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Dampfnudelblues

Dampfnudelblues

Titel: Dampfnudelblues
Autoren: Rita Falk
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kommt. Bei den Italienern. Mit ihrer Cellulite. Ja, wenn man nämlich ganz genau hinschaut, kann man sie schon sehen, die ersten Anzeichen. Besonders, wenn man die Haut zwischen den Fingern quetscht. Da sieht man es. Ganz leicht zwar nur, aber schließlich ist sie auch schon knapp über dreißig, die Susi. Jetzt wird sie wach. Wahrscheinlich hab ich sie wachgequetscht.
    »Was schaust du denn so?«, fragt sie und nimmt meine Hand von ihrem Oberschenkel. Weil ich natürlich weiß, dass für Frauen das Wort Cellulite ja ganz grauenhaft ist, lass ich es lieber bleiben. Stattdessen sag ich: »Du hast schon ein paar ganz schöne Dellen in den Haxerln, gell?«
    »Du blöder Arsch!«, ist das letzte, was ich von ihr hör und seh. Sie grabscht sich die Klamotten vom Fußboden und rennt, nackt wie Gott sie schuf, durch die Tür.
    »Jesus Christus!«, hör ich den Papa draußen schreien. Dann ist es ruhig.
     
    Das Frühstück am nächsten Tag ist mäßig. Praktisch nicht vorhanden. Normalerweise ist ja die Oma die Frühstücksgöttin schlechthin. Da gibt’s keine zweite. Garantiert nicht. Weltweit. Das Frühstücksbuffet im Ritz eine Armenspeisung dagegen. Aber heute. Heute eher nix.
    »Was ist denn mit dem Frühstück los?«, frag ich die Oma, wie ich vor dem leeren Tisch steh und deute schulterzuckend darauf. Sie versteht mich sofort. Weil sie jetzt nämlich anfängt zu brüllen, so was hab ich in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt. Dass ich ein Rindvieh bin, das seinesgleichen sucht. Und, dass ich eine so erstklassige Frau wie die Susi sowieso gar nicht verdient hab. Und, dass ich mir mein Scheißfrühstück in Zukunft selber machen kann. Ein für allemal. Weil sie es satt hat, mir ewig den Leo zu machen. Ich müsste schon längst verheiratet sein, in meinem Alter. Und so weiter und so fort. Dann stampft sie in den Garten hinaus und knallt mit der Tür. Ich schenk mir noch schnell einen Schluck Kaffee ein, der auf der Wärmeplatte so vor sich hin dünstet, und dann bin ich auch weg.
     
    Ja, die Oma und die Susi, das ist so eine Sache. Das ist praktisch die ganz große Liebe. Von Anfang an. Und die Oma schwört Stein und Bein, dass die Susi die einzig Richtige ist für mich. Keine andere hatte je eine Chance. Die werden ja nicht einmal gegrüßt von der Oma. Vom Papa übrigens auch nicht. Immer wenn ich irgendwann mal ein anderes Mädchen mit nach Haus gebracht hab, herrschte eine Atmosphäre wie auf einer Taubstummenparty. Irgendwann hab ich’s dann einfach gelassen, meine Damen mit ins Wohnhaus rüberzunehmen. Wir sind dann lieber im Saustall geblieben, sogar, als er noch seine ursprüngliche Funktion hatte und die Schweine drin waren. Die hat’s eh nicht gestört. Und aus. Kein: Das ist meine Oma, das ist mein Papa oder so. Sex und sonst nix. Ohne Familienanschluss halt. Außer bei der Susi. Und die hat mir jetzt mein Frühstück vergeigt. Bloß weil sie gestern in einem hysterischen Anflug splitterfasernackt in den Hof gelaufen ist. Na Mahlzeit!

Kapitel 4
    Also nehm ich wohl oder übel mit leerem Magen meine Höpfl-Ermittlungen wieder auf. Nachdem ich in der Schule nachgefragt hab, steht fest, dass er immer noch abgängig ist. Fahr dann zu ihm nach Hause, klopfe, läute, wiederhole quasi das Vortagesprogramm.
    Nichts. Kein Höpfl.
    Anruf beim Schlüsseldienst, welcher auch kurz darauf eintrifft.
    Zugegebenermaßen bin ich dann ziemlich überrascht, dass der Türöffner, den ich da gerufen hab, ausgerechnet der Sieglechner Bruno ist. Den hab ich ja ewig nicht mehr gesehen. Bald zwanzig Jahre müssten das sein. Früher war er in unserer Clique. Wie wir halt noch mit unseren Mokicks die Gegend unsicher gemacht haben. Ganz groß haben wir uns damals gefühlt, weil wir mit 80   km/h durchs Dorf geknattert sind. Der Bruno hat seinerzeit die Angie aus Landshut aufgerissen. Das war vielleicht ein Superweib. Und dann ist er bald nicht mehr so viel mit und durchs Land gekurvt, sondern vielmehr auf ihren Kurven gelandet. Das weiß ich noch genau. Irgendwann war sie dann schwanger, die Angie. Das weiß ich auch noch genau. Wir sind damals grad so im Biergarten gesessen, völlig entspannt, es war ein erstklassiger Tag, und auf einmal sagt die Angie, dass sie schwanger ist. Dass sie schwanger ist und dass jetzt geheiratetwird. Wir waren alle einigermaßen platt, würd ich mal sagen. Alle, bis auf den Bruno. Der Bruno hat seelenruhig von seiner Radler getrunken, hat das Glas abgestellt und gesagt: »Ja, dann heiraten wir
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