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Daphne - sTdH 4

Daphne - sTdH 4

Titel: Daphne - sTdH 4
Autoren: Marion Chesney
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Knie. Dann begann er jeden Teil ihres Körpers, den er mit Anstand erreichen
konnte, zu liebkosen.
    Seine Sinne
waren aufs äußerste erregt, der Sessel quietschte und knarzte unter ihren
wilden Bewegungen, und gerade als Mr. Garfield die Grenze des Erlaubten kühn
überschritten hatte, gerade als sein Mund liebend den Umrissen einer bloßen
Brust auf der Spur war, gebot ihm ein Schrei wie von einem apoplektischen
Papagei Einhalt.
    Lady
Godolphin stand auf der Türschwelle mit einer Kerze in der Hand.
    »Hinauf in
dein Bett, mein Fräulein«, sagte sie streng zu Daphne, »wir sprechen uns
später. Es ist nicht zu glauben, daß sich ein wohlerzogenes Mädchen wie du so
liederlich benimmt. Geh!«
    Daphne
strich ihr Kleid glatt und blickte schüchtern zu Mr. Garfield auf.
    Er drückte
fest ihre Hand. »Wir werden heiraten, Lady Godolphin.«
    »Oh.« Ein
Lächeln der Freude und Erleichterung breitete sich auf Lady Godolphins Zügen
aus. »Nichtsdestoweniger«, sagte sie, »werden Sie mit solchen Anzüglichkeiten
bis nach der Hochzeit warten. Ich war in meinem ganzen Leben nicht so
schockiert.«
    »Wie geht
es Colonel Brian?« fragte Daphne zuckersüß.
    »Oh, hm!«
machte Lady Godolphin und errötete leicht. »Er hat beschlossen, daß er ein
bißchen bei uns bleiben wird.«
    »Ich mache
mich morgen auf den Weg nach Hopeworth«, sagte Mr. Garfield, »und bitte Mr.
Armitage um seine Erlaubnis, mich um Daphnes
Hand zu bewerben.«
    »Wir fahren
alle«, sagte Lady Godolphin. Es ist besser, Arthur von den Fleischtöpfen und
Versuchungen Londons fernzuhalten, dachte sie. Er würde in Hopeworth keine
andere Beschäftigung finden als die mit ihr.
    Squire
Radford stand im
Schutz der Hecke am Ende seines Gartens und beobachtete, wie die gedrungene
Gestalt des Pfarrers die Runde in der Gemeinde machte.
    Seine
Pferde und Hunde sollten in der nächsten Woche in Hopeminster verkauft werden.
    Der Pfarrer
hatte seine Pfründe nicht aufgegeben. Er hatte den Bischof nicht aufgesucht.
Statt dessen war er nach Hopeworth zurückgekehrt, hatte Betty, ihren Mann und
das Baby in einem schmucken Häuschen untergebracht und war dann darangegangen,
ein Heiliger zu werden.
    Die Kirche
war vom Morgengebet bis zum Abendgesang an sieben Tagen geöffnet. Die
Gemeindemitglieder wurden von ihrem Pfarrer so oft wie noch nie besucht. Die
Armen wurden versorgt wie nie zuvor. Der Pfarrer gab Ratschläge, half und
predigte.
    Er war so
unbeliebt wie nie zuvor.
    Die
Gemeinde krümmte sich vor seinen lautstarken Predigten. Sie hatten es satt,
dauernd für ihre Sünden büßen zu sollen.
    Es kam vor,
daß sich die Dorfbewohner hinter den Möbeln versteckten und so taten, als seien
sie nicht daheim, wenn sie den Schaufelhut an ihren Fenstern vorbeikommen
sahen. Mütter begannen, ihren Kindern mit dem Ausspruch »Wenn du nicht brav
bist, kommt Hochwürden Armitage und holt dich« zu drohen.
    Squire
Radford seufzte. Charles war keine lustige Gesellschaft. Es gab keine
friedlichen Dinner mehr und keine gemeinsame Flasche am Kaminfeuer. Der
Pfarrer trank nichts Stärkeres mehr als Limonade. Er führte im Moment sogar
eine Anti-Tee-Kampagne.
    Der Squire
sah, daß der Pfarrer auf dem Weg zum Herrenhaus war, um seinem Bruder, Sir
Edwin Armitage, einen Besuch abzustatten. Nun, das geschah dem Kerl gerade
recht.
    Sir Edwin
hätte sich am liebsten in ein Mäuseloch verkrochen, als er hörte, daß sein
Bruder zu Besuch kam. Lady Armitage erklärte auf der Stelle, daß sie
Kopfschmerzen habe, und auch Josephine und Emily weigerten sich, mit ihrem
Vater nach unten zu gehen. Josephine war endlich mit einem mittelalterlichen
Squire in Hopeminster verlobt worden, und Sir Edwin war nur zu froh, wenigstens
eine Tochter unter der Haube zu haben. Er gab den Armitage-Mädchen im
Pfarrhaus die Schuld, da sie die besten Verehrer verführt hätten, und vergaß
dabei ganz, daß sie ihre Männer in London kennengelernt hatten und nicht in der
Nachbarschaft. Es war für ihn nur ein kleiner Trost, daß Daphne in der Person
von Mr. Archer jemand ganz Gewöhnlichen heiratete.
    Sir Edwin
betrat den Salon und blickte nervös auf die vierschrötige Gestalt seines
Bruders. Er war wie üblich nach der neuesten Mode gekleidet. Sein Aufzug paßte
mehr zu einem Bond-Street-Beau als zu einem Landbaronet.
    Der Pfarrer
begrüßte ihn mit: »›Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen,
sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in
dieser Finsternis herrschen,
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