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Die Stunde der Zaem

Die Stunde der Zaem

Titel: Die Stunde der Zaem
Autoren: Hubert Haensel
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Prolog
    In jenen Tagen trugen sich Dinge von weitreichender Bedeutung zu, wie mancher Traum es verheißen hatte. Dies war die Zeit des sich neigenden Jahres, und der zunehmende Schwertmond stand in klaren Nächten am nördlichen Firmament.
    Die Zeichen der Macht waren im Wechsel begriffen.
    Denn das kommende Jahr würde das Jahr der Zaubermutter Zaem sein…
    Ihr gehörte auch der Hexenkreis, der in sieben Tagen neu begann…
    Und ihren Namen trug ebenfalls der anbrechende Großkreis…
    Die Tage am Hexenstern waren kurz. Die trübe Dämmerung heftiger Schneestürme erfüllte sie, während nächtens die Wolken schwanden und Eiseskälte hereinbrach, wo die Winde aus vier Himmeln sich vereinten.
    Zaudern wohnte in unseren Herzen, weil Zuma vor vielen Monden den Weg ins Licht ging. Noch war ihre Nachfolge offen, obgleich es eine gab, die würdig schien, Zaubermutter von Vanga geheißen zu werden:
    Ambe, Hexe von Gavanque…
    Viele Wahrträume, die sie hatte, hoben sie hinaus über die Menge begnadeter Seherinnen. Einst, so hieß es, hatte sie ihre Träume von Fronja bekommen, der Tochter des Kometen, unserer Ersten Frau. Heute besaß ihr Geist die Reife für eigene Träume.
    Aber Fronja konnte ihr nicht die Weihen geben, die sie zu Zambe machten, zur Zaubermutter, denn das Böse bedrängte sie.
    Die Ode jener Tage spricht von bangem Hoffen, von Furcht, Verzweiflung, Mut und aufopfernder Hingabe. Nicht eine Frau war es, die vor uns hintrat, sondern ein Mann, wie einst Caeryll, mit starker Hand das Schwert führend, edel in der Gesinnung, treu im Glauben, doch behaftet mit all den kleinen Fehlern, die Sterblichen eigen sind.
    Mythor nannte er sich. Er war der Sohn des Kometen.
    Und dies ist Teil des Liedes zwischen Zukunft und Vergangenheit:
    Es schreit die Stimme des Blutes, der Geist ist wach und begreift doch nicht.
    Die Stunde der Angst wähnt nahe, woran letzten Endes so vieles zerbricht.
    Magie nicht noch Schwert hält sie auf - trügerisch gar die Sicherheit der Großen Barriere.
    Dämonen geben ihre Opfer nie frei, nur den Tod kann ihnen niemand verwehren.
    Wenn Träume versiegen, leidet das Land, wächst der Finsternis Macht.
    Dann zeigt sich, wo noch Liebe ist…
    Er, der Schuld hat, sucht Fronja zu retten.
    Wie ein Fluch kam die Uneinigkeit über uns, die wir das Schicksal der Ersten Frau in Händen hielten. Sprachen nicht die alten Gesänge von Fronjas Vermählung mit dem Sohn des Kometen, von einer Vereinigung Vangas mit Gorgan?
    Die Hexe und der Krieger - einst hatten sie die Welt gezeugt, heute waren sie Sinnbild eines nie versiegenden Quells der Hoffnung, oder auch unübersehbares Mahnmal, Hinweis, daß es wirkliches Verstehen kaum geben konnte.
    Hört, sprach Zaem, und laßt die Vernunft entscheiden. Rettung für Fronja wird es nicht geben. Wollt ihr, daß alle Dämonen über Vanga hereinbrechen?
    Eine war unter uns, die trat ihr entgegen. Ihre Worte waren sanft doch sie brannten sich in unsere Gedanken ein, als seien sie mit Feuer und Schwert geschrieben.
    Sieh dich um, sagte Zahda. Überall ist Norden. Wohin man auch geht vom Nabel der Welt, eines Tages erreicht man Gorgan, das Männliche. Fronja wird gewußt haben, weshalb sie diesen Ort wählte.
    Du sprichst, als weile sie nicht mehr unter den Lebenden, warf Zonda ein.
    Weil, so erwiderte Zahda, Zaem den Tod der Ersten Frau will.
    Er ist Notwendigkeit, rief die Mutter des Schwertmonds.
    Und abermals heischte Zahda um Gehör:
    Habt ihr vergessen, daß ein wirklicher Sieg über die Macht der Schatten nur möglich sein wird, wenn die Hexe sich mit dem Krieger vereint? Ist es nicht unsere Pflicht, Fronja und Mythor zusammenzuführen?
    Es waren aber nur die Zaubermütter Zeboa, Zonda, Zumbel und Zirri, die ihre Worte guthießen, wohingegen Zytha, Ziole, Zanni und Zoud auf Seiten der Zaem standen. Ihr gelang es auch, Zedra von ihren Ideen zu überzeugen.
    Was die weiße Hexe Ambe dachte, war keinem ein Geheimnis. Deshalb forderte Zahda, sie schnell zur Zambe zu küren, um das Gleichgewicht zu wahren. Doch nur Fronja besaß das Recht, dies zu tun, und sie zu wecken, bedeutete, große Gefahr heraufzubeschwören. Die Dämonen schliefen nicht.
    Laßt unsere Erste Frau an jenem sicheren Ort, verlangte Zaem. Und Ambe soll verpuppt bleiben, denn nur so kann sie eines nicht mehr fernen Tages uns allen von Nutzen sein.
    Ihr vergeßt den Sohn des Kometen, rief Zahda aus dem Haus der Hoffnung, in dem sie lange Zeit weilte und sich ihren Gedanken hingab. Er allein kann
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