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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund
Autoren: Lilith Saintcrow
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jemand Seide zerreißen, dann nichts mehr.
    Mein Gefallener stieß einen tiefen Seufzer aus. Noch eine ganze Weile hielt er mich, während sich der Staub legte, die Stille zurückkehrte und das Amphitheater erfüllte wie Flüssigkeit eine Tasse.
    Es war vorbei.
    Ich lebte noch. Aber ich hatte auf allen Ebenen versagt.

37
     
     
    Aus dem Wüstenhimmel senkte sich ein anderer Gleiter herab, eine schlanke, nagelneue Maschine mit einer ganzen Batterie von Mag- und Tiefenscannerschutzschilden. Sie setzte hart auf, und dann öffnete sich die Seitenluke wie eine Blume. Ich fragte gar nicht erst, was es mit alldem auf sich hatte, auch nicht, als Tiens uns alle mit einem strahlenden Lächeln begrüßte, das die Spitzen seiner abnorm langen Fangzähne sehen ließ. Anton Kgembes Kopf war bandagiert. Er war gerade dabei, Frachtbehälter festzuzurren, und schaute nicht einmal hoch. Vann sah ziemlich mitgenommen aus, voller blauer Flecke und auch sonst böse zugerichtet. Mit langsamen Schritten brachte er eine Decke, in die Japh mich einwickelte, bevor er mich mitsamt dem Messer McKinley übergab.
    Trotz meiner Benommenheit konnte ich es ein wenig als Wunder empfinden, dass sie alle überlebt hatten.
    Alle außer Leander. War er wirklich tot? Meine Benommenheit legte sich auch über diese Frage wie ein Tuch, das mich vor Gewissensbissen schützte.
    Seltsamerweise war es McKinley, der mich auf der langen Reise zurück aus der Ödnis auf den neuesten Stand brachte. Er und die Holonachrichten, denn Japhrimel wollte mir nichts erzählen und Lucas ebenso wenig.
    Die Vorfälle, bei denen Magi ums Leben kamen, waren etwas weniger geworden. Die Anweisung der Hegemonie, die den Magi das Einsetzen ihrer Begabung verbot, war aufgehoben worden, und alle waren wieder an ihre Arbeit zurückgekehrt.
    Natürlich gab es noch … Probleme. Viele Dämonen waren der Hölle entflohen und mussten zurückgetrieben werden, auch wenn sie sich mit Händen und Füßen wehrten. Aber das war die Aufgabe der jetzigen Chefin, der brandneuen Fürstin der Hölle, der Anführerin der erfolgreichen Revolution.
    Eve. Oder besser gesagt, Aldarimel, der Morgenstern, Luzifers jüngste und liebste Gespielin. Das neue Spielzeug, das er in die Hölle geschleppt hatte, künstlich geschaffen aus genetischem Material von Doreen – einem menschlichen Nachkommen der Gefallenen – und ihm selbst. War es Narzissmus gewesen, oder war der Teufel genau wie ein Mensch, der eine neue Liebesaffäre anfängt?
    Jedenfalls hatte sie bekommen, was sie gewollt hatte: Der Fürst der Hölle war tot.
    Lang lebe die Fürstin.
    Hallo?, sagte ich zu der Stille in mir. Hallo?
    Die Holonachrichten waren Salz in meinen Wunden. Ein Bild folgte auf das andere – zerstörte Häuser, vermisste Magi und seltsame Vorkommnisse überall auf der Welt; die verschiedenen Interessengruppen der Hölle kämpften um ihren Anteil an der Macht. Obwohl mir vor Müdigkeit fast die Augen zufielen, betrachtete ich die flimmernden Bilder und weigerte mich wegzusehen. Die Zustände wurden mit dem Chaos zur Zeit des Großen Erwachens verglichen, und Experten untermauerten diese These mit völlig unnützen Analysen.
    „Hier.“ McKinley reichte mir einen dicken Porzellanbecher, dessen Inhalt nach Kaffee roch. Ich ließ mich auf den am Boden festgeschraubten ergonomischen Stuhl sinken und starrte die dunkle Flüssigkeit an. „Du solltest trinken.“ Er schaffte es sogar, freundlich zu klingen.
    „Warum?“
    Obwohl ich noch völlig unter Schock stand und mich taub und erschöpft fühlte, versuchte ich, mich dazu aufzuraffen, einen Schluck hinunterzuwürgen. Mein Magen krampfte sich zusammen, fester als eine Faust.
    Schulterzuckend rieb McKinley sich die metallische linke Hand. Seine Finger hinterließen keinen Abdruck auf der hautähnlichen Schicht. „Es ist vorbei. Fürs Erste jedenfalls.“
    Wie bitte – erwartest du etwa noch mehr? Ich stellte den Becher auf einem kleinen Tisch ab, der seitlich am Stuhl befestigt war. „Was geschieht jetzt?“ Wieder klang ich wie ein atemloses, verängstigtes Kind.
    „Jetzt kitten wir die Scherben.“ Er legte den Kopf leicht zur Seite, um zum Vorderteil des Gleiters zu deuten, wo Japhrimel sich gerade im Flüsterton mit Vann und Tiens unterhielt. Kgembe schlummerte auf einem am Rumpf befestigten Klappstuhl, und Lucas lehnte an der Wand in der Nähe der drei anderen und sah mich aus seinen gelben Augen an.
    Ich schluckte. Der Gleiter sackte in ein Luftloch – im Moment wurde
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