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Dann mach ich eben Schluss

Dann mach ich eben Schluss

Titel: Dann mach ich eben Schluss
Autoren: Christine Fehér
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schlecht geht.
    22. Mai
    Wenigstens konnte ich gut schlafen, aber schlecht ist mir immer noch. Außerdem ist mir ein Gedanke gekommen, der mich seitdem fast wahnsinnig macht: Was ist, wenn ich schwanger bin? Schwanger von Max, der wahrlich schon genug Probleme am Hals hat? Bitte nicht, bitte, bitte nicht!! Ich bin schon die ganze Zeit am Rechnen, aber das kann ich mir genauso gut sparen, denn meine Regel kam noch nie wirklich pünktlich. Mein Zyklus schwankt zwischen 28 und 36 Tagen, er hat auch schon mal 38 Tage gedauert. Verdammt, ich hätte gleich mit der Pille anfangen sollen, nachdem ich zum ersten Mal mit Max geschlafen habe. Wir verhüten immer mit Kondomen, und so oft haben wir es auch noch nicht getan. Wenn dabei doch etwas schiefgegangen ist? Ich darf gar nicht daran denken. Max flippt aus, wenn es wahr ist und er es erfährt. Aber eine andere Erklärung habe ich nicht, in der Gärtnerei ist der Kundenkontakt nicht so eng, als dass ich mich da mit einem Virus angesteckt haben könnte. Wenn es morgen nicht besser ist, kaufe ich mir einen Test in der Apotheke. Heute ist mein 31. Zyklustag.
    Wenn sich bloß Max endlich melden würde … das ist alles so seltsam.
    23. Mai
    Spät abends kam doch noch eine SMS von Max, ich war schon eingeschlafen, hatte aber den Ton nicht abgestellt für den Fall, dass er sich meldet:
    Hallo Liebste, stell dir vor, ich bin angenommen! Trotzdem völlig fertig, mein Vater dreht total am Rad und will mich nicht wechseln lassen. Konnte mich deshalb nicht melden. Versuche es morgen, schlaf gut! Dein Max.
    Dann hat er jetzt den reinsten Stress, natürlich konnte er sich nicht melden. Immerhin hat die Übelkeit ein wenig nachgelassen, und kleine Portionen Toast kann ich bei mir behalten. Ich bemühe mich, wieder klarer zu denken und stelle fest, dass es mich stört, wenn Max nur von sich redet oder schreibt und nicht mal auf die Idee kommt, zu fragen, wie es mir geht. Gut, er weiß nicht, dass ich gerade krank bin, und hellsehen kann kein Mensch. Aber Max schwimmt so sehr in seinen eigenen Problemen, seiner Zerrissenheit, seinen Zukunftsängsten, dass für mich vielleicht gar kein Platz in seinem Leben ist. Wenn ich jetzt schwanger bin … es geht nicht. Vielleicht hätte ich mich nie auf ihn einlassen sollen, gar nicht versuchen, ihn an mich zu binden. Ich glaube, ich verlange zu viel von ihm, er schafft das nicht, diese Liebe zwischen uns. Was soll ich ihm antworten?
    Mach dir keinen Kopf, tippe ich nach dem Frühstück in mein Handy. Bin sowieso gerade lahmgelegt, blöder Virus wahrscheinlich. Du packst das schon, denk an meine Worte. Bis bald, deine Delia.
    In meinem Unterleib zieht und drückt es. Ist das schon die Gebärmutter, die jetzt stärker durchblutet wird und zu wachsen beginnt?
    28. Mai
    Ich bin nicht schwanger. Meine Regel ist gekommen, heute, am 35. Zyklustag. Was ich fühle? Erleichterung, vor allem Max wegen. Ich muss ihm nicht den zusätzlichen Stress zumuten, den sowohl ein Schwangerschaftsabbruch als auch ein Baby bedeutet hätte. Er wird auf seine Fachoberschule gehen und sich sicher eines Tages auch mit seinem Vater aussöhnen. Er wird mit Annika zusammenbleiben, weil sie besser in seine Welt passt als ich. Wir lieben uns, aber es kann keine Liebe von Dauer sein, wenn sie ihm nur Stress bereitet. Immer klarer sehe ich, dass das mit uns nicht funktioniert. Ich muss jetzt schon heulen bei dem Gedanken, dass ich es ihm bald sagen werde, aber ich glaube, es geht nicht anders. Wir stehen uns gegenseitig im Weg. Max hat mir so viel gegeben und ich ihm vielleicht auch, aber es reicht nicht. Wir tun uns gut und machen uns doch unglücklich.
    Eine Nacht schlafe ich noch drüber, dann werde ich eine Entscheidung treffen. Eigentlich ist Max derjenige, der das tun müsste, weil er zwischen zwei Mädchen steht. Aber er wird es nicht tun. Ich muss es ihm abnehmen. Vielleicht können wir uns danach sogar ganz neu begegnen.
    30. Mai
    Gestern hat er mich angerufen, weil er wieder keine Zeit hatte, vorbeizukommen. Ich habe ihm erzählt, dass ich krank war und dass es mir jetzt besser geht; er war erleichtert. Mehr wollte er nicht wissen, nicht was ich hatte, nicht ob er mal vorbeikommen soll. Fragen konnte ich ihn nicht, ich bin sicher, er würde kommen, wenn er irgendeine Möglichkeit dazu sehen würde, so wie er es immer getan hat. Er kann nicht, weil alle an ihm zerren, die Schule, sein Vater,
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