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Daphne - sTdH 4

Daphne - sTdH 4

Titel: Daphne - sTdH 4
Autoren: Marion Chesney
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helfen,
aber der Bischof kann jeden Moment kommen, und ich muß ihn warnen...«
    »Sehr wohl,
mein Kind«, sagte Mr. Garfield. »Du bleibst hier und... äh... warnst den
Bischof.«
    Seine
Pferde hatten die Stränge am Geschirr abgerissen und sich wie durch ein Wunder
aus dem Graben befreien können. Er band die Zügel um einen Baum und ließ sie im
hohen Gras am Straßenrand weiden.
    Dann machte
er sich auf den Weg nach Hopeworth und ließ eine vor Aufregung die Hände
ringende Daphne zurück.
    Er ging
schnell. Der Kopf dröhnte ihm vor Schmerz, und das helle Sonnenlicht stach ihm
in die Augen. Im stillen verfluchte er seinen Freund Edwin Apsley, daß er ihn
zu einem gewissen Mr. Armitage geschickt hatte, um zwei Hunde zu kaufen. Mr.
Garfield war bei Freunden auf der anderen Seite von Hopeminster gewesen. Edwin
war auch dabei, hatte aber ganz plötzlich in die Stadt reisen müssen, um seine
neueste Geliebte daran zu hindern, seiner Obhut zu entkommen; und deshalb hatte
er in aller Eile Mr. Garfield gebeten, ihm doch in der Sache mit den Hunden
behilflich zu sein.
    »Wer ist
dieser Armitage?« hatte Mr. Garfield gefragt. »Wie soll ich ihn finden?«
    »Du
brauchst nur in Hopeworth zu fragen«, hatte Edwin leichthin gesagt. »Jeder
kennt ihn.«
    Mr.
Garfield beschloß, das Haus dieses Mr. Armitage zu suchen und dort zu bitten,
ihm zu helfen, seine Kutsche aus dem Loch in der Straße zu hieven.
    Flüchtig
dachte er auch an das schwere Los der armen Irren – Ophelia, die zu seiner
Rettung gekommen war. Sie sprach nicht wie ein Mädchen vom Land, aber ihre
Kleider waren abgetragen und unmodern. Armes, beschränktes Ding. Er hätte sie
nie geküßt, wenn er geahnt hätte, daß sie nicht ganz richtig in ihrem hübschen
Oberstübchen war.
    Am Tor
von Lady Wentwaters
Besitz blieb er stehen, aber das Haus war ganz offensichtlich verlassen. Er
seufzte und setzte seinen Weg über den Blyne fort. Auf der anderen Seite der
Brücke sah er die gedrungene Gestalt einer Dame schnell auf sich zukommen. Sie
trug eine große Musselinhaube, die ihren Kopf voller Papierlockenwickler nur
unvollkommen verhüllte. Bekleidet war sie mit einem Hauskleid, einer Art
Negligé, über einem aufwendig verzierten Unterrock. Mr. Garfields Herz sank,
als er sah, daß sie offensichtlich Selbstgespräche führte. Er beschloß, sie
nicht zu beachten und einfach weiterzugehen, in der Hoffnung, in dieser verrückten
Welt doch noch einen normalen Menschen zu finden. Er begann sich schon zu
fragen, ob er selbst vielleicht durch den Sturz den Verstand verloren hatte.
    Aber die Dame
hielt ihn an und sagte: »Als Betty es mir sagte, war ich so schockiert wie noch
nie in meinem Leben. Tiger und Panther und Leoparden, ja, das lasse ich mir
eingehen, habe ich gesagt, aber doch nicht Bischöfe. Charles ist weggegangen,
und sonst ist noch keiner wach, und sie kann manja zu nichts gebrauchen, mit
ihren Krämpfen. Das ist ihre Art, den Dingen ins Gesicht zu sehen. Wenn ich
dauernd Krämpfe hätte wie sie, dann wäre ich heute nicht das, was ich bin.«
    Mr.
Garfield lächelte besänftigend und machte Anstalten, schnell weiterzugehen,
aber Lady Godolphin – denn es war Lady Godolphin, die da völlig aufgelöst vor
ihm stand, nachdem ihr das Mädchen die Sache mit der Bischofsfalle noch einmal
bestätigt hatte – packte seinen Arm.
    »Sie sehen
wie ein Gentleman aus«, sagte sie und blickte ernst zu Mr. Garfield auf, »wenn
auch wie ein schmutziger. Würden Sie so etwas machen? Als er es mir gestern
abend gesagt hat, hielt ich es für Unfug und dachte, er baut einen
Entwässerungsgraben. Denn als ich darüber nachdachte, erklärte ich es mir so,
daß ich wohl nicht richtig verstanden hätte. Bis Betty mit dem Tee kam und
sagte: ›Sie werden nie darauf kommen, was mein Herr gemacht hat.‹
    ›Betty‹,
sagte ich, ›er hat so wirres Zeug gesagt, und ich mußte zu Fuß gehen, so daß
meine Füße immer noch schmerzen, und meine Arthritis ist so furchtbar, daß ich
mich fühle, als ob man mir das Mark aus den Knochen gesaugt hätte, aber hör mir
gut zu, Betty, er hat Spaß gemacht.‹ – ›Der nicht‹, sagte Betty zu
mir. ›Der Herr meint es todernst.‹«
    Lady
Godolphin machte eine Pause, um Atem zu holen. Mr. Garfield blieb ein Stöhnen
in der Kehle stecken; er befreite seinen Arm aus der Umklammerung und eilte die
Straße hinunter.
    Er fühlte
sich kränker und schwindliger als vorhin, als er aus der Ohnmacht erwacht war.
    Am
Dorfbrunnen standen ein paar Frauen.
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