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Dampfnudelblues

Dampfnudelblues

Titel: Dampfnudelblues
Autoren: Rita Falk
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Laub, könnte ebenfalls Blut sein. Jetzt wird mir die Sache langsam zu heiß. Eine gewaltsame Kindsentführung mit allem Pipapo, fährt es mir direkt ins Hirn. Gefahr in Verzug, praktisch. Ein Anruf beim Richter Moratschek ist jetzt unverzichtbar. Und er reagiert sofort. Allein schon, weil er mich bei der Aufklärung meines Vierfachmordes in keiner erdenklichen Art und Weise unterstützt hat. Ich erläutere ihm also den Ernst der Lage und im Nullkommanix ist hier das SEK am Gelände. Die Hubschrauberstaffel kreist über uns undScheinwerfer erhellen jeden Winkel des Waldes. Die Suchhunde schnüffeln im Wageninneren und fangen zu suchen an. Und ich steh relativ entspannt daneben und lass die Kollegen ihre Arbeit tun. Ein sehr angenehmer Moment, muss ich schon sagen.
    Dass es jetzt nicht direkt zum Happy Ending kommt und irgendwo aus dem Gebüsch eine total verängstigte Familie aus den Klauen der Entführer gerettet wird, ist zwar schade, aber nicht zu ändern. Es war dann eher so, dass ich wie gesagt völlig entspannt dem eifrigen Treiben zugeschaut hab und plötzlich steht neben mir ein Mitglotzer. Ein kleiner Mann, die hellblauen Hemdsärmel hochgekrempelt, und ein bisschen atemlos. Im ersten Moment hab ich ihn nicht weiter beachtet. Erst als er sagte: »Cosa cè? Was ist los?«, wurde ich stutzig. Da hab ich ihn genauer angesehen und gemerkt, dass er einen Benzinkanister in der Hand hält.
    Mir schwant Furchtbares.
    Und, ja, es war der Wagenbesitzer. Er fragt mich einfach: »Was ist los?«, dieser Arsch.
    Ihm war das Benzin ausgegangen! Das Benzin! Das muss man sich einmal vorstellen. Und er hat den Benzinkanister aus dem Kofferraum geholt und sich dabei an der Hand verletzt. Daher das Blut an der Stoßstange. Und dann war er schlicht und ergreifend auf dem Weg zur Tankstelle. Und weil er sich hier in der Gegend nicht auskennt, hat er dann zweieinhalb Stunden dafür gebraucht. Hin und zurück, versteht sich. Ja, ich glaube, die Ausführung ist ausführlich genug, ich würd jetzt ganz gern das Thema wechseln. So viel eben nur, um zu verstehen, warum ich halt nicht wirklich schnell und unbürokratisch eine Unterstützung krieg, bei Gefahr in Verzug.
     
    Wie ich am Abend daheim auf dem Kanapee lieg und mit Supertramp versuche, dem Papa seine Beatles zu übertönen, klopft es kurz und die Susi kommt rein. Sie will wissen, warum ich heut nicht bei ihr im Büro war. Wir haben nämlich beide unsere Dienstzimmer im selben Gang vom Rathaus, und da ist es praktisch unvermeidbar, aufeinanderzustoßen. Besonders, weil die Susi den besten Kaffee kocht weit und breit. Heute war mir aber eher nicht nach Kaffee. Und außerdem bin ich durch den Höpfl-Fall so dermaßen eingespannt, dass ich für so einen Firlefanz wie Kaffee überhaupt keine Zeit hab. Und das sag ich ihr auch.
    »Du, Susi«, sag ich. »Ich bin grad dienstlich gesehen so im Stress, da muss das Privatleben eben hinten anstehen.«
    »Aha«, sagt die Susi. »Und mit meinem Italienurlaub hat das nichts zu tun?«
    »Italienurlaub? Nein, absolut nicht. Wieso?«
    »Ich mein ja bloß«, sagt sie und kuschelt sich ein bisschen her zu mir. Sie liegt mit dem Kopf direkt auf meiner Brust und ihre Haare riechen großartig. Leider kitzeln sie mich aber auch in der Nase und so muss ich sie umquartieren. Die Susi, mein ich. Ich quartier sie dann einfach direkt unter mich, weil dann die Haare nicht mehr in mein Gesicht fallen können und es auch sonst viel bequemer ist. Wir schmusen ein bisschen und so. Alles ziemlich einwandfrei. Direkt traumhaft.
    »Dreamer«, tönt es aus dem Lautsprecher.
    Hinterher schläft sie pudelnackig in meiner Armbeuge ein und so kann ich sie seelenruhig anschauen. Schön ist sie schon eigentlich. Relativ wenigstens. Früher war sie noch viel schöner. Vor ein paar Jahren. Wie sie halt noch jünger war. Aber die Zeit ist auch an ihr nicht spurlos vorbeigegangen. Irgendwann einmal hat sie gesagt, wir sollten heiraten. Weil sie eben auch älter wird und schon ganz gern maleine glückliche Familie haben möchte. Heiraten! So weit kommt’s noch.
    »Du, Susi«, hab ich zu ihr gesagt. »Jetzt schau dich doch mal um. Nimm meinetwegen den Flötzinger. Oder den Simmerl zum Beispiel. Die beiden haben eine Familie.«
    »Und?«, hat die Susi gefragt.
    »Und schauen die vielleicht glücklich aus?«
    Sie hat den Kopf geschüttelt und damit war die Sache durch. Und jetzt will sie nach Italien. Bittesehr, soll sie doch fahren. Da wird sie dann schon sehen, wie weit sie
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