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Daphne - sTdH 4

Daphne - sTdH 4

Titel: Daphne - sTdH 4
Autoren: Marion Chesney
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Landpfarrer regelmäßig Fallen für ihre Bischöfe.
    »Wie ist es
dir in London ergangen?« fragte der Pfarrer, sich Daphne zuwendend.
    Lady
Godolphin drückte Daphnes Arm, ein Signal, daß der Zeitpunkt nicht günstig sei,
um über Mr. Archer zu sprechen.
    »Sehr gut,
Papa«, sagte Daphne steif. »Ich wurde viel bewundert. «
    »Das sagt
man nicht«, knurrte der Pfarrer. »Wie geht es Annabelle?«
    »Hmm... ich
glaube...«, begann Daphne vorsichtig.
    »So ist es
recht. Wo sie doch endlich den Sohn hat, den sie sich so sehr gewünscht hat.«
    »Ja«, sagte
Daphne und schüttelte leicht den Kopf, als wollte sie unangenehme Eindrücke
abschütteln – Bilder von Annabelle, die in der Fürsorge um ihr häßliches,
plumpes Baby aufging, während ihr Mann es nicht über sich zu bringen schien, es
auch nur anzusehen.
    »Und
Minerva? Und Carina?«
    »Sie sind
nach Brighton gegangen, wie du weißt, Papa, genau wie die anderen Angehörigen
der feinen Gesellschaft. In London war sehr wenig los. Wie geht es den kleinen
Mädchen?« erkundigte sich Daphne und meinte damit die siebzehnjährige Diana und
die sechzehnjährige Frederica, ihre beiden jüngeren Schwestern.
    »Jemand muß
Diana sagen, daß es so nicht weitergeht. Sie ist so wild geworden. Und
Frederica ist leider gar nicht schön. Man muß etwas tun, damit sie ihrer
Aufgabe später gewachsen ist.«
    Das ist das
einzige, was ihm einfällt, wenn er an uns Mädchen denkt, dachte Daphne betrübt.
Wir müssen schön sein – die schönen Armitage-Mädchen. Unser Wert auf dem
Heiratsmarkt muß hoch sein.
    Um ihren
Vater von den jüngeren Schwestern abzulenken, fiel sie tapfer mit der Tür ins
Haus: »Ich bin im Begriff, mich zu verloben, Papa.«
    Der Pfarrer
blieb mit einem Ruck stehen und starrte wütend Lady Godolphin nach, die sich
schnellstens aus dem Staub machte.
    »Mit wem?«
    »Cyril
Archer.«
    »Mr. Cyril Archer.«
    »Ja, Papa.
Er ist ein feiner junger Mann. Du weißt, er stammt aus dem Somerset-Zweig der
Familie.«
    »Nein, das
weiß ich nicht. Was hat Ihre Ladyschaft dazu zu sagen? Wie kommt Annabelle
dazu, mich nicht darüber zu informieren ?«
    »Ach,
Annabelle ist so mit dem Baby Charles beschäftigt, und... und ich bin Mr.
Archer bei Lady Godolphin begegnet.«
    Der Pfarrer
schnaubte durch die Nase. »Ich werde der Sache auf den Grund gehen, Miss.« Er
sah sie aus der Nähe an. Der Vollmond war aufgegangen und brachte Daphnes
schlanke Figur, ihre elegante Kleidung und ihr schönes Gesicht voll zur
Geltung. »Du könntest einen Herzog kriegen«, sagte der Pfarrer mißgelaunt.
    »Ich bin
sicher, daß du mein Glück über alle materiellen Dinge stellst«, sagte Daphne
mit einem moralischen Anspruch, der selbst ihrer Schwester Minerva zur Ehre
gereicht hätte.
    »Das wird
sich zeigen«, entgegnete der Pfarrer wütend. Er wollte das Thema
weiterverfolgen, aber da erspähten seine scharfen Äuglein die Gestalt von
Squire Radford auf der anderen Seite des Dorfteiches.
    Da er nicht
wollte, daß der Squire von der Bischofsfalle etwas erfuhr, eilte er mit Daphne
so schnell er konnte die Straße entlang.
    Als sie das
eiserne Tor zur Pfarrei erreichten, zischte der Pfarrer: »Mrs. Armitage weiß
nichts vom Bischof, und die Mädchen wissen auch nichts. Untersteh dich also,
etwas zu sagen. Ach du meine Güte, jetzt habe ich vergessen, Lady Godolphin zu
warnen.« Er eilte ins Haus und ließ Daphne einfach stehen.
    Mrs.
Armitage war nicht heruntergekommen, um Daphne zu Hause willkommen zu heißen.
Die gute Frau hatte wieder einmal zuviel von ihren Allheilmittelchen genommen
und davon einen ihrer Krämpfe bekommen. Frederica war schon im Bett, aber
Diana wartete im kleinen Salon bei Wein und Plätzchen.
    »Ich habe
erfahren, daß ihr kommt«, sagte sie. »Jem kam heraufgerannt, um es mir zu
sagen.«
    Daphne
setzte sich hin, den Rücken gerade wie ein Ladestock, und streifte sorgfältig
ihre Handschuhe ab. Dann nahm sie ihren Hut vom Kopf und legte ihn vorsichtig
auf einen Stuhl. Diana, die ein total verschmutztes Reitgewand trug, schaute
ihre ältere Schwester verächtlich an. »Immer noch dieselbe Modepuppe, Daphne.
Ich hatte gehofft, London macht vielleicht einen Menschen aus dir. Aber mach
dir nichts draus! Erzähl mir von Annabelle und dem neuen Baby.«
    Daphne
begann mit ihrer sanften Stimme zu erzählen. Bei Annabelle war alles in Ordnung.
Das Baby war lebhaft und gesund und hatte eine kräftige Stimme. Hinter Daphnes
scheinbarer Ruhe verbargen sich zwei Quellen des
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