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Daphne - sTdH 4

Daphne - sTdH 4

Titel: Daphne - sTdH 4
Autoren: Marion Chesney
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Spannung immer höher stieg. Erinnerst du
dich an John Summers Ruf, als der Fuchs auftauchte?«
    »Hör auf!«
sagte der Pfarrer und hielt sich die Ohren zu.
    »Nein, ich
höre nicht auf«, entgegnete Diana. Sie erhob sich und beugte sich zu ihrem
Vater hinüber, der mit gesenktem Kopf dasaß. »Ich schlage vor, du gehst jetzt
schnurstracks in die Kirche und bittest den lieben Gott, dir dein verdrehtes
Gehirn herauszunehmen und es wieder richtig einzusetzen.«
    Sie lief
aus dem Zimmer und schlug die Tür mit solcher Wucht hinter sich zu, daß das ganze
Pfarrhaus bebte.
    Hochwürden
Armitage saß lange Zeit still da. Dann setzte er seinen Hut auf, ging müde
hinaus und zur Kirche hinüber. Er betrat sie durch den Seiteneingang und
setzte sich in eine der Bänke. Dabei genoß er das neue Gefühl, zur Kanzel hinaufzuschauen
statt von ihr herunter.
    Mr.
Garfields Restaurator machte seine Sache sehr gut. Die Flügel des Cherubims
unter der Decke glänzten vom Blattgold, und die wurmzerfressenen Bänke im
hinteren Teil der Kirche waren auch schon durch neue aus Eiche ersetzt.
    Er neigte
den Kopf zum Gebet. Es war ein wirres, nur teilweise in Worte gefaßtes Gebet um
Beistand. In letzter Zeit hatte er immer auf den Knien gelegen und wild und
ernsthaft versprochen, für seine Sünden zu büßen. Jetzt bat er freundlich um
Hilfe, eher so, als
spräche er mit Squire Radford.
    Schließlich
stand er auf und ging in den friedlichen, zeitigen Abend hinaus. Auf einmal
fühlte er sich ganz normal und gewöhnlich. Er konnte es nicht recht erklären,
aber er fühlte sich weder sehr gut noch sehr schlecht.
    Er atmete
die frische Luft tief ein. Es roch nach Immergrün, Holzfeuer und feuchtem,
verrottendem Laub.
    Squire
Radford hörte jemanden Brighton Beach pfeifen. Er schob den Vorhang
zurück und schaute aus seinem Bibliotheksfenster. Hochwürden Armitage kam
forschen Schrittes die Auffahrt herauf.
    Dem Squire
entrang sich ein Seufzer der Erleichterung. »Ram«, sagte er über die Schulter
zurück, »den allerbesten Portwein, und ich denke, zwei Gedecke beim Dinner.«
    Der
Pfarrer ging nach
einem ausgezeichneten Essen zufrieden mit der Welt nach Hause. Es war angenehm,
sich in der eigenen Haut wieder wohl zu fühlen.
    Ein
stürmischer, fröhlicher Wind zauste die kahlen Äste, und hoch oben am Himmel
stand ein Mond, der gutes Jagdwetter versprach.
    Der Anblick
zweier Kutschen, die vor dem Pfarrhaus vorgefahren waren, beeinträchtigte
seine heitere Stimmung einen Augenblick lang, weil er fürchtete, daß der
Bischof gekommen sein könnte.
    Dann sah er
Lady Godolphins Wappen an einer der Türen.
    Gutgelaunt pfeifend betrat er das
Empfangszimmer des Pfarrhauses.
    Die Melodie
erstarb ihm auf den Lippen.
    Daphne, Mr.
Garfield, Lady Godolphin, Colonel Arthur Brian, Diana, Frederica und seine Frau
saßen da und warteten offensichtlich auf ihn. Er hatte das unbehagliche
Gefühl, daß sie wie eine Jury aussahen, die über einen ganz besonders grausigen
Mord zu befinden hat.
    »Hallo!«
rief er. »Was gibt's?«
    Daphne
erhob sich. »Ich muß mit dir unter vier Augen sprechen.«
    »Aha. Über
etwas, das ihr gerade miteinander abgesprochen habt, so wie ihr ausseht«,
grollte Hochwürden. »Also gut, mein Fräulein. Komm mit.«
    Er ging in
sein Studierzimmer voran und schloß die Tür hinter ihnen.
    »Nun«,
sagte er. »Ich nehme nicht an, daß ich auf gute Nachrichten hoffen darf?
Garfield ist mitgekommen.«
    »Du kannst
mich unter einer Bedingung nach guten Nachrichten fragen«, sagte Daphne steif.
    »Und die
wäre?«
    »Ich
heirate Mr. Garfield, wenn du deine Jagd behältst...«
    »Einverstanden! Ich habe
es schon beschlossen.«
    »Und wenn
du erlaubst, daß Diana auf die Jagd geht.«
    »Siehst du, Daphne«, sagte der
Pfarrer, »das ehrt dich... Ich dachte, du wolltest Archer heiraten?«
    Daphne sah
ihren Vater erstaunt an, dann fiel ihr ein, daß er die Geschichte der
Erpressung ja gar nicht kannte. Sie konnte nur hoffen, daß er
nie davon erfuhr. Denn wenn er es erfuhr, würde er wissen wollen, was Mr.
Archer veranlaßt hatte zu glauben, daß er Macht über sie ausüben könnte.
    »Nein. Ich
will Mr. Archer nicht heiraten. Ich will Mr. Garfield heiraten. Aber nur, wenn
du Diana erlaubst, auf die Jagd zu gehen.«
    Der Pfarrer
dachte an das Garfieldsche Vermögen, er dachte an den Triumph, wieder eine gute
Heirat in der Familie zu haben, er dachte
daran, daß Diana mit ihm auf die Jagd gehen würde – und runzelte die Stirn. Mit
dieser Frage
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