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Dampfnudelblues

Dampfnudelblues

Titel: Dampfnudelblues
Autoren: Rita Falk
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genau drauf.
    »Aua!«, schrei ich.
    »Oweia«, sagt sie. »Ich war ja schon immer dagegen, dass du hier in den blöden Saustall ziehst. Wer weiß, was du da grad ausbrütest. Ausschauen tut’s jedenfalls wie die Beulenpest.«
    Jesus Christus!
    Aber natürlich weiß ich, was jetzt kommt. Ich kenn doch meine Oma. Die lässt ihren Franz nicht so dahindarben. Und schon gar nicht, wenn es der Franzl ist.
    Augenblicke später schwebt sie schon ein. Den Papa im Schlepptau. Er trägt ein Tablett, das sich durchbiegt, und baut es sorgfältig vor mir auf.
    »Mein lieber Schwan, schaust du scheiße aus!«, sagt er mitfühlend und macht sich dann auch gleich vom Acker. Um der möglichen Ansteckungsgefahr aus dem Weg zu gehen, versteht sich. Ganz anders die Oma. Sie füttert mich mit Eiersuppe und einer frischen Honigsemmel. Ein paar Biskuitplätzchen, Salzstangerln und Cola, Kamillentee und Gin. Ein Limoglas voll. Fürs Hirn krieg ich eine Salbe und ein Pflaster. So geht’s schon gleich besser.
    »Jetzt ruhst dich schön aus, Franzl, und heut Mittag mach ich dir eine Kleinigkeit zum Essen, gell«, sagt sie und schlenzt mir die Backe.
    »So klein muss es gar nicht sein«, sag ich.
    Sie grinst. Sie hat mich schon verstanden.
     
    Nach dem Mittagessen geht es mir wieder tipptopp, vermutlich sind mir nur gestern die privaten Gegebenheitenauf den Magen geschlagen. So mach ich mich dienstbeflissen auf den Weg zum Büro, schließlich muss ja die Sache mit dem Höpfl langsam ins Rollen gebracht werden. Vorher mach ich noch schnell beim Simmerl halt, weil ja dem Simmerl sein Max zum Höpfl in die Schule geht. Mein Gedanke gilt dem jährlichen Schülerheft, das es wohl in allen Schulen gibt. Und in diesen Heften ist zumeist auf der allerersten Seite ein Vorwort vom Rektor samt seiner Visage. Und weil es sich dabei meist um ein aktuelles Foto handelt, wär das geradezu ideal für meine Fahndung. Natürlich hab ich auch auf meiner Digitalkamera das Foto, das ich neulich selber gemacht hab. Bei der Wandschmiererei halt. Aber darauf ist leider nur riesengroß STIRB, DU SAU! zu lesen und der Höpfl winzigklein daneben. Außerdem ist er da so dermaßen verschwitzt, dass er glänzt wie ein Spanschwein und somit reflektiert. Also kaum brauchbar für meine Zwecke. Drum also jetzt zum Max.
    »Servus, Simmerl«, sag ich beim Reingehen.
    Es sind zwei Kunden vor mir, das will ich nicht abwarten.
    »Du, sag einmal, ist dein Max schon daheim?«
    »Ja, freilich. Der ist oben. Gehst durchs Schlachthaus hinten durch«, sagt der Simmerl, während er ein Gulasch eintütet.
    »Alles klar«, sag ich und mach mich auf den Weg.
    Das Zimmer vom Max ist leicht zu finden wegen lauter Musik und Pubertätsschweiß. Ich klopf an.
    Das »Was ist?«, das jetzt kommt, hat den Tonfall von »Hau ab!« und trotzdem geh ich rein. Er liegt auf dem Bett und liest in der ›Bravo‹.
    »Du, Max, eine Frage«, sag ich so und setz mich auf seinen Bürostuhl, wo bergeweis Klamotten liegen. Er rappelt sich ein wenig in die Höhe und legt die ›Bravo‹ weg.
    »Und die wäre«, sagt er.
    »Hast du zufällig noch das letzte Jahresheft von eurer Schule?«
    »Das Schülerjournal?«
    »Wenn’s denn so heißt.«
    »Klaro«, sagt er und beugt sich mit dem Oberkörper weit unters Bett. Dort zieht er dann massenhaft Zeitschriften hervor, die meisten aus der Schmuddelecke. Aus dem Haufen fingert er relativ zielsicher das Jahresheft vom letzten Schuljahr. Wunderbar.
    »Ist da auch der Höpfl drin?«, frag ich.
    Er pustet den Staub ab und reicht es mir rüber.
    Er grinst.
    »Eigentlich schon«, sagt er.
    Ich schlag die erste Seite auf und da seh ich es schon. Ein Foto vom Rektor halbseitig, Hochglanz, aktuelles Bild. Allerdings sind dem Höpfl die Augen auskratzt. Also dort, wo normal seine Augen sind, gibt es nur Löcher. Das schaut unheimlich aus.
    »Du hast ihm die Augen ausgekratzt?«, sag ich so und leg das Heft wieder weg.
    »Ausgestochen! Mit dem Zirkel. Als Allererstes, gleich wie ich das Heft bekommen hab. Mein Lehrer hat dabei zugeschaut.«
    »Und was hat er gesagt, dein Lehrer?«
    »Gar nichts. Er hat nur gegrinst«, sagt der Max und schmeißt sich wieder aufs Bett.
    »Gegrinst«, sag ich. Ist wohl bei den Lehrern auch nicht direkt beliebt, der Höpfl.
    »Sonst noch was?«, fragt der Max und fischt sich jetzt die ›Bravo‹ wieder. Ich heb die Hand zum Gruße und mach mich davon.

Kapitel 6
    Auf meinem Schreibtisch im Büro liegt dann ein Zettel: Der Höpfl ist zurück.
    Das
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