Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dann mach ich eben Schluss

Dann mach ich eben Schluss

Titel: Dann mach ich eben Schluss
Autoren: Christine Fehér
Vom Netzwerk:
sein Freundeskreis. Ich kann das nicht auch noch tun und ich muss auch an mich denken. Ich wünsche mir jemanden an meiner Seite, für den ich nicht erst stattfinde, wenn alles andere abgehakt ist. Vielleicht ist er sogar ein wenig erleichtert, wenn es vorbei ist, einfach weil es einer weniger ist, der Erwartungen an ihn stellt.
    Wir haben uns für morgen verabredet, zum Spazierengehen. Bei der Aussicht auf das Date klang Max so fröhlich, dass es mir fast das Herz gebrochen hat. Er ahnt nichts, aber ich glaube, ich muss das jetzt trotzdem durchziehen, auch wenn ich mich im Moment nur an den Gedanken klammere, dass ich ihn morgen sehen werde. Er hat mir gefehlt. Ich freu mich wie blöde auf Max, ich dumme Kuh.
    31. Mai
    Ich habe es ihm gesagt. Seit heute Nachmittag sind Max und ich getrennt. Scheiße, ich weiß nicht, ob das richtig war. Er hat überhaupt nicht damit gerechnet, war so bestürzt. Er hat mich angefleht, meinen Entschluss zurückzunehmen, hat mir alles Mögliche versprochen, meinte, er bräuchte noch Zeit. Aber ich konnte nicht mehr zurück. Ich hoffe, er wird mir eines Tages verzeihen und mich verstehen. Trotzdem fühle ich mich miserabel.
    Wir sind zu »meinem« Friedhof gegangen, und ich habe ihm das Grab der alten Dame gezeigt, Liesels Grab, und ihm die Geschichte dieser großen, ewigen Liebe erzählt und habe ihm gestanden, dass ich auch von so etwas träume, und Max versicherte mir, dass er für immer mit mir zusammenbleiben will. Aber dann habe ich ihm erzählt, dass ich ihn auf dem Frühlingsfest mit Annika gesehen und ihren Kuss beobachtet habe. Max hat gar nicht erst versucht, es abzustreiten, das rechne ich ihm hoch an, aber er hat mir auch nicht versprochen, sich sofort von Annika zu trennen. Ich glaube ihm sogar, dass er nicht so ein Typ ist, der mehrere Mädchen gleichzeitig datet – Max tut das nicht, weil er sich wie ein toller Hecht vorkommt oder ein Don Juan sein will. Er war mit Annika und mit mir zusammen, weil er keiner von uns wehtun möchte, tut uns beiden aber mehr weh, als wenn er sich für eine entscheiden würde. Ich habe ihm versucht klarzumachen, dass es nur Krampf wäre, wenn wir zusammen blieben, obwohl wir beide etwas ganz anderes brauchen. Unsere Leben passen nicht zusammen, nicht jetzt. Max hat verzweifelt versucht, sich an all das Schöne zu klammern, das wir miteinander hatten, und das war auch wirklich sehr viel. Aber letztlich war es eine Affäre, immer heimlich, immer verborgen. Mich macht das kaputt, und ihn erst recht. Er hat mir nicht widersprochen.
    Noch einmal haben wir uns umarmt, aber nicht mehr geküsst, nicht geliebt. Es hat mich ungeheuer viel Kraft gekostet, standhaft zu bleiben; ich habe seinen Körper an meinem gespürt, seine Wärme ein letztes Mal genossen. Am liebsten hätte ich alles rückgängig gemacht, ihn niedergeknutscht und danach bis ans Ende der Welt entführt. Aber ich hab’s durchgezogen, seinetwegen und meinetwegen. Dann bin ich gegangen.
    Und jetzt? Sitze ich zu Hause und heule, allein mit Robby, der seine Schnauze auf meine Oberschenkel gelegt hat und ganz genau zu wissen scheint, was mit mir los ist. Ich glaube immer noch, dass es richtig war, mit Max Schluss zu machen, aber es tut so unbeschreiblich weh. Das mit uns war doch auch etwas ganz Besonderes, Seltenes, und ich habe es einfach in den Wind gejagt, beendet, weggewischt. Max wird nicht mehr zu mir in die Gärtnerei kommen, es wird keine endlosen Gespräche mehr über den Tod, die Liebe und das Leben geben, die bei allen unterschiedlichen Ansichten doch von so tiefer gegenseitiger Übereinstimmung und großem Verständnis geprägt waren, dass ich es manchmal kaum glauben konnte. Er kommt nicht mehr. Ich werde wieder allein oder mit dem Chef nach Feierabend die Blumenkästen ins Innere tragen, vergeblich darauf horchen, ob sein Auto auf den Hof rollt, werde für mich alleine Tee kochen, es wird keine Küsse im Hinterzimmer mehr geben, wenn wir endlich allein sind. Ich kann es noch nicht glauben.
    Robby kratzt an meinem Bein und will noch mal raus. Ich weiß, wo Max wohnt. Soll ich an seinem Haus vorbeigehen, in der Hoffnung, ihn zu treffen?
    Nein. Es würde nicht wie zufällig wirken. Nicht schon heute. Ich gehe einen Weg, den ich mit Max nie gegangen bin.
    2. Juni
    Er fehlt mir. Er fehlt mir. Er fehlt mir. Die letzten beiden Tage in der Gärtnerei haben kein Ende
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher