, bevor die Menge noch richtig begriffen hatte, was geschehen war. Bei den Gewöhnlichen kam es zu Unruhe, und ich bemerkte dort eine große Gestalt. Vielleicht hatte Rike damit begonnen, Schädel einzuschlagen.
    Ich hob auch Sir James’ Axt auf und fing Alains Pferd ein. Als ich wieder im Sattel saß, nahm ich die Axt in die eine Hand und das Schwert in die andere. Bürger strömten auf den Platz und schienen den Aufstand proben zu wollen. Ich wusste nicht, wem oder was ihr Zorn galt, vermutete aber, dass Sir Alain von Kennick etwas damit zu tun hatte.
    Soldaten bezogen vor der Tribüne Aufstellung. Vom Sanitärzelt näherten sich mir sechs Bewaffnete in Burglivree.
    Ich hob Axt und Schwert auf Schulterhöhe. Die Axt war schwer wie ein Amboss; es erforderte einen Mann wie Rike, sie so mühelos zu schwingen wie Sir James.
    Aus dem Augenwinkel sah ich, dass die Soldaten am Burgtor ihren Posten verließen, um den anderen dabei zu helfen, für Ruhe zu sorgen und den Grafen zu schützen.
    Corion erhob sich und erinnerte mich auf seltsame Weise an eine Vogelscheuche. Er stand in unmittelbarer Nähe des Grafen. Renar blieb reglos sitzen, die Hände im Schoß, die Fingerspitzen aneinander.
    Wusste Corion, wer ich war? Wie konnte er es nicht wissen? Als ich seinen Bann gebrochen hatte, als ich nach dem liebevollen Dolchstoß meines Vaters aus dunklen Träumen erwacht war und mich daran erinnerte, wer meine Schritte von Rache fort gelenkt und mich zu einer Figur in seinem Spiel gemacht hatte … Er musste es gemerkt haben.
    Ich würde gleich herausfinden, ob er Bescheid wusste.
    Ich trieb Alains Pferd zu einem leichten Galopp an und hielt direkt auf Renar zu, Axt und Schwert in den ausgestreckten Händen. Ich hoffte, dass ich schlimm aussah, wie die Hölle auf Erden, wie der Tod, der für den Grafen ritt. Ich schmeckte Blut und wollte mehr.
    Ein großes, schweres Streitross, das auf einen zukommt, hat tatsächlich etwas Beeindruckendes. Die Tribüne begann sich zu leeren; Adlige kletterten übereinander, um zu entkommen. Ein freier Bereich entstand um Renars hochlehnigen Stuhl, eine offene Stelle nur mit Renar, Corion und zwei Leibwächtern.
    Unruhe erfasste die Soldaten vor der Tribüne, aber sie blieben stehen.
    Bis ich noch schneller ritt.

 
47
     
    Alains Pferd trug mich durch die Reihe der Soldaten und die Tribüne hinauf, wie über eine große Treppe, direkt zu Graf Renars Thron und hindurch.
    Hätte man den Grafen nicht wenige Momente zuvor von seinem Sitz gezogen, wäre alles an dieser Stelle zu Ende gewesen.
    »Bring ihn weg!«, wies Corion einen der beiden Leibwächter an.
    Der andere Mann trat auf mich zu, als das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher