Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dann mach ich eben Schluss

Dann mach ich eben Schluss

Titel: Dann mach ich eben Schluss
Autoren: Christine Fehér
Vom Netzwerk:
Vase, damit es lange frisch blieb; sonst gab es keine Blumen darauf. Damit es nicht so kahl aussah, pflanzte ich noch Buschwindröschen als Bodendecker dazu, die sehen auch dann noch schön aus, wenn sie verblüht sind und nur noch das Grün übrig bleibt.
    Liesel. Ein Name aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts, der Mann heißt Karl. Ich stelle sie mir als jung verliebtes Paar vor, die Augen noch nicht gelblich und trübe wie jetzt, sondern lebendig, glutvoll, dem gemeinsamen Leben entgegenblickend. Die beiden haben es durchgehalten, das ganze Leben lang. Meine Mutter hat mal gesagt, früher haben die Paare sich nicht so leicht getrennt, weil die Frauen meist finanziell abhängig von ihren Männern waren. Da habe man mehr Kompromisse geschlossen, man konnte nicht so leicht weg, das Gerede der Leute nach einer Scheidung kam auch noch dazu. Ich will nicht glauben, dass das alles war. Nicht bei Paaren wie Liesel und Karl. Es muss mehr geben als nur eine Zweckehe. Die große, ewige Liebe kann doch nicht nur in Romanen und Filmen geschehen wie eine Science-Fiction-Geschichte. Ich sehe es doch an diesen beiden alten Menschen, die bis zum Tod in Treue zusammengeblieben sind. Selbst im Tod schenkt Karl seiner Liesel noch rote Rosen. So eine Liebe will ich auch.
    18. Mai
    Heute war Max wieder da. Es geht ihm nicht gut. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Weiterhin zurückstecken?
    So wie heute habe ich ihn noch nie erlebt. Er war blass und wirkte verstört, konnte kaum zuhören, wenn ich versucht habe, mit ihm zu reden. Auf seiner Stirn und Oberlippe glänzten Schweißperlen, dabei ist es noch gar nicht so warm. Zuerst habe ich gedacht, er hat herausgefunden, dass ich ihn auf dem Frühlingsfest mit seiner Annika beobachtet habe und wäre nun nervös, aber das war es nicht. Er war so durch den Wind, weil es jetzt feststeht, dass er sein Abi mit dem Vertretungslehrer absolvieren muss. Sein ehemaliger Mathelehrer, Herr Brückner, ist so ernstlich krank, dass er bis zum Schuljahresende fehlen wird. Er war der Einzige, dem Max vertraut hat, der ihn wieder aufbauen konnte, wenn er nicht die Leistungen gebracht hat, die von ihm erwartet werden. Dazu kommt seine Sorge um Brückner. Die Schüler erfahren ja nicht, was er hat, und Max denkt jetzt, sein Vater sei daran schuld, weil er Brückner neulich um eine Unterredung gebeten und ihn dann regelrecht fertiggemacht hat. Aber so muss es ja nicht sein.
    In dieser Situation konnte ich ihm natürlich keine Vorhaltungen machen. Zuerst haben wir gearbeitet – Max hat sich fast noch mehr angestrengt als sonst, war aber auch schneller erschöpft. Danach habe ich ihn reden lassen, Tee gekocht und einfach abgewartet, bis die größte Anspannung gewichen war. Ich weiß auch nicht warum. Vielleicht liebe ich ihn mehr, als es mir bislang klar gewesen ist?
    Zum Glück hat er sich an der Roy-Lichtenstein-Schule angemeldet, die nehmen ihn bestimmt, so toll wie er malt. Wenn er dorthin wechseln kann, macht er sein Ding. Daran habe ich ihn erinnert, und ihm immer wieder gesagt, dass ich an ihn glaube und dass er das alles schon packen wird, ganz sicher. Mehrere Male habe ich das gesagt, und dann irgendwann hat er mich geküsst, so zärtlich, dass mir fast schwindlig geworden ist vor Glück. In diesem Moment war er mir wieder so nah, wie ein Mensch es nur sein kann.
    Aber ich werde das Bild von ihm und Annika nicht los. Was mache ich nur?
    21. Mai
    Heute habe ich mich in der Gärtnerei krankmelden müssen. Irgendwas habe ich mir eingefangen, einen Magen-Darm-Virus vielleicht, auf jeden Fall ist mir so schlecht, dass ich im Bett geblieben bin und mir einen Eimer daneben gestellt habe. Immer wieder muss ich mich übergeben, dazwischen versuche ich, schluckweise etwas Fencheltee zu mir zu nehmen, damit ich wenigstens etwas Flüssigkeit bekomme. So elend wie heute habe ich mich seit meiner Blutvergiftung vor drei Jahren nicht mehr gefühlt, aber ich schaffe es nicht einmal zum Arzt. Ich kann nur abwarten, bis das Schlimmste vorbei ist, dann kann ich Max fragen, ob er mich zum Arzt fährt. Sicherheitshalber habe ich ihm eine SMS geschrieben, damit er sich darauf einstellen kann. Bisher hat er nicht geantwortet.
    Abends: Max hat sich den ganzen Tag nicht bei mir gemeldet. Bestimmt wieder Stress in der Schule und zu Hause. Oder er ist bei Annika. Verdammt, ich brauche ihn so. Ich will nicht jedes Mal allein sein, wenn es mir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher