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Damenschneider

Damenschneider

Titel: Damenschneider
Autoren: Rupert Schöttle
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Frauen kommen einfach zu spät!«

Epilog
     
    Die Freude über die zügige Auflösung des Falles währte bei unseren beiden Inspektoren leider nur kurz. Denn die von Polizeipräsident Heider in Aussicht gestellten Beförderungen fanden nicht statt, da die Innenministerin aufgrund der angespannten Finanzlage ihren Wählerinnen und Wählern großherzig versprochen hatte, jegliche Beförderung einer Staatsbeamtin oder eines Staatsbeamten bis zur Bewältigung der Krise auszusetzen: »Denn jeder, der das Glück hat und in Zeiten wie diesen über einen sicheren Arbeitsplatz verfügt, sollte aus Solidarität mit seinen weniger glücklichen Mitbürgerinnen und Mitbürgern zu Opfern bereit sein. Selbstverständlich sind auch wir Staatsbeamtinnen und Staatsbeamten von dieser Pflicht nicht ausgenommen. Daher gehen wir mit gutem Beispiel voran und verzichten in diesem und dem nächsten Jahr auf alle anstehenden Gehaltserhöhungen und Beförderungen.«
    Vogel und Walz gingen schon am darauf folgenden Montag wieder zur Tagesordnung über, ohne allerdings ihre abgegebenen Fälle wieder aufzunehmen.
    Die meisten waren ohnehin schon aufgeklärt.
    Helmut Fiedler wurde aufgrund der Intervention der Versicherungen des vielfachen Betrugs überführt und zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt, nachdem seine Unfallgegner übereinstimmend ausgesagt hatten, dass er all seine Unfälle auf die gleiche Weise provoziert hatte.
    Walz besuchte Andreas Reif noch einmal im Spital, der nach dem Tod von Bojan Bilovic tatsächlich eine tiefe Krise durchlitt, die durch das plötzliche Absetzen der stimmungsaufhellenden Substanzen, die er von dem Krankenpfleger erhalten hatte, noch verschärft wurde.
    Elisabeth Marthaler verschwand wieder aus dem Leben von Walz. Durch seine Freundin Clara Montero erfuhr er noch, dass sie von ihren beruflichen Plänen angesichts der Wirtschaftskrise vorerst Abstand genommen hatte.
    Der bedauernswerte Zustand Florian Rosts wurde hingegen nicht öffentlich gemacht. Informierte Kreise munkelten von Tauschgeschäften mit der Presse, die, falls sie den Sänger nicht in diesem Zusammenhang erwähnten, Einzelheiten aus Bilovics früherem Leben erfahren würden. So stand der weiteren Karriere des Countertenors nichts mehr im Wege, der sich andernfalls, wie er Clara Montero versicherte, sofort aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen hätte.
    Obwohl sich die Presse anfangs gierig auf die »Mordschwestern« gestürzt hatte, solidarisierte sie sich nach zahlreichen Enthüllungen über Bilovics Lebensweise mit den Krankenschwestern. Vor allem nach Bekanntwerden der Tatsache, dass er in einem serbischen Folterlager sein Unwesen getrieben hatte, und auch seine Vorlieben für absonderliche Sexualpraktiken, die auf undurchsichtigen Kanälen an die Presse gelangt waren, forderte »Volkes Stimme« eine milde Beurteilung des Falles. Tatsächlich ließ die Staatsanwaltschaft die Anschuldigung der »Beihilfe zum Mord« gegen Schwester Sabine fallen und sprach sie frei, Schwester Esther wurde, ungeachtet der minutiösen Planung des Mords, nur wegen »Totschlags im Affekt« angeklagt und lediglich zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt.
    Von der Tätigkeit des Fotografen Markus Lichtenthal erfuhr Vogel kurioserweise erst viel später, als er sich mit seinem Freund Volkhammer endlich wieder einmal im Bridge-Club traf. Immerhin war ihm dadurch bei seinen Ermittlungen ein weiterer Verdächtiger erspart geblieben. Ob er der Urheber des Fotos von Mimi Hawraneks Unfall war, wollte Vogel nicht mehr klären, da Fiedler ohnehin seine gerechte Bestrafung erhalten hatte. Trotzdem behielt er ihn im Auge und ließ sich immer wieder die »U-Bahn-Zeitung« von Mimi Hawranek mitbringen, die unterdessen Geschmack an den öffentlichen Verkehrsmitteln gefunden hatte.

Danksagung
     
    Der Erfolg hat viele Väter, der Misserfolg nur einen.
     
    Für den zweiten Fall übernehme ich die volle Verantwortung, obwohl das nicht weniger als ungerecht wäre gegenüber meinem geliebten Weib, das mich stets mit gespitztem Bleistift und wachem Sinn auf Dinge hingewiesen hat, die man so nicht schreiben kann.
     
    Ungerecht wäre es auch gegenüber meiner verehrten Lektorin Claudia Senghaas, die mit sensibler Hand dem Text seine endgültige Form verliehen hat.
     
    Schließlich sei auch noch dem Chefinspektor Michael Kopp gedankt, der mir bei Fragen über die polizeilichen Ermittlungstätigkeiten geduldig Rede und Antwort gestanden hat.

 
     
    Rupert
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