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Daphne - sTdH 4

Daphne - sTdH 4

Titel: Daphne - sTdH 4
Autoren: Marion Chesney
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Kummers. Was, wenn der Bischof
sich den Hals brach? Warum war alles bei Annabelle so unbehaglich und
schwierig gewesen?
    Diana hörte
ihr zu. Dabei betrachtete sie ihre Schwester von oben bis unten und fragte
sich, ob diese je etwas bekümmert hatte, außer vielleicht eine widerspenstige
Locke. Daphnes mitternachtsschwarzes Haar war kunstvoll aufgetürmt. Sie ist
eine Schönheit, die sich sehen lassen kann, überlegte Diana, ohne auch nur
einen Hauch von Eifersucht zu spüren. Eine gerade kleine Nase, große glänzende
Augen und ein kleiner, schön geformter Mund.
    »Und dann
haben wir Vater auf der Straße nach Hopeworth getroffen«, beendete Daphne
ihren Bericht.
    »Wirklich?
Was in aller Welt hat Vater denn da getan? Und du und Lady Godolphin, ihr seid
zu Fuß gekommen. Eine Lady Godolphin, die nicht geschminkt ist und nicht
einmal einen Liebhaber hat.«
    »Sie hat
beides während der Fastenzeit aufgegeben und sich daran gewöhnt, auf beides zu
verzichten«, entgegnete Daphne. »Ich muß ins Bett«, setzte sie hastig hinzu,
weil sie vermeiden wollte, über das Treiben ihres Vaters auf der Straße nach
Hopeworth Lügen erzählen zu müssen.
    Diana
folgte ihr nach oben. »Ich wünschte, du würdest für mich bei Papa ein gutes
Wort einlegen«, sagte sie.
    Daphne
wandte sich um, die Hand auf dem Treppengeländer. »Warum? Bist du verliebt? Ist
ein Gentleman im Spiel?«
    »Pah!
Natürlich nicht. Ich möchte Papa das nächstemal auf die Fuchsjagd begleiten.«
    »Aber
Diana«, gab Daphne zu bedenken, und ihre großen Augen wurden vor Verwunderung
noch größer. »Das kannst du doch nicht
machen! Nur sehr ungesittete Damen gehen auf die Jagd.«
    »Quatsch!
Ich kann besser reiten als Papa. Ich möchte, daß du das weißt. Aber er will
nicht auf mich hören. Bitte, Daphne!«
    Daphne ging
langsam weiter hinauf. »Ich habe nicht viel Einfluß auf Papa«, sagte sie über
ihre Schulter hinweg. »Minerva ...«
    »Minerva!
Red keinen Unsinn. Minerva würde mir eine Predigt halten!«
    »Aber es
ist nicht gerade ladylike«, bestand Daphne auf ihrer Meinung und ging in ihr
Zimmer. »Du wirst bald heiraten wollen, und es kann nicht dein Wunsch sein, daß
der Mann deiner Wahl dich nicht achtet.«
    »Ich will
doch nicht heiraten!« rief Diana zornig aus. »Ich will jagen und fischen.
Kannst du dich erinnern, was wir für einen Spaß hatten,
bevor du so etepetete geworden bist, Daphne? Aber du liebst schöne Kleider und
machst dich gerne schön und du hast nichts dagegen, dich von dem Geschwätz in
den Salons langweilen zu lassen. Bitte, Daphne.«
    Daphne
setzte sich auf ihr Bett und schaute Diana an. Ihr ruhiger Blick
enthüllte nichts von dem, was sie innerlich bewegte. Diana trug ihre Haare in
einem strengen Knoten. Ihr Mund war etwas zu
groß, um schön zu sein, aber ihre Haut war makellos, und ihre großen,
blitzenden, schwarzen Augen verliehen ihrem Gesicht etwas Exotisch-Zigeunerhaftes,
das seine Attraktivität noch steigerte.
    Ganz
plötzlich kam in Daphne ein Gefühl des Neides auf Diana auf, die
Selbstvertrauen hatte und wußte, was sie wollte. Sie, Daphne, war
auch einmal wild durch die Wälder und über die Felder gelaufen.
Aber das war, bevor sie entdeckt hatte, daß ihre Schönheit ihr eine Menge
Kummer ersparen konnte. Die Leute sagten
einem keine schmerzlichen oder verletzenden Dinge, wenn man schön war. Sie
schienen auch nicht zu erwarten, daß man selbst sehr viel sagte. »Ich will es
versuchen, Diana«, sagte sie langsam. »Aber gib mir ein bißchen Zeit.«
    Als sie
gegangen war, begann sich Daphne sorgfältig für die Nacht zurechtzumachen. John
Summer hatte ihre Koffer gebracht, und
Betty, das Mädchen, hatte ihre Kleider und Mäntel schon
aufgehängt. Ihr schwerer eiserner Toilettenkoffer stand auf dem Toilettentisch.
Daphne hätte keinem erlaubt, ihre kostbaren Sachen
auszupacken; das machte sie immer eigenhändig. Vorsichtig nahm sie sie nach
und nach heraus und stellte sie nebeneinander auf den
Tisch. Sie hatte allein viererlei verschiedene Rouges: Gemüse, Serviette (man
mußte es mit einem Tuch auftragen), flüssige Rosenblüte und kosmetische Wolle
(die mit roter Farbe getränkt war).
    Auf dem
Tisch stand auch eine große Flasche Italienisches Wasser von Vento, eine Dose
mit Gesichtspuder, ›Powder of India‹, und eine große Puderquaste aus
Schwanenfedern. Daphne hatte auch eine Nachtcreme, eine Schönheitscreme, eine
Pomade de Nerole und eine Pomade de Graffa.
    Sie
benutzte diese Schönheitsmittel
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