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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund
Autoren: Lilith Saintcrow
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weiter, widmete mich ihm ausführlich, während der Gleiter stieg und sank, um die verschiedenen Druckbelastungen auszugleichen.
    „Valentine? Sind wir quitt?“ Unter seinem harschen Flüstern verbarg sich eine Anspannung, die sich auf seinen ganzen Körper ausdehnte.
    Unglaublich. Fragte Lucas Villalobos etwa, ob wir noch Freunde seien?
    Ich hätte nie gedacht, dass ich das erleben würde.
    Es war egal. Jetzt war alles egal. Wenn ich damit leben konnte, einiges nicht zu wissen, dann konnte ich auch damit leben, Lucas Villalobos nicht als Feind zu bezeichnen. „Wir sind immer noch Freunde, Lucas. Falls das deine Frage ist.“
    Niemand rührte sich. Ich wagte kaum zu atmen. „Das passt schon.“ Villalobos klang erleichtert, und auch mir wurde auf einmal leichter ums Herz. „Ruh dich ein bisschen aus.“
    Nicht alle meine Freunde sind tot. Stolpernd folgte ich dem Saum von Japhrimels Mantel, Fudoshins Griff fest umklammernd. Als sich die Tür hinter uns schloss und er mich in die Arme nahm, musste ich feststellen, dass mir dicke, heiße Tränen die Wangen hinabliefen.
    Aber ausnahmsweise spielte auch das keine Rolle.
    „Wohin fliegen wir?“
    „Saint City, Dante. In deine Heimat. Ab jetzt unsere.“

Epilog
     
     
    Die Stadt liegt unter einer Wolkendecke aus orangefarbenem Licht und Nebel, und von der Bucht steigen weiße Luftmassen auf. Die Stadt pulsiert, von den Tiefen des Tank District über die Turmspitzen der Innenstadt und den Finanzdistrikt bis hin zu den Vorstädten. Gegen den Himmel zeichnen sich zwischen den Gebäuden die Gleiterspuren ab, in Mustern, die fast schon zufällig genug sind, um sie für Divinationen zu nutzen. Hier oben kann man die ganze Nacht verbringen. Die Gardinen sind zurückgezogen, und das kugelsichere Plasglas ist so gestaltet, dass es möglichst durchsichtig ist. Das Zimmer ist vollkommen dunkel, bis auf das rote Auge der Kinderzimmerüberwachung. Jede Nacht beruhigt mich der Atem eines menschlichen Wesens, der tiefe, vertrauensvolle Schlafeines Kindes in einem von zwei Agenten bewachten Zimmer.
    Sie wechseln sich vor ihrer Tür ab.
    In unserem Haus schläft ein kleines menschliches Mädchen. Sie fragt nicht mehr, wann ihre Mutter zurückkommt. Ich bin nicht so naiv zu glauben, sie hätte die Frage vergessen.
    Sie hat Eddies goldene Locken und Gabes große dunkle Augen, und wenn sie lacht, bilden sich in ihrem Gesicht Grübchen. Den Dämon mag sie am liebsten: Er ist unendlich geduldig mit ihr, bereit, ihr stundenlang aus bunt bebilderten Schulfibeln vorzulesen oder einfache Spiele mit ihr zu machen, mit deren Hilfe sie lernen soll, ihre Begabungen zu beherrschen. Natürlich, sie ist das Kind von Psionen, und der Test bei ihrer Geburt ergab einen Matheson-Index, der fast so hoch ist wie meiner.
    Das Testament ihrer Mutter ist eindeutig: Ich hin als Vormund und Treuhänderin eingesetzt. Gabe, die mich mit der ihr eigenen Gründlichkeit noch aus dem Grab heraus zwingt, mein Versprechen einzuhalten. Liebe und Verpflichtung, das Netz, das mich hier festhält, und das alles letztlich wegen dem Lachen eines Kindes mit seinen verstreuten Spielzeugen.
    Habe ich das andere Versprechen gebrochen, damit ich dieses halten kann?
    Würde ich es wissen wollen, wenn es so wäre?
    Erzähl mir, was du dir wünschst, sagt er, und jedes Mal schüttle ich nur den Kopf Ich gehe mit dem Schwert in den langen, nur spärlich beleuchteten Übungsraum, dessen Holzboden nach den Übungsstunden riecht und dessen Spiegelwand mir einen Körper zeigt, den ich nicht länger mühevoll unter Kontrolle halten muss. Die Kiitas, die mein Lehrer mir beigebracht hat, spulen sich wie von selbst ab, und jede Bewegung sitzt genau. Manchmal geht mir diese Beherrschung verloren, und die Schwärze in meinem Gehirn schafft sich Raum. Meistens geschieht das nachts, und wenn ich dann wieder auftauche, stelle ich fest, dass ich in seinen Armen liege, meine Kehle wund von lautlosen Schreien und mein Körper ganz steif und verkrampft von der Anstrengung, sie zurückzuhalten.
    Wenn es mir nicht gelingt, wenn sie sich Bahn brechen und ich kämpfe, hält mich ein anderes Seil über dem Abgrund. Es ist das Seil eines dämonischen Arms, dessen Hände sich um meinen Schädel legen, damit ich ihn mir nicht in Stücke schlage, der Griff, mit dem er meine Handgelenke packt, damit ich mir nicht mit meinen Krallen die Augen auskratzen kann.
    In diesen Nächten reden wir nicht. Ich ertrage es nicht, eine andere Stimme zu hören.
    Es gibt
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