Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Damenschneider

Damenschneider

Titel: Damenschneider
Autoren: Rupert Schöttle
Vom Netzwerk:
erwischt?«
    Wieder nickte sie.
    »Und wie haben die beiden darauf reagiert?«
    »Sie haben mich nicht bemerkt …«
    »Ach so, Sie sind mit Ihrem Schlüssel in seine Wohnung gegangen, haben verdächtige Geräusche aus dem Schlafzimmer vernommen und sind dann hingeschlichen. Stimmt das in etwa so?«
    »Ja«, flüsterte sie.
    »Hatten Sie Ihren Besuch nicht angekündigt?«
    »Nein.«
    »Dann hatten Sie also schon einen Verdacht?«
    Sie nickte.
    »Und woher wussten Sie davon?«, fragte Vogel, dessen zunehmend gereizter Stimme man anhören konnte, dass er bald seine Geduld verlieren würde.
    »Er hat ja kein Geheimnis daraus gemacht.«
    Vogel blies seine Backen auf und atmete hörbar aus, ein untrügliches Zeichen für Walz, sich in die Vernehmung einzumischen.
    »Liebe Esther, woher wussten Sie überhaupt, dass es sich bei dieser Dame um Elisabeth Marthaler handelt?«, fragte nun Walz betont freundlich.
    »Ihren Nachnamen kannte ich nicht, aber dass sie Elisabeth heißt, das habe ich erfahren.«
    »Wie? Hat er es Ihnen gesagt?«
    »Nein, nicht direkt.«
    »Gut, Sie haben es also herausgefunden, auf welchem Weg auch immer … Und was haben Sie dann getan, ich meine, nachdem Sie die beiden erwischt hatten?«
    Erstaunt schaute Neuhold ihn an.
    »Was soll ich schon Großes getan haben? Ich bin nach Hause gefahren.«
    »Ohne ihn zur Rede zu stellen?«
    »Was hätte das genützt?«
    »Das ist auch wieder wahr«, sagte Walz, während er mit einer beschwichtigenden Handbewegung zu seinem ungeduldigen Kollegen hinübersah.
    »Und danach haben Sie ihn nicht mehr gesehen?«
    »Nein«, sagte sie, und blickte die beiden plötzlich offen an.
    »Gut, das wäre es auch schon. Leider müssen Sie mit uns auf das Kommissariat kommen, damit wir Ihre Aussage aufnehmen können«, ergriff nun wieder Vogel das Wort.
    »Aber ich bin doch krank!«, wand sie verzweifelt ein.
    »Haben Sie ein ärztliches Attest?«, fragte Vogel trocken.
    Wortlos schüttelte sie den Kopf.
    »Na, sehen Sie. Wenn Sie darauf bestehen, führen wir Sie natürlich gerne dem Amtsarzt vor. Und wenn der sie für krank erklärt, werden Sie sogleich wieder hierher gebracht. Aber wie Sie sich vorstellen können, hat das nur eine aufschiebende Wirkung. Sie müssen dann in jedem Falle wiederkommen. Bringen wir es doch gleich hinter uns!«, schloss Vogel aufmunternd und tätschelte ihr leicht den Oberarm. »Sie machen sich jetzt ein wenig frisch und ziehen sich an, wir warten hier derweil auf Sie.«
    Nachdem sie sich mit gesenktem Kopf in ihr Schlafzimmer zurückgezogen hatte, flüsterte Walz seinem Kollegen zu:
    »Was um alles in der Welt hast du mit ihr vor? Ihre Aussage hat doch Zeit.«
    Vogel grinste verschwörerisch:
    »Lass mich nur machen, mir ist da ein Gedanke gekommen!«
     
    Als Vogel in den Gürtel einbog, der stadtauswärts in östliche Richtung führte, ahnte Walz, was sein Kollege vorhatte.
    Nachdem er auf den Besucher-Parkplatz des Sankt-Johann-Spitals gefahren war, schaute ihn Esther Neuhold flehentlich an.
    »Was wollen Sie denn im Spital?«, fragte sie ihn ängstlich.
    »Parken. Wir machen hier in der Nähe jetzt nur noch einen kurzen Krankenbesuch, bevor wir ins Kommissariat fahren«, sagte Vogel in aufmunterndem Tonfall und stieg aus.
    Walz, der mit Neuhold im Fond Platz genommen hatte, lief um das Auto herum und hielt seiner Begleiterin galant die Türe auf. Diese jedoch zögerte, die Einladung anzunehmen, und schaute ihn nur traurig an.
    »Sie können ruhig mitkommen, die Dame wird sich sicherlich über Ihren Besuch freuen …«, sagte Vogel aufgeräumt.
     
    Sabine Schaub war jedoch keineswegs erfreut, als sie neben den Inspektoren auch ihre Kollegin entdeckte.
    »Dürfen wir hereinkommen?«, fragte Vogel freundlich lächelnd.
    Verwirrt und ohne etwas zu sagen, gab Schaub den Weg in ihr Appartement frei.
    Im Wohnzimmer bat Vogel alle Anwesenden, sich zu setzen.
    Er selbst blieb hingegen stehen.
    »Liebe Frau Neuhold, liebe Frau Schaub«, begann er in feierlichem Ton. »Wir haben uns hier versammelt, um mit Ihnen zusammen den Tod von Herrn Bilovic aufzuklären. Unterbrechen Sie mich also bitte sofort, wenn Sie meine Mutmaßungen den Tathergang betreffend nicht teilen. Da das Opfer in seinem Operationssaal vergiftet aber tot in seinem Schlafzimmer aufgefunden wurde, haben wir uns natürlich die Frage gestellt, wie ein einzelner Täter so etwas zustande bringen könnte. Diese Frage beantwortete schon bald unser Gerichtsmediziner, der Spuren von Talkum an den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher