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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund
Autoren: Lilith Saintcrow
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er von der KI geflogen, weil Tiens sich jetzt näher zu Japh beugte, um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen. Der Nichtvren sah mich an und gleich wieder weg. Dann schlug er, wie um das Gesagte zu unterstreichen, mit der Faust in die Handfläche seiner anderen Hand.
    Mein Schwert lag quer über meinen Knien. Das Metall war ruhig und glänzte nicht anders als normaler Stahl auch. Es war in Luzifers Brust gerammt worden und dennoch heil geblieben. Das Messer lag auf dem Tisch, und sein langsames Lied von Kummer und Wut klang immer fremdartiger.
    Meine Augenlider sanken herab, und der Kaffee schwappte über, als ich einschlummerte. Meine Finger und Zehen waren kalt und fühlten sich an, als wären sie aus Gummi. Die Bruchstellen in meinem Kopf zitterten – sie waren zu erschöpft, um den Versuch zu unternehmen, sich wieder zusammenzuflicken.
    Lange Zeit ließ ich mich mit an die hohe Stuhllehne zurückgelehntem Kopf von den Bewegungen des Gleiters wiegen. Ich hörte erhobene Stimmen, und dann schnitt Japhrimels scharfer Tonfall plötzlich durch die Watte, die mich umgab, und beendete jegliche Diskussion.
    Kurz darauf berührte jemand sanft mein verfilztes, staubverkrustetes Haar. Ich öffnete die Augen und sah Japh mit abgespanntem, nachdenklichem Gesicht vor mir stehen. Meine linke Schulter zuckte, als ob ein Angelhaken im Fleisch säße, an dem jemand zog.
    „Kannst du aufstehen?“
    Genauso gut hätte er mich fragen können, ob ich fliegen konnte. Ich umklammerte die Stuhllehne, spannte mich an und stemmte mich vor Anstrengung stöhnend hoch, während meine rechte Hand schon nach Fudoshins Knauf griff.
    Japhrimel hielt mich mit einer Hand aufrecht und nahm mit der anderen das Messer. Obwohl er es nur mit den Fingerspitzen anfasste, zuckte er zusammen. „Ich werde Vann sagen, dass er dir hierfür eine neue Scheide anfertigt.“
    Ich schüttelte den Kopf, und der ganze Gleiter schien sich zu neigen. „Behalt es. Ich will es nicht.“ Ich würde ja sagen, gib es Lucas, aber ich weiß nicht, ob der es will.
    Japhrimel hielt inne und warf einen Blick über die Schulter. Lucas lehnte noch immer am Rumpf und lauschte mit geschlossenen Augen dem, was McKinley gerade zu Tiens sagte. Der Nichtvren sah mich zweifelnd an.
    Mir war das inzwischen egal.
    Japhrimel ließ meinen Arm los.
    Ich schwankte. „Wohin fliegen wir?“
    „Ich dachte, du würdest dich vielleicht lieber ins Bett legen.“ Seine Augen glühten, aber sein Gesicht war verschlossen und nachdenklich. „Dante.“
    Ich biss die Zähne zusammen. Ein Bett. Nur noch eine Sache, und dann kann ich eine Woche lang schlafen. Das wäre schön. „Japhrimel.“
    Und dann kann ich das restliche Chaos entwirren. All die Dinge tun, die zu tun ich geschworen hatte, sobald ich hiermit fertig war. All die Versprechen, die ich gegeben hatte.
    Der Schmerz wollte einfach nicht aufhören. Er saß direkt unter meinen Rippen, als ruhte mein Herz in einem Nest aus Holzsplittern. Alle meine Freunde waren tot, und der Teufel ebenso.
    Warum fühlte ich mich nicht besser?
    Der Gleiter sackte in ein Luftloch. Nachdem McKinley seinen Satz zu Ende gesprochen hatte, breitete sich Stille aus.
    Alle Augen sind auf dich gerichtet, Danny. Tu etwas.
    Vorsichtig machte ich einen Schritt. Schwankte. Japhrimel bewegte sich unruhig, aber ich winkte ab. Ich würde es allein bis zum Bett schaffen, verdammt noch mal. Einen Schritt nach dem anderen.
    Warum fühle ich mich nicht besser? Ich spürte, wie sich hinter meinen Augen Tränen ansammelten. Warum?
    „Valentine.“ Lucas’ halb ersticktes Flüstern.
    Angespannt blieb ich stehen und wartete. Die Hand, die das Messer halten kann, hat dem Feuer ins Auge geblickt und ward nicht verschlungen, ist in das Reich des Todes gegangen und zurückgekehrt, und ihr wurde Kraft verliehen, die weit jenseits ihrer Möglichkeiten liegt.
    Hatte es diese Prophezeiung wirklich gegeben? Oder war das völlig abstrus? Er war der Todlose, aber Eve hatte geglaubt, ich sei der Schlüssel.
    War ich das gewesen? Wurde ich es jemals erfahren?
    Was er als Nächstes sagte, grenzte schon ans Absurde. „Sind wir quitt?“
    Quitt? Wie zum Teufel sollten wir quitt sein? Ich habe versucht, dich umzubringen, und du hast für jeden gearbeitet außer für mich. Aber du hast Luzifer getötet und mir das Messer zurückgegeben. In so einer Situation gibt es kein „quitt“.
    Ein fremdartiger Gedanke ließ mich innehalten. Trotz meiner völligen Erschöpfung verfolgte ich ihn
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