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Dampfnudelblues

Dampfnudelblues

Titel: Dampfnudelblues
Autoren: Rita Falk
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nicht recht«, sagt sie. »Wissen Sie, er hat noch eine Schwester. Ich glaub, die wohnt in Landshut. Vielleicht sollte die lieber   … Schließlich sind die ja verwandt miteinander.«
    »Eine Schwester, sagen Sie? Haben Sie da eine Adresse von der?«, frag ich dann.
    »Nein, wo denken Sie hin. Soweit ich weiß, haben die beiden auch kaum Kontakt. Ich weiß nur, dass es sie gibt und dass sie ledig ist. Also vermutlich auch Höpfl heißt. Wenn Ihnen das irgendwie weiterhilft.«
    »Auf alle Fälle«, sag ich und mach mir ein paar Notizen. Wir verabschieden uns und vereinbaren, in Verbindung zu bleiben.
    An dem Schlüsselbrett in der Diele finde ich den Hausschlüssel, den nehm ich mit. Ich frag mich allerdings, ob es nur der Ersatzschlüssel ist, oder ob der Höpfl tatsächlich überhaupt so ganz ohne Schlüssel weg ist. Es hängt ein kleines Plüschherz dran. In Rot. Also kaum zu glauben, dass es der Originalschlüssel ist. Allerdings ist auch der Autoschlüssel dran. Sonst aber nichts.
     
    Da es jetzt schon auf Mittag zugeht und mich naturgemäß sakrisch der Hunger packt, fahr ich erst einmal heim. Fahr heim, in der Hoffnung, dass mir die Oma nicht auch noch das Mittagessen verweigert.
    Aus unserem Briefkasten ragen ein paar Prospekte. Perfekt! Die schnapp ich mir gleich, mal sehen, wo’s aktuell die besten Sonderangebote gibt. Weil, mit Sonderangeboten kann man riesig punkten bei der Oma. Wenn ich zum Beispiel zu ihr sag: Du, Oma, beim C & A gibt’s heute zwanzig Prozent, dann hockt sie quasi schon bei mir im Auto. Hockt im Auto und strahlt. Und so eine Schnäppchentour schweißt schon zusammen, keine Frage. Also setz ich mich kurz in meinen Saustall und hol überlebenswichtige Informationen ein.
    Ziemlich siegessicher geh ich anschließend rüber ins Wohnhaus. Es duftet königlich und die Hoffnung auf ein Essen hebt meine Laune ganz enorm. Ein Blick in und auf den Ofen bestätigt meinen ersten nasalen Verdacht:Schweinshaxen. Schweinshaxen mit Semmelknödeln, Kraut und Biersoße. Die Soße schwarzbraun. So muss sie sein. Das Kraut gut angebraten, ganz leicht verbrannt und minimum zwei Stunden geköchelt. Die Haxerln knusprig und resch. Ein Segen für jeden hart arbeitenden Mann. Noch dazu, wenn er ohne Frühstück aus dem Haus gejagt wurde.
    Die Oma steht am Ofen und dreht sich kurz zu mir um. Schaut mich von oben bis unten an und werkelt dann weiter. Ich öffne das Küchenbüfett und mach den Tisch zurecht. Der Papa kommt rein und wäscht sich die Hände.
    »Das riecht ja großartig«, sagt er.
    Ich nicke. Das Wasser, das sich in meiner Mundhöhle jetzt breitgemacht hat, erlaubt es mir nicht zu sprechen.
    »Vier«, sagt der Papa dann. »Wir brauchen vier Garnituren.«
    »Wieso vier?«, frag ich und spucke dabei ein bisschen. Ein Blick in die Bratreine bestätigt die Worte vom Papa. Es sind tatsächlich vier Haxen drin. Ich schlucke und sag: »Kommt noch jemand?«
    »Ja, der Leopold«, sagt der Papa.
    Na, bravo!
    »Und warum kommt der Leopold eigentlich heute, so mitten unter der Woche? Der kann doch seine mordswichtige Buchhandlung nicht einfach zusperren«, muss ich jetzt fragen.
    »In der Buchhandlung sind heute die Handwerker. Er kriegt ein paar neue Regale. Und da kann er natürlich nicht aufsperren.«
    Natürlich nicht. Und deswegen muss er jetzt hier bei uns rumhängen?
    »Aha«, sag ich.
    Die Oma teilt das Essen aus und dann ist er auch schon da, der Leopold. In all seiner Pracht. Fährt mit quietschendenReifen direkt in den Hof, dass der Kies nur so fliegt. Der Papa grinst. Typisch. Das hätt ich mir mal erlauben sollen! Reinfahren, dass der Kies nur so fliegt. Da hätte er nicht gegrinst, der alte Esel.
    »Servus, Leute«, ruft uns der Leopold her, wäscht sich kurz die Hände und hockt sich dann hin.
    »Na, Oma, bist du bereit?«, schreit er sie an und wedelt mit einem Zettel. Die Oma freut sich.
    »Für was genau soll die Oma denn bereit sein?«, muss ich jetzt wissen.
    »Ja, heute gibt’s doch Personalrabatt beim Real«, sagt der Leopold. »Bis zu einunddreißig Prozent, verstehst? Wenn du was brauchst, nur zu! Wir fahren da jetzt hin, die Oma und ich. Gell, Oma?«
    Das ist ja wohl die Höhe! Der Leopold und die Oma! Der Leopold, der sich noch nie was um die Oma geschissen hat. Und schon gar nicht um Rabatte. Das war immer meine Aufgabe. Klare Rollenverteilung. Der Leopold hat den Papa zugeschleimt und ich hab die Oma ein bisserl verhätschelt. So kommt jeder auf seine Kosten. Und jetzt jagt er in
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