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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund
Autoren: Lilith Saintcrow
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Ich versuchte, die Augen zu öffnen. Langsam gehorchten sie mir, und verschwommen tauchte vor mir ein Lichtspalt auf. Was zum Teufel ist da gerade passiert? Die Echos der Berührung eines Gottes verhallten. Sie ließen mich allein in meinem Kopf zurück, wo sich das rote Band aus Wut in Asche verwandelte und davonflog. Feine, nach Zimt riechende Asche, die im verwirrten Wind aufstieg.
    Allmählich sah ich wieder klar. Lucas stand da, abgerissen und mit hängenden Schultern, eine Sechzig-Watt-Plaswaffe auf die Dämonin mit den schneeweißen Haaren und dem glänzenden Smaragd gerichtet. Staub tanzte in der Luft, als wäre das Amphitheater eine heiße Gusseisenplatte.
    In meiner Hand summte das Messer. Japhrimel küsste mich auf die Stirn. „Atme einfach, Hedaira. Alles ist gut.“
    „Ich habe dich als Erste angeheuert“, sagte Eve mit seidenweicher Stimme. „Mach mich dir nicht zur Feindin, Todloser. Das Ergebnis würde dir ganz und gar nicht gefallen.“
    Mit zusammengekniffenen Augen zielte Lucas weiter auf Eve. „Ich glaube, du verpisst dich jetzt besser, Blauauge. Ich habe heute bereits einen Dämon getötet, und ich könnte vielleicht auf die Idee kommen, einen weiteren zu töten. Außerdem – hast du nicht zu Hause ein paar Dinge zu erledigen?“
    Sie zuckte mit den Schultern. Die Bewegung war der von Luzifer so unheimlich ähnlich, dass mein Herz einen Satz machte. „Das ist doch sowieso ziemlich egal.“
    „J … Japh.“ Meine Stimme wollte mir kaum gehorchen. Endlich schaffte ich es, wenigstens eine Silbe hervorzustoßen. „Eve …“
    Ihr Blick glitt von Lucas zu mir. Rund um die von Geröll bedeckte Senke verblassten allmählich die dämonischen Augenpaare. Die Show ist vorbei, Leute. Es gibt nichts mehr zu sehen. Verzieht euch.
    „Auf Wiedersehen, Dante. Danke, dass du mir geholfen hast.“ Ihr Lächeln wirkte wie die Plastikgrimasse einer Puppe. „Auch wenn du dich geirrt hast.“
    Inwiefern geirrt? Meine Kehle war vom trockenen Staub wie zugeschnürt. Ich konnte Eve nur aus dem Schutz heraus, den mir Japhrimels Arme boten, vorwurfsvoll anstarren. Seine Finger schlossen sich um meine und glitten unter die Spitzkappen des Messers, während er die Lippen auf mein verfilztes Haar presste und immer wieder irgendetwas murmelte.
    „Mit ein bisschen Zuspruch passt jeder Schlüssel in ein Schloss.“ Ein paar Sekunden ruhte Eves Blick auf dem Messer, und ihr Gesicht nahm einen berechnenden Ausdruck an.
    Ich hätte mich beinahe geduckt. Ob sie wohl überlegte, wie leicht es wäre, mich auf einen weiteren Holzweg zu führen?
    Ich war ja dermaßen blind gewesen.
    Japhrimel hob den Kopf aus meinem Haar. Als er sprach, geriet das ganze Geröllfeld ins Rutschen. „Das bleibt bei mir, Androgyne.“
    „Eines Tages komme ich vielleicht und fordere es ein.“ Der an Gasflammen gemahnende Glanz ihrer Augen verblasste ein wenig, und darunter erblühte eine neue Farbe.
    Grün. Wie Sonnenlicht, das durch frische Blätter fällt. Wie ein Laser. Wie Luzifers Blick.
    Ich schauderte. Japhrimels warme Hand drückte meine Finger fest gegen den samtigen Messergriff.
    „An dem Tag wird dich dasselbe Schicksal ereilen wie ihn. Beherrsche die Hölle, wenn du das möchtest; mir ist das gleichgültig. Aber uns lässt du in Frieden.“ Er klang völlig selbstsicher.
    Ich stellte fest, dass ich wieder atmen konnte. Eve. Ich versuchte mich aufzusetzen und Japhrimels Arme abzuschütteln. Was geschah mit ihr?
    Meine Tochter legte den Kopf leicht zur Seite, und die letzten Überreste des Blaus erstarben in ihren Augen. Sie war unverkennbar weiblich, und ihre unbeschreibliche Schönheit reifte in rasantem Tempo. Ihr Gesicht wurde ein wenig schmaler, und ihre goldene Haut nahm einen wärmeren Farbton an. War ihr Gesicht nur eine weitere Maske gewesen?
    Nein, diese Verwandlung war etwas anderes. Etwas, das tiefer ging. Alles Menschliche, was sie uns jemals vorgespielt haben mochte, war jetzt abgelegt, und während ich unter dem unnachgiebigen, strahlenden Himmel der Einöde von Vegas lag, konnte ich zusehen, wie etwas Unmenschliches Gestalt annahm.
    Der Fürst ist tot. Lang lebe die Fürstin. Sie drehte sich ‚um, und unter dem zerrissenen, staubüberzogenen Pullover glänzte ihr biegsamer Rücken. „Danke für eure Hilfe, meine Freunde. Aber jetzt muss ich eine ganze Welt erobern.“
    „Möge es dir Freude bereiten“, sagte Japhrimel leise, und es klang wie ein Fluch. Aber sie war bereits verschwunden. Ein Geräusch, als würde
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